Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Cap. Von 18jähriger Nutzung
sie von ihrer Düngung beständig etwas fallen
liessen, und solche wäre dem Golde gleich zu
schätzen.

Allein vor solche Ueberredung, werde ich mich
mit andern verständigen Leuten bedancken. Die
Erfahrung hat es unterweilen bey uns gelehret,
wo auch nur dergleichen kleine Heerden Schafe,
auf solchen mürben und lockern Boden, sonderlich
in nassen und feuchten Wetter getrieben worden,
daß der Erdboden, wenn er zu Früchten wiederum
hat sollen gegraben oder geackert werden, folglich
auch bey dem Bestellen vor Winters, zu lauter
Schrollen und Klösern geworden ist. Und ob auch
gleich das Auftreiben des Schaf-Viehes in dürren
und trockenem Wetter geschiehet, da es dem Lande
nicht so viel Schaden bringet, so wird es dennoch
hiervon derb gemachet. Um deßwillen ist es bes-
ser, daß solches Auftreiben der Schafe, auf derglei-
chen gute Länderey unterlassen werde.

§. 31.
Einwurf
daß man die
Früchte
nicht ver-
kaufen kön-
ne.

Ob nun gleich die vorhergehenden Einwürfe alle
gehoben worden, so wird es doch bey einigen heis-
sen: gesetzt, wenn wir auch eben dergleichen Kü-
chen- und Specerey-Früchte erzeugen wolten, wie
in den Erfurtischen Feldern, wer würde uns sol-
che abkaufen?

Jch antworte: niemalen habe ich gesehen
oder gehöret, daß man dergleichen Früchte hinweg
geschmissen hätten. Jch glaube gewis, wenn man

die

1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
ſie von ihrer Duͤngung beſtaͤndig etwas fallen
lieſſen, und ſolche waͤre dem Golde gleich zu
ſchaͤtzen.

Allein vor ſolche Ueberredung, werde ich mich
mit andern verſtaͤndigen Leuten bedancken. Die
Erfahrung hat es unterweilen bey uns gelehret,
wo auch nur dergleichen kleine Heerden Schafe,
auf ſolchen muͤrben und lockern Boden, ſonderlich
in naſſen und feuchten Wetter getrieben worden,
daß der Erdboden, wenn er zu Fruͤchten wiederum
hat ſollen gegraben oder geackert werden, folglich
auch bey dem Beſtellen vor Winters, zu lauter
Schrollen und Kloͤſern geworden iſt. Und ob auch
gleich das Auftreiben des Schaf-Viehes in duͤrren
und trockenem Wetter geſchiehet, da es dem Lande
nicht ſo viel Schaden bringet, ſo wird es dennoch
hiervon derb gemachet. Um deßwillen iſt es beſ-
ſer, daß ſolches Auftreiben der Schafe, auf derglei-
chen gute Laͤnderey unterlaſſen werde.

§. 31.
Einwurf
daß man die
Fruͤchte
nicht ver-
kaufen koͤn-
ne.

Ob nun gleich die vorhergehenden Einwuͤrfe alle
gehoben worden, ſo wird es doch bey einigen heiſ-
ſen: geſetzt, wenn wir auch eben dergleichen Kuͤ-
chen- und Specerey-Fruͤchte erzeugen wolten, wie
in den Erfurtiſchen Feldern, wer wuͤrde uns ſol-
che abkaufen?

Jch antworte: niemalen habe ich geſehen
oder gehoͤret, daß man dergleichen Fruͤchte hinweg
geſchmiſſen haͤtten. Jch glaube gewis, wenn man

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0113" n="78"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1. Cap. Von 18ja&#x0364;hriger Nutzung</hi></fw><lb/>
&#x017F;ie von ihrer Du&#x0364;ngung be&#x017F;ta&#x0364;ndig etwas fallen<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;olche wa&#x0364;re dem Golde gleich zu<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzen.</p><lb/>
          <p>Allein vor &#x017F;olche Ueberredung, werde ich mich<lb/>
mit andern ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen Leuten bedancken. Die<lb/>
Erfahrung hat es unterweilen bey uns gelehret,<lb/>
wo auch nur dergleichen kleine Heerden Schafe,<lb/>
auf &#x017F;olchen mu&#x0364;rben und lockern Boden, &#x017F;onderlich<lb/>
in na&#x017F;&#x017F;en und feuchten Wetter getrieben worden,<lb/>
daß der Erdboden, wenn er zu Fru&#x0364;chten wiederum<lb/>
hat &#x017F;ollen gegraben oder geackert werden, folglich<lb/>
auch bey dem Be&#x017F;tellen vor Winters, zu lauter<lb/>
Schrollen und Klo&#x0364;&#x017F;ern geworden i&#x017F;t. Und ob auch<lb/>
gleich das Auftreiben des Schaf-Viehes in du&#x0364;rren<lb/>
und trockenem Wetter ge&#x017F;chiehet, da es dem Lande<lb/>
nicht &#x017F;o viel Schaden bringet, &#x017F;o wird es dennoch<lb/>
hiervon derb gemachet. Um deßwillen i&#x017F;t es be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, daß &#x017F;olches Auftreiben der Schafe, auf derglei-<lb/>
chen gute La&#x0364;nderey unterla&#x017F;&#x017F;en werde.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 31.</head><lb/>
          <note place="left">Einwurf<lb/>
daß man die<lb/>
Fru&#x0364;chte<lb/>
nicht ver-<lb/>
kaufen ko&#x0364;n-<lb/>
ne.</note>
          <p>Ob nun gleich die vorhergehenden Einwu&#x0364;rfe alle<lb/>
gehoben worden, &#x017F;o wird es doch bey einigen hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en: ge&#x017F;etzt, wenn wir auch eben dergleichen Ku&#x0364;-<lb/>
chen- und Specerey-Fru&#x0364;chte erzeugen wolten, wie<lb/>
in den Erfurti&#x017F;chen Feldern, wer wu&#x0364;rde uns &#x017F;ol-<lb/>
che abkaufen?</p><lb/>
          <p>Jch antworte: niemalen habe ich ge&#x017F;ehen<lb/>
oder geho&#x0364;ret, daß man dergleichen Fru&#x0364;chte hinweg<lb/>
ge&#x017F;chmi&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tten. Jch glaube gewis, wenn man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0113] 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung ſie von ihrer Duͤngung beſtaͤndig etwas fallen lieſſen, und ſolche waͤre dem Golde gleich zu ſchaͤtzen. Allein vor ſolche Ueberredung, werde ich mich mit andern verſtaͤndigen Leuten bedancken. Die Erfahrung hat es unterweilen bey uns gelehret, wo auch nur dergleichen kleine Heerden Schafe, auf ſolchen muͤrben und lockern Boden, ſonderlich in naſſen und feuchten Wetter getrieben worden, daß der Erdboden, wenn er zu Fruͤchten wiederum hat ſollen gegraben oder geackert werden, folglich auch bey dem Beſtellen vor Winters, zu lauter Schrollen und Kloͤſern geworden iſt. Und ob auch gleich das Auftreiben des Schaf-Viehes in duͤrren und trockenem Wetter geſchiehet, da es dem Lande nicht ſo viel Schaden bringet, ſo wird es dennoch hiervon derb gemachet. Um deßwillen iſt es beſ- ſer, daß ſolches Auftreiben der Schafe, auf derglei- chen gute Laͤnderey unterlaſſen werde. §. 31. Ob nun gleich die vorhergehenden Einwuͤrfe alle gehoben worden, ſo wird es doch bey einigen heiſ- ſen: geſetzt, wenn wir auch eben dergleichen Kuͤ- chen- und Specerey-Fruͤchte erzeugen wolten, wie in den Erfurtiſchen Feldern, wer wuͤrde uns ſol- che abkaufen? Jch antworte: niemalen habe ich geſehen oder gehoͤret, daß man dergleichen Fruͤchte hinweg geſchmiſſen haͤtten. Jch glaube gewis, wenn man die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/113
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/113>, abgerufen am 19.04.2024.