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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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12. Cap. Von Orangen-Bäumen.
Die über-
flüßigen
Blüten u.
Früchte
müssen ab-
genommen
werden.
Blüten und Früchte ansetzen, so ist nöthig, daß ih-
nen die überflüßigen abgenommen werden. Es
dienet dieses Abnehmen sowol der Blüten als
kleinen Früchte gar sehr zur Erhaltung der Bäu-
me, wenn es zur rechten Zeit vorgenommen wird.
Denn so sie zu überflüßig an den Bäumen blei-
ben, werden dieselben mat und kraftlos, daher
müssen die nachschossende Nebenblüten zu rechter
Zeit abgepflükt, und nur die Herz-Blüten zu den
Früchten stehen gelassen werden. Kurz, es dörfen
nur so viel Früchte daran bleiben, als man geden-
ket, daß ein Baum ernähren kan. Man muß
auch niemalen zwey Früchte neben einander, viel-
weniger ganz nahe beysammen stehen lassen. Die
über flüßigen Früchte schneidet man am besten mit
einem Messer ab, denn mit den Händen solche ab-
zureissen ist nicht rathsam. Die abgepflükten Blü-
ten können in die Apotheken verkauffet werden, in-
dem sie zu vielen Dingen sehr nützlich, zu gebrau-
chen sind.

§. 18.
Vom Be-
schneiden.
und Verstu-
tzen dieser
Bäume.

Endlich muß ich auch noch von dem Be-
schneiden und Verstutzen der Orangen-Bäume
handeln. Viele Ausschweifung hiervon zu ma-
chen, wird nicht nöthig seyn, daher wil ich nur ei-
nige hierzu nöthige Regeln geben.

1.) Muß man alle Barmhertzigkeit in Be-
schneidung dieser Bäume bey Seite setzen, und
wer hierzu den Entschluß nicht fassen kan, wird
nimmermehr, wenn er auch die allerschönsten
Bäume von der Welt hätte, eine in ihre Krone

wohl

12. Cap. Von Orangen-Baͤumen.
Die uͤber-
fluͤßigen
Bluͤten u.
Fruͤchte
muͤſſen ab-
genommen
werden.
Bluͤten und Fruͤchte anſetzen, ſo iſt noͤthig, daß ih-
nen die uͤberfluͤßigen abgenommen werden. Es
dienet dieſes Abnehmen ſowol der Bluͤten als
kleinen Fruͤchte gar ſehr zur Erhaltung der Baͤu-
me, wenn es zur rechten Zeit vorgenommen wird.
Denn ſo ſie zu uͤberfluͤßig an den Baͤumen blei-
ben, werden dieſelben mat und kraftlos, daher
muͤſſen die nachſchoſſende Nebenbluͤten zu rechter
Zeit abgepfluͤkt, und nur die Herz-Bluͤten zu den
Fruͤchten ſtehen gelaſſen werden. Kurz, es doͤrfen
nur ſo viel Fruͤchte daran bleiben, als man geden-
ket, daß ein Baum ernaͤhren kan. Man muß
auch niemalen zwey Fruͤchte neben einander, viel-
weniger ganz nahe beyſammen ſtehen laſſen. Die
uͤber fluͤßigen Fruͤchte ſchneidet man am beſten mit
einem Meſſer ab, denn mit den Haͤnden ſolche ab-
zureiſſen iſt nicht rathſam. Die abgepfluͤkten Bluͤ-
ten koͤnnen in die Apotheken verkauffet werden, in-
dem ſie zu vielen Dingen ſehr nuͤtzlich, zu gebrau-
chen ſind.

§. 18.
Vom Be-
ſchneiden.
und Verſtu-
tzen dieſer
Baͤume.

Endlich muß ich auch noch von dem Be-
ſchneiden und Verſtutzen der Orangen-Baͤume
handeln. Viele Ausſchweifung hiervon zu ma-
chen, wird nicht noͤthig ſeyn, daher wil ich nur ei-
nige hierzu noͤthige Regeln geben.

1.) Muß man alle Barmhertzigkeit in Be-
ſchneidung dieſer Baͤume bey Seite ſetzen, und
wer hierzu den Entſchluß nicht faſſen kan, wird
nimmermehr, wenn er auch die allerſchoͤnſten
Baͤume von der Welt haͤtte, eine in ihre Krone

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[214/0246] 12. Cap. Von Orangen-Baͤumen. Bluͤten und Fruͤchte anſetzen, ſo iſt noͤthig, daß ih- nen die uͤberfluͤßigen abgenommen werden. Es dienet dieſes Abnehmen ſowol der Bluͤten als kleinen Fruͤchte gar ſehr zur Erhaltung der Baͤu- me, wenn es zur rechten Zeit vorgenommen wird. Denn ſo ſie zu uͤberfluͤßig an den Baͤumen blei- ben, werden dieſelben mat und kraftlos, daher muͤſſen die nachſchoſſende Nebenbluͤten zu rechter Zeit abgepfluͤkt, und nur die Herz-Bluͤten zu den Fruͤchten ſtehen gelaſſen werden. Kurz, es doͤrfen nur ſo viel Fruͤchte daran bleiben, als man geden- ket, daß ein Baum ernaͤhren kan. Man muß auch niemalen zwey Fruͤchte neben einander, viel- weniger ganz nahe beyſammen ſtehen laſſen. Die uͤber fluͤßigen Fruͤchte ſchneidet man am beſten mit einem Meſſer ab, denn mit den Haͤnden ſolche ab- zureiſſen iſt nicht rathſam. Die abgepfluͤkten Bluͤ- ten koͤnnen in die Apotheken verkauffet werden, in- dem ſie zu vielen Dingen ſehr nuͤtzlich, zu gebrau- chen ſind. Die uͤber- fluͤßigen Bluͤten u. Fruͤchte muͤſſen ab- genommen werden. §. 18. Endlich muß ich auch noch von dem Be- ſchneiden und Verſtutzen der Orangen-Baͤume handeln. Viele Ausſchweifung hiervon zu ma- chen, wird nicht noͤthig ſeyn, daher wil ich nur ei- nige hierzu noͤthige Regeln geben. 1.) Muß man alle Barmhertzigkeit in Be- ſchneidung dieſer Baͤume bey Seite ſetzen, und wer hierzu den Entſchluß nicht faſſen kan, wird nimmermehr, wenn er auch die allerſchoͤnſten Baͤume von der Welt haͤtte, eine in ihre Krone wohl

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/246>, abgerufen am 19.03.2024.