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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

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Von einigen Zwiebel Gewächsen.
§. 2.

Daß die Hyacinthen mit unter die rarestenHoher
Werth der-
selben.

Blumen gehören, ist leicht hieraus zu schliessen,
weil ihr Preiß zuweilen so hoch steiget, daß es fast
unglaublich scheinet, daß Jemand so viel Geld vor
eine Blume hingeben würde; und gleichwohl hat
es Liebhaber gegeben, welche eine einzige Zwiebel
vor hundert, ja wohl gar vor fünf hundert holländi-
sche Gulden bezahlet.

Der holländische Gärtner meldet, daß er selbst
eine weisse gefülte vor 140 holländische Gulden,
vor einen Freund bezahlen müssen.

Und es ist auch in der That ein ganz ungemei-
nes Vergnügen, welches ein Kenner dieser Blu-
men empfindet, wenn er eine schöne Flor derselben
erblicket. Denn es übertrift immer eine Blume
die andere an Schönheit, und man kan die Wun-
der der Natur an denenselben nicht genug be-
trachten.

§. 3.

Der Verfasser der ersten Abhandlung theiletEinthei-
lung der
Hyacinthen.

sie pag. 32. in drey Classen: als 1) in einfache, de-
ren Blumen nur sechs Blätlein haben: 2) in ge-
doppelte, welche deren zehen bis zwölfe haben:
3) in gesülte, welche eine grössere, ja so gar eine
ungewisse Zahl der Blätter hervorbringen.

Wenn ich aus Eigennutz schreiben wolte, um von
dem Verleger mehr Geld zu bekommen, so könte
ich die vielen Namen derselben, welche man sowohl

in
H 2
Von einigen Zwiebel Gewaͤchſen.
§. 2.

Daß die Hyacinthen mit unter die rareſtenHoher
Werth der-
ſelben.

Blumen gehoͤren, iſt leicht hieraus zu ſchlieſſen,
weil ihr Preiß zuweilen ſo hoch ſteiget, daß es faſt
unglaublich ſcheinet, daß Jemand ſo viel Geld vor
eine Blume hingeben wuͤrde; und gleichwohl hat
es Liebhaber gegeben, welche eine einzige Zwiebel
vor hundert, ja wohl gar vor fuͤnf hundert hollaͤndi-
ſche Gulden bezahlet.

Der hollaͤndiſche Gaͤrtner meldet, daß er ſelbſt
eine weiſſe gefuͤlte vor 140 hollaͤndiſche Gulden,
vor einen Freund bezahlen muͤſſen.

Und es iſt auch in der That ein ganz ungemei-
nes Vergnuͤgen, welches ein Kenner dieſer Blu-
men empfindet, wenn er eine ſchoͤne Flor derſelben
erblicket. Denn es uͤbertrift immer eine Blume
die andere an Schoͤnheit, und man kan die Wun-
der der Natur an denenſelben nicht genug be-
trachten.

§. 3.

Der Verfaſſer der erſten Abhandlung theiletEinthei-
lung der
Hyacinthen.

ſie pag. 32. in drey Claſſen: als 1) in einfache, de-
ren Blumen nur ſechs Blaͤtlein haben: 2) in ge-
doppelte, welche deren zehen bis zwoͤlfe haben:
3) in geſuͤlte, welche eine groͤſſere, ja ſo gar eine
ungewiſſe Zahl der Blaͤtter hervorbringen.

Wenn ich aus Eigennutz ſchreiben wolte, um von
dem Verleger mehr Geld zu bekommen, ſo koͤnte
ich die vielen Namen derſelben, welche man ſowohl

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[115/0129] Von einigen Zwiebel Gewaͤchſen. §. 2. Daß die Hyacinthen mit unter die rareſten Blumen gehoͤren, iſt leicht hieraus zu ſchlieſſen, weil ihr Preiß zuweilen ſo hoch ſteiget, daß es faſt unglaublich ſcheinet, daß Jemand ſo viel Geld vor eine Blume hingeben wuͤrde; und gleichwohl hat es Liebhaber gegeben, welche eine einzige Zwiebel vor hundert, ja wohl gar vor fuͤnf hundert hollaͤndi- ſche Gulden bezahlet. Hoher Werth der- ſelben. Der hollaͤndiſche Gaͤrtner meldet, daß er ſelbſt eine weiſſe gefuͤlte vor 140 hollaͤndiſche Gulden, vor einen Freund bezahlen muͤſſen. Und es iſt auch in der That ein ganz ungemei- nes Vergnuͤgen, welches ein Kenner dieſer Blu- men empfindet, wenn er eine ſchoͤne Flor derſelben erblicket. Denn es uͤbertrift immer eine Blume die andere an Schoͤnheit, und man kan die Wun- der der Natur an denenſelben nicht genug be- trachten. §. 3. Der Verfaſſer der erſten Abhandlung theilet ſie pag. 32. in drey Claſſen: als 1) in einfache, de- ren Blumen nur ſechs Blaͤtlein haben: 2) in ge- doppelte, welche deren zehen bis zwoͤlfe haben: 3) in geſuͤlte, welche eine groͤſſere, ja ſo gar eine ungewiſſe Zahl der Blaͤtter hervorbringen. Einthei- lung der Hyacinthen. Wenn ich aus Eigennutz ſchreiben wolte, um von dem Verleger mehr Geld zu bekommen, ſo koͤnte ich die vielen Namen derſelben, welche man ſowohl in H 2

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/129>, abgerufen am 29.03.2024.