Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

8. Cap. Von allerhand Zwiebeln
und die obern Zwiebeln dürre sind und ausfallen
wollen, so ist es Zeit, daß man die Köpfe zuerst ab-
schneidet und sammlet, hernach werden die in der
Erde stehende Zwiebeln auch ausgehoben, und eben-
fals wie andere Zwiebeln auf einen lüftigen Boden
gebracht. Den Winter über schaffet man sie an
einen Ort, wo sie nicht erfrieren können. Wenn
man eine von den kleinen Samen-Zwiebelchen von
einander schneidet, und bey dem Essen den Teller da-
mit bestreichet, so bekomt die darauf gethane Brühe
gleich einen andern Geschmack. Es ist dieser Knob-
lauch zum Spicken der Schöpskeilen oder anderer
Braten viel besser als der ordentliche, weil er nicht
so einen übeln Geruch als dieser verursachet.

§. 10.

Der Same zu den grosen, weissen undVon weis-
sen und ro-
then Spa-
nischen
Zwiebeln.

rothen Spanischen Zwiebeln, Cepa Hispani-
ca rubra & alba,
muß auch von fremden Orten
verschrieben werden, weil sie in seltenen Jahren
bey uns zur völligen Reifung gelangen und Sa-
men bringen. Diese Zwiebeln werden wegen ihres
milden Geschmacks von vielen hoch gehalten. Sie
erfordern ein recht gutes, gedüngtes und gegrabenes
Land, und werden mit den Sommer-Zwiebeln zu
gleicher Zeit gesäet, und auf eben diese Art begattet.
Nur ist hierbey zu merken, daß man bey der Aussaat
mit dem Samen muß sparsam umgehen, damit sol-
cher nicht zu dicke aufgehe, indem diese zwey Sorten
einen halben Schuh Raum verlangen. Nach Bar-
tholomäi sind sie so gros als eine kleine Fensterschei-
be gewachsen. Acht bis vierzehen Tage vor Michaelis
werden sie ausgehoben, ob sie gleich noch nicht völlig

reif
P 2

8. Cap. Von allerhand Zwiebeln
und die obern Zwiebeln duͤrre ſind und ausfallen
wollen, ſo iſt es Zeit, daß man die Koͤpfe zuerſt ab-
ſchneidet und ſammlet, hernach werden die in der
Erde ſtehende Zwiebeln auch ausgehoben, und eben-
fals wie andere Zwiebeln auf einen luͤftigen Boden
gebracht. Den Winter uͤber ſchaffet man ſie an
einen Ort, wo ſie nicht erfrieren koͤnnen. Wenn
man eine von den kleinen Samen-Zwiebelchen von
einander ſchneidet, und bey dem Eſſen den Teller da-
mit beſtreichet, ſo bekomt die darauf gethane Bruͤhe
gleich einen andern Geſchmack. Es iſt dieſer Knob-
lauch zum Spicken der Schoͤpskeilen oder anderer
Braten viel beſſer als der ordentliche, weil er nicht
ſo einen uͤbeln Geruch als dieſer verurſachet.

§. 10.

Der Same zu den groſen, weiſſen undVon weiſ-
ſen und ro-
then Spa-
niſchen
Zwiebeln.

rothen Spaniſchen Zwiebeln, Cepa Hiſpani-
ca rubra & alba,
muß auch von fremden Orten
verſchrieben werden, weil ſie in ſeltenen Jahren
bey uns zur voͤlligen Reifung gelangen und Sa-
men bringen. Dieſe Zwiebeln werden wegen ihres
milden Geſchmacks von vielen hoch gehalten. Sie
erfordern ein recht gutes, geduͤngtes und gegrabenes
Land, und werden mit den Sommer-Zwiebeln zu
gleicher Zeit geſaͤet, und auf eben dieſe Art begattet.
Nur iſt hierbey zu merken, daß man bey der Ausſaat
mit dem Samen muß ſparſam umgehen, damit ſol-
cher nicht zu dicke aufgehe, indem dieſe zwey Sorten
einen halben Schuh Raum verlangen. Nach Bar-
tholomaͤi ſind ſie ſo gros als eine kleine Fenſterſchei-
be gewachſen. Acht bis vierzehen Tage vor Michaelis
werden ſie ausgehoben, ob ſie gleich noch nicht voͤllig

reif
P 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0233" n="227"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">8. Cap. Von allerhand Zwiebeln</hi></fw><lb/>
und die obern Zwiebeln du&#x0364;rre &#x017F;ind und ausfallen<lb/>
wollen, &#x017F;o i&#x017F;t es Zeit, daß man die Ko&#x0364;pfe zuer&#x017F;t ab-<lb/>
&#x017F;chneidet und &#x017F;ammlet, hernach werden die in der<lb/>
Erde &#x017F;tehende Zwiebeln auch ausgehoben, und eben-<lb/>
fals wie andere Zwiebeln auf einen lu&#x0364;ftigen Boden<lb/>
gebracht. Den Winter u&#x0364;ber &#x017F;chaffet man &#x017F;ie an<lb/>
einen Ort, wo &#x017F;ie nicht erfrieren ko&#x0364;nnen. Wenn<lb/>
man eine von den kleinen Samen-Zwiebelchen von<lb/>
einander &#x017F;chneidet, und bey dem E&#x017F;&#x017F;en den Teller da-<lb/>
mit be&#x017F;treichet, &#x017F;o bekomt die darauf gethane Bru&#x0364;he<lb/>
gleich einen andern Ge&#x017F;chmack. Es i&#x017F;t die&#x017F;er Knob-<lb/>
lauch zum Spicken der Scho&#x0364;pskeilen oder anderer<lb/>
Braten viel be&#x017F;&#x017F;er als der ordentliche, weil er nicht<lb/>
&#x017F;o einen u&#x0364;beln Geruch als die&#x017F;er verur&#x017F;achet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 10.</head><lb/>
          <p>Der Same zu den <hi rendition="#fr">gro&#x017F;en, wei&#x017F;&#x017F;en und</hi><note place="right">Von wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und ro-<lb/>
then Spa-<lb/>
ni&#x017F;chen<lb/>
Zwiebeln.</note><lb/><hi rendition="#fr">rothen Spani&#x017F;chen Zwiebeln,</hi> <hi rendition="#aq">Cepa Hi&#x017F;pani-<lb/>
ca rubra &amp; alba,</hi> muß auch von fremden Orten<lb/>
ver&#x017F;chrieben werden, weil &#x017F;ie in &#x017F;eltenen Jahren<lb/>
bey uns zur vo&#x0364;lligen Reifung gelangen und Sa-<lb/>
men bringen. Die&#x017F;e Zwiebeln werden wegen ihres<lb/>
milden Ge&#x017F;chmacks von vielen hoch gehalten. Sie<lb/>
erfordern ein recht gutes, gedu&#x0364;ngtes und gegrabenes<lb/>
Land, und werden mit den Sommer-Zwiebeln zu<lb/>
gleicher Zeit ge&#x017F;a&#x0364;et, und auf eben die&#x017F;e Art begattet.<lb/>
Nur i&#x017F;t hierbey zu merken, daß man bey der Aus&#x017F;aat<lb/>
mit dem Samen muß &#x017F;par&#x017F;am umgehen, damit &#x017F;ol-<lb/>
cher nicht zu dicke aufgehe, indem die&#x017F;e zwey Sorten<lb/>
einen halben Schuh Raum verlangen. Nach Bar-<lb/>
tholoma&#x0364;i &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;o gros als eine kleine Fen&#x017F;ter&#x017F;chei-<lb/>
be gewach&#x017F;en. Acht bis vierzehen Tage vor Michaelis<lb/>
werden &#x017F;ie ausgehoben, ob &#x017F;ie gleich noch nicht vo&#x0364;llig<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><fw place="bottom" type="catch">reif</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0233] 8. Cap. Von allerhand Zwiebeln und die obern Zwiebeln duͤrre ſind und ausfallen wollen, ſo iſt es Zeit, daß man die Koͤpfe zuerſt ab- ſchneidet und ſammlet, hernach werden die in der Erde ſtehende Zwiebeln auch ausgehoben, und eben- fals wie andere Zwiebeln auf einen luͤftigen Boden gebracht. Den Winter uͤber ſchaffet man ſie an einen Ort, wo ſie nicht erfrieren koͤnnen. Wenn man eine von den kleinen Samen-Zwiebelchen von einander ſchneidet, und bey dem Eſſen den Teller da- mit beſtreichet, ſo bekomt die darauf gethane Bruͤhe gleich einen andern Geſchmack. Es iſt dieſer Knob- lauch zum Spicken der Schoͤpskeilen oder anderer Braten viel beſſer als der ordentliche, weil er nicht ſo einen uͤbeln Geruch als dieſer verurſachet. §. 10. Der Same zu den groſen, weiſſen und rothen Spaniſchen Zwiebeln, Cepa Hiſpani- ca rubra & alba, muß auch von fremden Orten verſchrieben werden, weil ſie in ſeltenen Jahren bey uns zur voͤlligen Reifung gelangen und Sa- men bringen. Dieſe Zwiebeln werden wegen ihres milden Geſchmacks von vielen hoch gehalten. Sie erfordern ein recht gutes, geduͤngtes und gegrabenes Land, und werden mit den Sommer-Zwiebeln zu gleicher Zeit geſaͤet, und auf eben dieſe Art begattet. Nur iſt hierbey zu merken, daß man bey der Ausſaat mit dem Samen muß ſparſam umgehen, damit ſol- cher nicht zu dicke aufgehe, indem dieſe zwey Sorten einen halben Schuh Raum verlangen. Nach Bar- tholomaͤi ſind ſie ſo gros als eine kleine Fenſterſchei- be gewachſen. Acht bis vierzehen Tage vor Michaelis werden ſie ausgehoben, ob ſie gleich noch nicht voͤllig reif Von weiſ- ſen und ro- then Spa- niſchen Zwiebeln. P 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/233
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/233>, abgerufen am 25.04.2024.