Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

12. Cap. Von Orangen-Bäumen.
Kunst-Gärtner ihm zuvor thun würde. Hieraus
wird ein jeder von selbsten urtheilen können, daß
es, wenn die Bäume beständig in einem solchen
Qual und Feuchtigkeit stehen müssen, nicht an-
ders seyn kan, als daß dergleichen Ungeziefer
im Ueberfluß erzeuget werde. Wie es hernach-
malen den armen Bäumen ergangen, habe ich nicht
erfahren können. So geht es, wenn tumme Leu-
te sich in Dinge mischen, die sie nicht verstehen.
Auf diese Art wird dem Eigenthums-Herrn oft viel
Schaden verursachet.

§. 10.

Es ist lächerlich und einfältig, wenn einVon den
Garten-
Scherben,
Kasten und
Kübel.

kleiner Baum in einen grossen und hingegen ein
grosser in einen kleinen Kübel oder Scherben ge-
stelt wird. Doch ist es fast besser, (welches ich
zwar nicht anrathe,) wenn ein kleiner Baum in
ein grosses Gefäß gepflanzet wird, als wenn ein
grosser in ein kleines zu stehen komt, denn im lez-
tern Fal ist zu befürchten, daß ein Baum wegen
Mangel der Nahrung kränklich werde und endlich
zurücke gehe, auch von dem Winde desto leichter
umgeworfen werden möge. Hingegen wenn ein
kleiner Baum in einem grossen Kasten gesetzt wor-
den, hat man dergleichen nicht zu besorgen, nur
daß es nicht fein stehet, denn es muß auch hierin-
ne eine Proportion beobachtet werden, daß der
Sache weder zu viel noch zu wenig geschiehet.
Viele meinen zwar ein grosses Garten-Gefässe
verhinderte einen kleinen Baum in seinem Wachs-
thum, welches ich aber nicht begreifen kan. Jch

halte
N 4

12. Cap. Von Orangen-Baͤumen.
Kunſt-Gaͤrtner ihm zuvor thun wuͤrde. Hieraus
wird ein jeder von ſelbſten urtheilen koͤnnen, daß
es, wenn die Baͤume beſtaͤndig in einem ſolchen
Qual und Feuchtigkeit ſtehen muͤſſen, nicht an-
ders ſeyn kan, als daß dergleichen Ungeziefer
im Ueberfluß erzeuget werde. Wie es hernach-
malen den armen Baͤumen ergangen, habe ich nicht
erfahren koͤnnen. So geht es, wenn tumme Leu-
te ſich in Dinge miſchen, die ſie nicht verſtehen.
Auf dieſe Art wird dem Eigenthums-Herrn oft viel
Schaden verurſachet.

§. 10.

Es iſt laͤcherlich und einfaͤltig, wenn einVon den
Garten-
Scherben,
Kaſten und
Kuͤbel.

kleiner Baum in einen groſſen und hingegen ein
groſſer in einen kleinen Kuͤbel oder Scherben ge-
ſtelt wird. Doch iſt es faſt beſſer, (welches ich
zwar nicht anrathe,) wenn ein kleiner Baum in
ein groſſes Gefaͤß gepflanzet wird, als wenn ein
groſſer in ein kleines zu ſtehen komt, denn im lez-
tern Fal iſt zu befuͤrchten, daß ein Baum wegen
Mangel der Nahrung kraͤnklich werde und endlich
zuruͤcke gehe, auch von dem Winde deſto leichter
umgeworfen werden moͤge. Hingegen wenn ein
kleiner Baum in einem groſſen Kaſten geſetzt wor-
den, hat man dergleichen nicht zu beſorgen, nur
daß es nicht fein ſtehet, denn es muß auch hierin-
ne eine Proportion beobachtet werden, daß der
Sache weder zu viel noch zu wenig geſchiehet.
Viele meinen zwar ein groſſes Garten-Gefaͤſſe
verhinderte einen kleinen Baum in ſeinem Wachs-
thum, welches ich aber nicht begreifen kan. Jch

halte
N 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0231" n="199"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">12. Cap. Von Orangen-Ba&#x0364;umen.</hi></fw><lb/>
Kun&#x017F;t-Ga&#x0364;rtner ihm zuvor thun wu&#x0364;rde. Hieraus<lb/>
wird ein jeder von &#x017F;elb&#x017F;ten urtheilen ko&#x0364;nnen, daß<lb/>
es, wenn die Ba&#x0364;ume be&#x017F;ta&#x0364;ndig in einem &#x017F;olchen<lb/>
Qual und Feuchtigkeit &#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, nicht an-<lb/>
ders &#x017F;eyn kan, als daß dergleichen Ungeziefer<lb/>
im Ueberfluß erzeuget werde. Wie es hernach-<lb/>
malen den armen Ba&#x0364;umen ergangen, habe ich nicht<lb/>
erfahren ko&#x0364;nnen. So geht es, wenn tumme Leu-<lb/>
te &#x017F;ich in Dinge mi&#x017F;chen, die &#x017F;ie nicht ver&#x017F;tehen.<lb/>
Auf die&#x017F;e Art wird dem Eigenthums-Herrn oft viel<lb/>
Schaden verur&#x017F;achet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 10.</head><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t la&#x0364;cherlich und einfa&#x0364;ltig, wenn ein<note place="right">Von den<lb/>
Garten-<lb/>
Scherben,<lb/>
Ka&#x017F;ten und<lb/>
Ku&#x0364;bel.</note><lb/>
kleiner Baum in einen gro&#x017F;&#x017F;en und hingegen ein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er in einen kleinen Ku&#x0364;bel oder Scherben ge-<lb/>
&#x017F;telt wird. Doch i&#x017F;t es fa&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er, (welches ich<lb/>
zwar nicht anrathe,) wenn ein kleiner Baum in<lb/>
ein gro&#x017F;&#x017F;es Gefa&#x0364;ß gepflanzet wird, als wenn ein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er in ein kleines zu &#x017F;tehen komt, denn im lez-<lb/>
tern Fal i&#x017F;t zu befu&#x0364;rchten, daß ein Baum wegen<lb/>
Mangel der Nahrung kra&#x0364;nklich werde und endlich<lb/>
zuru&#x0364;cke gehe, auch von dem Winde de&#x017F;to leichter<lb/>
umgeworfen werden mo&#x0364;ge. Hingegen wenn ein<lb/>
kleiner Baum in einem gro&#x017F;&#x017F;en Ka&#x017F;ten ge&#x017F;etzt wor-<lb/>
den, hat man dergleichen nicht zu be&#x017F;orgen, nur<lb/>
daß es nicht fein &#x017F;tehet, denn es muß auch hierin-<lb/>
ne eine Proportion beobachtet werden, daß der<lb/>
Sache weder zu viel noch zu wenig ge&#x017F;chiehet.<lb/>
Viele meinen zwar ein gro&#x017F;&#x017F;es Garten-Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
verhinderte einen kleinen Baum in &#x017F;einem Wachs-<lb/>
thum, welches ich aber nicht begreifen kan. Jch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 4</fw><fw place="bottom" type="catch">halte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0231] 12. Cap. Von Orangen-Baͤumen. Kunſt-Gaͤrtner ihm zuvor thun wuͤrde. Hieraus wird ein jeder von ſelbſten urtheilen koͤnnen, daß es, wenn die Baͤume beſtaͤndig in einem ſolchen Qual und Feuchtigkeit ſtehen muͤſſen, nicht an- ders ſeyn kan, als daß dergleichen Ungeziefer im Ueberfluß erzeuget werde. Wie es hernach- malen den armen Baͤumen ergangen, habe ich nicht erfahren koͤnnen. So geht es, wenn tumme Leu- te ſich in Dinge miſchen, die ſie nicht verſtehen. Auf dieſe Art wird dem Eigenthums-Herrn oft viel Schaden verurſachet. §. 10. Es iſt laͤcherlich und einfaͤltig, wenn ein kleiner Baum in einen groſſen und hingegen ein groſſer in einen kleinen Kuͤbel oder Scherben ge- ſtelt wird. Doch iſt es faſt beſſer, (welches ich zwar nicht anrathe,) wenn ein kleiner Baum in ein groſſes Gefaͤß gepflanzet wird, als wenn ein groſſer in ein kleines zu ſtehen komt, denn im lez- tern Fal iſt zu befuͤrchten, daß ein Baum wegen Mangel der Nahrung kraͤnklich werde und endlich zuruͤcke gehe, auch von dem Winde deſto leichter umgeworfen werden moͤge. Hingegen wenn ein kleiner Baum in einem groſſen Kaſten geſetzt wor- den, hat man dergleichen nicht zu beſorgen, nur daß es nicht fein ſtehet, denn es muß auch hierin- ne eine Proportion beobachtet werden, daß der Sache weder zu viel noch zu wenig geſchiehet. Viele meinen zwar ein groſſes Garten-Gefaͤſſe verhinderte einen kleinen Baum in ſeinem Wachs- thum, welches ich aber nicht begreifen kan. Jch halte Von den Garten- Scherben, Kaſten und Kuͤbel. N 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/231
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/231>, abgerufen am 29.03.2024.