Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Cap. Von 18jähriger Nutzung
wohl noch nicht zum Vorschein gekommen ist, in-
dem der gelehrten Welt dessen vortrefliche Schrif-
ten albereit vor Augen liegen, in welchen allent-
halben Ordnung und Gründlichkeit herrschen.
Dahero ich so wohl als andere diesem schönen
Werke mit Verlangen entgegen sehen.

§. 10.
Diese Cul-
tur ist ein-
zuführen
und weiter
zu poußiren

Hieraus wird man nun zur Gnüge erkennen,
wie nützlich einem Lande die Erziehung der Kü-
chen- und Specerey-Früchte sey, und daß man al-
lerdings Ursache habe, von der alten Gewohnheit,
die Aecker in drey Felder einzutheilen, und blos
und alleine mit Korn-Früchten zu bestellen, wo sichs
wil thun lassen, abzugehen, und hingegen die an-
gegebene Cultur in einem gewissen Districte einzu-
führen, und so viel möglich, zu poußiren. Denn
nach meiner wenigen Einsicht halte ich davor, daß
es allerdings der Mühe werth wäre, daß derglei-
chen Anbau, dem gemeinen Wesen zum Besten,
von Jemand anders noch genauer und gründlicher
untersuchet werde, denn ich stehe nicht in einer sol-
chen Einbildung der Volkommenheit, als wenn
von andern einer Sache nicht auch nachgedacht
und etwas neues und mehreres erfunden wer-
den könte. Und es würde gewiß eine grose Ein-
falt seyn, wenn ich glauben wolte, daß die von mir
angegebene vieljährige Nutzung der Acker, ver-
mittelst der Abwechselung der Früchte, gänzlich
erschöpfet wäre. Ja ich habe selbst mit vierte halb
Ackern gleich vor unserm Schmidstädter-Thore ei-

ne

1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
wohl noch nicht zum Vorſchein gekommen iſt, in-
dem der gelehrten Welt deſſen vortrefliche Schrif-
ten albereit vor Augen liegen, in welchen allent-
halben Ordnung und Gruͤndlichkeit herrſchen.
Dahero ich ſo wohl als andere dieſem ſchoͤnen
Werke mit Verlangen entgegen ſehen.

§. 10.
Dieſe Cul-
tur iſt ein-
zufuͤhren
und weiter
zu poußiren

Hieraus wird man nun zur Gnuͤge erkennen,
wie nuͤtzlich einem Lande die Erziehung der Kuͤ-
chen- und Specerey-Fruͤchte ſey, und daß man al-
lerdings Urſache habe, von der alten Gewohnheit,
die Aecker in drey Felder einzutheilen, und blos
und alleine mit Korn-Fruͤchten zu beſtellen, wo ſichs
wil thun laſſen, abzugehen, und hingegen die an-
gegebene Cultur in einem gewiſſen Diſtricte einzu-
fuͤhren, und ſo viel moͤglich, zu poußiren. Denn
nach meiner wenigen Einſicht halte ich davor, daß
es allerdings der Muͤhe werth waͤre, daß derglei-
chen Anbau, dem gemeinen Weſen zum Beſten,
von Jemand anders noch genauer und gruͤndlicher
unterſuchet werde, denn ich ſtehe nicht in einer ſol-
chen Einbildung der Volkommenheit, als wenn
von andern einer Sache nicht auch nachgedacht
und etwas neues und mehreres erfunden wer-
den koͤnte. Und es wuͤrde gewiß eine groſe Ein-
falt ſeyn, wenn ich glauben wolte, daß die von mir
angegebene vieljaͤhrige Nutzung der Acker, ver-
mittelſt der Abwechſelung der Fruͤchte, gaͤnzlich
erſchoͤpfet waͤre. Ja ich habe ſelbſt mit vierte halb
Ackern gleich vor unſerm Schmidſtaͤdter-Thore ei-

ne
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0059" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1. Cap. Von 18ja&#x0364;hriger Nutzung</hi></fw><lb/>
wohl noch nicht zum Vor&#x017F;chein gekommen i&#x017F;t, in-<lb/>
dem der gelehrten Welt de&#x017F;&#x017F;en vortrefliche Schrif-<lb/>
ten albereit vor Augen liegen, in welchen allent-<lb/>
halben Ordnung und Gru&#x0364;ndlichkeit herr&#x017F;chen.<lb/>
Dahero ich &#x017F;o wohl als andere die&#x017F;em &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Werke mit Verlangen entgegen &#x017F;ehen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 10.</head><lb/>
          <note place="left">Die&#x017F;e Cul-<lb/>
tur i&#x017F;t ein-<lb/>
zufu&#x0364;hren<lb/>
und weiter<lb/>
zu poußiren</note>
          <p>Hieraus wird man nun zur Gnu&#x0364;ge erkennen,<lb/>
wie nu&#x0364;tzlich einem Lande die Erziehung der Ku&#x0364;-<lb/>
chen- und Specerey-Fru&#x0364;chte &#x017F;ey, und daß man al-<lb/>
lerdings Ur&#x017F;ache habe, von der alten Gewohnheit,<lb/>
die Aecker in drey Felder einzutheilen, und blos<lb/>
und alleine mit Korn-Fru&#x0364;chten zu be&#x017F;tellen, wo &#x017F;ichs<lb/>
wil thun la&#x017F;&#x017F;en, abzugehen, und hingegen die an-<lb/>
gegebene Cultur in einem gewi&#x017F;&#x017F;en Di&#x017F;tricte einzu-<lb/>
fu&#x0364;hren, und &#x017F;o viel mo&#x0364;glich, zu poußiren. Denn<lb/>
nach meiner wenigen Ein&#x017F;icht halte ich davor, daß<lb/>
es allerdings der Mu&#x0364;he werth wa&#x0364;re, daß derglei-<lb/>
chen Anbau, dem gemeinen We&#x017F;en zum Be&#x017F;ten,<lb/>
von Jemand anders noch genauer und gru&#x0364;ndlicher<lb/>
unter&#x017F;uchet werde, denn ich &#x017F;tehe nicht in einer &#x017F;ol-<lb/>
chen Einbildung der Volkommenheit, als wenn<lb/>
von andern einer Sache nicht auch nachgedacht<lb/>
und etwas neues und mehreres erfunden wer-<lb/>
den ko&#x0364;nte. Und es wu&#x0364;rde gewiß eine gro&#x017F;e Ein-<lb/>
falt &#x017F;eyn, wenn ich glauben wolte, daß die von mir<lb/>
angegebene vielja&#x0364;hrige Nutzung der Acker, ver-<lb/>
mittel&#x017F;t der Abwech&#x017F;elung der Fru&#x0364;chte, ga&#x0364;nzlich<lb/>
er&#x017F;cho&#x0364;pfet wa&#x0364;re. Ja ich habe &#x017F;elb&#x017F;t mit vierte halb<lb/>
Ackern gleich vor un&#x017F;erm Schmid&#x017F;ta&#x0364;dter-Thore ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ne</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0059] 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung wohl noch nicht zum Vorſchein gekommen iſt, in- dem der gelehrten Welt deſſen vortrefliche Schrif- ten albereit vor Augen liegen, in welchen allent- halben Ordnung und Gruͤndlichkeit herrſchen. Dahero ich ſo wohl als andere dieſem ſchoͤnen Werke mit Verlangen entgegen ſehen. §. 10. Hieraus wird man nun zur Gnuͤge erkennen, wie nuͤtzlich einem Lande die Erziehung der Kuͤ- chen- und Specerey-Fruͤchte ſey, und daß man al- lerdings Urſache habe, von der alten Gewohnheit, die Aecker in drey Felder einzutheilen, und blos und alleine mit Korn-Fruͤchten zu beſtellen, wo ſichs wil thun laſſen, abzugehen, und hingegen die an- gegebene Cultur in einem gewiſſen Diſtricte einzu- fuͤhren, und ſo viel moͤglich, zu poußiren. Denn nach meiner wenigen Einſicht halte ich davor, daß es allerdings der Muͤhe werth waͤre, daß derglei- chen Anbau, dem gemeinen Weſen zum Beſten, von Jemand anders noch genauer und gruͤndlicher unterſuchet werde, denn ich ſtehe nicht in einer ſol- chen Einbildung der Volkommenheit, als wenn von andern einer Sache nicht auch nachgedacht und etwas neues und mehreres erfunden wer- den koͤnte. Und es wuͤrde gewiß eine groſe Ein- falt ſeyn, wenn ich glauben wolte, daß die von mir angegebene vieljaͤhrige Nutzung der Acker, ver- mittelſt der Abwechſelung der Fruͤchte, gaͤnzlich erſchoͤpfet waͤre. Ja ich habe ſelbſt mit vierte halb Ackern gleich vor unſerm Schmidſtaͤdter-Thore ei- ne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/59
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/59>, abgerufen am 19.04.2024.