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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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12. Cap. Von Orangen-Bäumen.
halte vielmehr davor, daß es in Ansehung des
Wachsthums eher noch besser sey, wenn ein Ge-
wächse in genugsamer Erde stehet, alwo es seine
völlige Nahrung suchen und haben kan, und daß
es bey einem kleinen Baume, der in einem gros-
sen Gefässe stehet, eben so gut sey, als wenn er
sich in seiner Mutter-Erde befindet; doch um des
Wohlstandes willen, wehle man sich lieber nach
Beschaffenheit des Baumes ein Gefässe, welches
weder zu groß noch zu klein ist, damit es kein
übles Ansehen verursache. Es ist aber doch gewiß,
daß ein Scherben besser als ein Garten-Kübel sey,
denn jenen kan die Sonne viel eher erwärmen,
als dieses, welches auch im Forttragen nicht so
bequem ist. Ueberdies kostet auch ein Scherben
nicht so viel als ein Kübel, ist auch der Fäulnis
nicht so sehr unterworfen; jedoch muß man be-
hutsamer damit umgehen, weil sie zerbrechlich
sind, und leicht können zerstossen werden.

§. 11.
Vom Um-
setzen der
Orangen-
Bäume.

Das Versetzen in andere Geschirre muß zum
wenigsten alle drey Jahr vorgenommen werden,
einige Gewächse verlangen es auch alle zwey Jahr,
und dieses geschiehet entweder aus Noth, wenn
die Gefässe zu alt, verfault und zerbrochen sind,
oder wenn die Blätter an den Bäumen gelbe
und die jährigen Triebe schwach und krank aus-
sehen, denn dieses ist ein Zeichen, daß die Bäume
vor ihrer Erde nicht genugsame Nahrung mehr
haben können, und daß die wachsende Kraft aus
derselben heraus gesogen seyn müsse. Es muß

aber

12. Cap. Von Orangen-Baͤumen.
halte vielmehr davor, daß es in Anſehung des
Wachsthums eher noch beſſer ſey, wenn ein Ge-
waͤchſe in genugſamer Erde ſtehet, alwo es ſeine
voͤllige Nahrung ſuchen und haben kan, und daß
es bey einem kleinen Baume, der in einem groſ-
ſen Gefaͤſſe ſtehet, eben ſo gut ſey, als wenn er
ſich in ſeiner Mutter-Erde befindet; doch um des
Wohlſtandes willen, wehle man ſich lieber nach
Beſchaffenheit des Baumes ein Gefaͤſſe, welches
weder zu groß noch zu klein iſt, damit es kein
uͤbles Anſehen verurſache. Es iſt aber doch gewiß,
daß ein Scherben beſſer als ein Garten-Kuͤbel ſey,
denn jenen kan die Sonne viel eher erwaͤrmen,
als dieſes, welches auch im Forttragen nicht ſo
bequem iſt. Ueberdies koſtet auch ein Scherben
nicht ſo viel als ein Kuͤbel, iſt auch der Faͤulnis
nicht ſo ſehr unterworfen; jedoch muß man be-
hutſamer damit umgehen, weil ſie zerbrechlich
ſind, und leicht koͤnnen zerſtoſſen werden.

§. 11.
Vom Um-
ſetzen der
Orangen-
Baͤume.

Das Verſetzen in andere Geſchirre muß zum
wenigſten alle drey Jahr vorgenommen werden,
einige Gewaͤchſe verlangen es auch alle zwey Jahr,
und dieſes geſchiehet entweder aus Noth, wenn
die Gefaͤſſe zu alt, verfault und zerbrochen ſind,
oder wenn die Blaͤtter an den Baͤumen gelbe
und die jaͤhrigen Triebe ſchwach und krank aus-
ſehen, denn dieſes iſt ein Zeichen, daß die Baͤume
vor ihrer Erde nicht genugſame Nahrung mehr
haben koͤnnen, und daß die wachſende Kraft aus
derſelben heraus geſogen ſeyn muͤſſe. Es muß

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[200/0232] 12. Cap. Von Orangen-Baͤumen. halte vielmehr davor, daß es in Anſehung des Wachsthums eher noch beſſer ſey, wenn ein Ge- waͤchſe in genugſamer Erde ſtehet, alwo es ſeine voͤllige Nahrung ſuchen und haben kan, und daß es bey einem kleinen Baume, der in einem groſ- ſen Gefaͤſſe ſtehet, eben ſo gut ſey, als wenn er ſich in ſeiner Mutter-Erde befindet; doch um des Wohlſtandes willen, wehle man ſich lieber nach Beſchaffenheit des Baumes ein Gefaͤſſe, welches weder zu groß noch zu klein iſt, damit es kein uͤbles Anſehen verurſache. Es iſt aber doch gewiß, daß ein Scherben beſſer als ein Garten-Kuͤbel ſey, denn jenen kan die Sonne viel eher erwaͤrmen, als dieſes, welches auch im Forttragen nicht ſo bequem iſt. Ueberdies koſtet auch ein Scherben nicht ſo viel als ein Kuͤbel, iſt auch der Faͤulnis nicht ſo ſehr unterworfen; jedoch muß man be- hutſamer damit umgehen, weil ſie zerbrechlich ſind, und leicht koͤnnen zerſtoſſen werden. §. 11. Das Verſetzen in andere Geſchirre muß zum wenigſten alle drey Jahr vorgenommen werden, einige Gewaͤchſe verlangen es auch alle zwey Jahr, und dieſes geſchiehet entweder aus Noth, wenn die Gefaͤſſe zu alt, verfault und zerbrochen ſind, oder wenn die Blaͤtter an den Baͤumen gelbe und die jaͤhrigen Triebe ſchwach und krank aus- ſehen, denn dieſes iſt ein Zeichen, daß die Baͤume vor ihrer Erde nicht genugſame Nahrung mehr haben koͤnnen, und daß die wachſende Kraft aus derſelben heraus geſogen ſeyn muͤſſe. Es muß aber

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/232>, abgerufen am 23.04.2024.