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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

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Das fünfte Capitel.
§. 25.
Von der
Vermeh-
rung der
Tulpen
durch die
junge Brut.

Wir haben zweyerley Wege die Tulpen zu
vermehren, einer ist leichte, der andere aber müh-
sam.

Die Erste und leichteste Vermehrung geschie-
het durch die angewachsenen kleinen Neben-Zwie-
beln, welche sich bey den Ausheben an den grossen
Mutter-Zwiebeln, befinden.

Die kleinesten, welche kaum einer Erbsen groß
sind, muß man sorgfältig aufheben und bis zur
Verpflanzungs-Zeit auf ein Bette alleine, wie-
wohl nicht weit von einander versetzen;

Jm zweiten oder dritten Jahre bringen sie her-
nach ihre Blumen, da sie dann mit eben derjenigen
Numer müssen gezeichnet werden, von welcher sie
abgelöset worden.

Man hat um destomehr Ursache dergleichen
junge Brut wohl zu Rathe zu halten, da zu-
weilen einige angenehme Sorten zurück gehen und
wohl gar verderben, welche alsdenn von derglei-
chen jungen Brut wiederum müssen ersetzet wer-
den.

Es ist daher nicht zu billigen, wenn einige
Liebhaber dergleichen junge Zwiebeln, sogleich um-
sonst verlangen, eben als wenn nichts daran gele-
gen sey, und als wenn der Besitzer so einfältig
wäre, daß er nicht auch verstünde, wie solche jun-
ge Brut zu gebrauchen. Teutsch zu sagen, es
lauft auf eine grosse Unhöfligkeit und Niederträch-
tigkeit hinaus, wenn man zwar ein Blumen-Lieb-
haber seyn, aber kein Geld anwenden, und sein

Ver-
Das fuͤnfte Capitel.
§. 25.
Von der
Vermeh-
rung der
Tulpen
durch die
junge Brut.

Wir haben zweyerley Wege die Tulpen zu
vermehren, einer iſt leichte, der andere aber muͤh-
ſam.

Die Erſte und leichteſte Vermehrung geſchie-
het durch die angewachſenen kleinen Neben-Zwie-
beln, welche ſich bey den Ausheben an den groſſen
Mutter-Zwiebeln, befinden.

Die kleineſten, welche kaum einer Erbſen groß
ſind, muß man ſorgfaͤltig aufheben und bis zur
Verpflanzungs-Zeit auf ein Bette alleine, wie-
wohl nicht weit von einander verſetzen;

Jm zweiten oder dritten Jahre bringen ſie her-
nach ihre Blumen, da ſie dann mit eben derjenigen
Numer muͤſſen gezeichnet werden, von welcher ſie
abgeloͤſet worden.

Man hat um deſtomehr Urſache dergleichen
junge Brut wohl zu Rathe zu halten, da zu-
weilen einige angenehme Sorten zuruͤck gehen und
wohl gar verderben, welche alsdenn von derglei-
chen jungen Brut wiederum muͤſſen erſetzet wer-
den.

Es iſt daher nicht zu billigen, wenn einige
Liebhaber dergleichen junge Zwiebeln, ſogleich um-
ſonſt verlangen, eben als wenn nichts daran gele-
gen ſey, und als wenn der Beſitzer ſo einfaͤltig
waͤre, daß er nicht auch verſtuͤnde, wie ſolche jun-
ge Brut zu gebrauchen. Teutſch zu ſagen, es
lauft auf eine groſſe Unhoͤfligkeit und Niedertraͤch-
tigkeit hinaus, wenn man zwar ein Blumen-Lieb-
haber ſeyn, aber kein Geld anwenden, und ſein

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[144/0158] Das fuͤnfte Capitel. §. 25. Wir haben zweyerley Wege die Tulpen zu vermehren, einer iſt leichte, der andere aber muͤh- ſam. Die Erſte und leichteſte Vermehrung geſchie- het durch die angewachſenen kleinen Neben-Zwie- beln, welche ſich bey den Ausheben an den groſſen Mutter-Zwiebeln, befinden. Die kleineſten, welche kaum einer Erbſen groß ſind, muß man ſorgfaͤltig aufheben und bis zur Verpflanzungs-Zeit auf ein Bette alleine, wie- wohl nicht weit von einander verſetzen; Jm zweiten oder dritten Jahre bringen ſie her- nach ihre Blumen, da ſie dann mit eben derjenigen Numer muͤſſen gezeichnet werden, von welcher ſie abgeloͤſet worden. Man hat um deſtomehr Urſache dergleichen junge Brut wohl zu Rathe zu halten, da zu- weilen einige angenehme Sorten zuruͤck gehen und wohl gar verderben, welche alsdenn von derglei- chen jungen Brut wiederum muͤſſen erſetzet wer- den. Es iſt daher nicht zu billigen, wenn einige Liebhaber dergleichen junge Zwiebeln, ſogleich um- ſonſt verlangen, eben als wenn nichts daran gele- gen ſey, und als wenn der Beſitzer ſo einfaͤltig waͤre, daß er nicht auch verſtuͤnde, wie ſolche jun- ge Brut zu gebrauchen. Teutſch zu ſagen, es lauft auf eine groſſe Unhoͤfligkeit und Niedertraͤch- tigkeit hinaus, wenn man zwar ein Blumen-Lieb- haber ſeyn, aber kein Geld anwenden, und ſein Ver-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/158>, abgerufen am 25.04.2024.