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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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2. Cap. Von Erziehung der etc.
jemanden anrathen. Man kan viel gewisser und
viel eher zu guten Borstorffer und andern schö-
nen Arten gelangen, wenn man dahin trachtet, bey
guten Freunden von wohltragenden und schmack-
haften Sorten Reiser zu überkommen, und solche
zur gehörigen Zeit auf die Stämme, sie mögen von
wilden oder zahmen Obst-Kern seyn, pfropfet.
Es werden gewiß diese aufgesezten Reiser eben so
gute Früchte hervor bringen, als der Baum, wo-
von sie genommen worden, und hierzu ist dieser
Weg am sichersten.

Das öftere Fortsetzen, wovon oben gesaget
worden, wird niemanden anzurathen seyn, indem
die Bäume, wenn sie sich in der Erden einmahl
angeklammert haben, durch abermaliges Heraus-
nehmen in ihrem Wachsthume sehr gehindert
werden, daß sie endlich verderben. Und worzu
sollen denn diese Bemühungen dienen? Zu nichts
als vergeblicher Arbeit und unnöthigen Kosten.
Es ist ja jederman bekant, daß man auf die jun-
gen Kern-Stämme gute tragbare und wohlschme-
ckende Arten pfropfen und oculiren kan; man
hat also nicht Ursache, wie schon gemeldet wor-
den, darauf viele Jahre zu hoffen, und seine Zeit,
welche ohnedem in dieser Welt sehr kurtz ist, zu
verschlaudern.

Das

2. Cap. Von Erziehung der ꝛc.
jemanden anrathen. Man kan viel gewiſſer und
viel eher zu guten Borſtorffer und andern ſchoͤ-
nen Arten gelangen, wenn man dahin trachtet, bey
guten Freunden von wohltragenden und ſchmack-
haften Sorten Reiſer zu uͤberkommen, und ſolche
zur gehoͤrigen Zeit auf die Staͤmme, ſie moͤgen von
wilden oder zahmen Obſt-Kern ſeyn, pfropfet.
Es werden gewiß dieſe aufgeſezten Reiſer eben ſo
gute Fruͤchte hervor bringen, als der Baum, wo-
von ſie genommen worden, und hierzu iſt dieſer
Weg am ſicherſten.

Das oͤftere Fortſetzen, wovon oben geſaget
worden, wird niemanden anzurathen ſeyn, indem
die Baͤume, wenn ſie ſich in der Erden einmahl
angeklammert haben, durch abermaliges Heraus-
nehmen in ihrem Wachsthume ſehr gehindert
werden, daß ſie endlich verderben. Und worzu
ſollen denn dieſe Bemuͤhungen dienen? Zu nichts
als vergeblicher Arbeit und unnoͤthigen Koſten.
Es iſt ja jederman bekant, daß man auf die jun-
gen Kern-Staͤmme gute tragbare und wohlſchme-
ckende Arten pfropfen und oculiren kan; man
hat alſo nicht Urſache, wie ſchon gemeldet wor-
den, darauf viele Jahre zu hoffen, und ſeine Zeit,
welche ohnedem in dieſer Welt ſehr kurtz iſt, zu
verſchlaudern.

Das
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[34/0066] 2. Cap. Von Erziehung der ꝛc. jemanden anrathen. Man kan viel gewiſſer und viel eher zu guten Borſtorffer und andern ſchoͤ- nen Arten gelangen, wenn man dahin trachtet, bey guten Freunden von wohltragenden und ſchmack- haften Sorten Reiſer zu uͤberkommen, und ſolche zur gehoͤrigen Zeit auf die Staͤmme, ſie moͤgen von wilden oder zahmen Obſt-Kern ſeyn, pfropfet. Es werden gewiß dieſe aufgeſezten Reiſer eben ſo gute Fruͤchte hervor bringen, als der Baum, wo- von ſie genommen worden, und hierzu iſt dieſer Weg am ſicherſten. Das oͤftere Fortſetzen, wovon oben geſaget worden, wird niemanden anzurathen ſeyn, indem die Baͤume, wenn ſie ſich in der Erden einmahl angeklammert haben, durch abermaliges Heraus- nehmen in ihrem Wachsthume ſehr gehindert werden, daß ſie endlich verderben. Und worzu ſollen denn dieſe Bemuͤhungen dienen? Zu nichts als vergeblicher Arbeit und unnoͤthigen Koſten. Es iſt ja jederman bekant, daß man auf die jun- gen Kern-Staͤmme gute tragbare und wohlſchme- ckende Arten pfropfen und oculiren kan; man hat alſo nicht Urſache, wie ſchon gemeldet wor- den, darauf viele Jahre zu hoffen, und ſeine Zeit, welche ohnedem in dieſer Welt ſehr kurtz iſt, zu verſchlaudern. Das

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/66>, abgerufen am 28.03.2024.