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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

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Das fünfte Capitel.
Stube. Auf diese Art wird mitten im Winter
immer eine Blume auf die andere folgen.

§. 19.
Wie die
Hyacinthen
aus dem
Samen zu
erziehen?

Jch weiß nicht, ob ich es wagen darf, auch ei-
ne Anleitung zu geben, wie die Hyacinthen aus
dem Samen zu erziehen seyn, indem ich solches
niemalen selbsten versuchet, weil es gar zu langwie-
rig damit zugehet.

Jch glaube auch, daß die mehresten, welche von
der Vermehrung der Hyacinthen geschrieben, die
Erziehung derselben aus den Samen, eben so we-
nig als ich, werden selbst vorgenommen haben.

Es lehret inzwischen die gesunde Vernunft,
daß es möglich zu machen, binnen sechs bis acht
Jahren tragbare Zwiebeln aus den Samen zu er-
halten.

Aber wenn nach verflossener Zeit nur einige,
oder wohl gar keine gefülte, sondern lauter einfa-
che Blumen hervor kämen, so wäre es vor so viele
aufgewendete Mühe und Kosten, eine sehr schlechte
Vergeltung.

Und gesetzt, wir erhielten eine, zwey oder mehr
ertra schöne gefülte Sorten, würden sie wohl von
den teutschen Liebhabern bezahlet werden? Jch
glaube es nicht. Warum? Weil sie nicht aus Hol-
land, oder von andern fremden Orten gekommen.

Wolte man aber dennoch die Erziehung der
Hyacinthen aus den Samen vornehmen, so ist leicht
zu erachten, daß es damit eben so beschaffen als wie
mit den Tulipanen.

Wenn

Das fuͤnfte Capitel.
Stube. Auf dieſe Art wird mitten im Winter
immer eine Blume auf die andere folgen.

§. 19.
Wie die
Hyacinthen
aus dem
Samen zu
erziehen?

Jch weiß nicht, ob ich es wagen darf, auch ei-
ne Anleitung zu geben, wie die Hyacinthen aus
dem Samen zu erziehen ſeyn, indem ich ſolches
niemalen ſelbſten verſuchet, weil es gar zu langwie-
rig damit zugehet.

Jch glaube auch, daß die mehreſten, welche von
der Vermehrung der Hyacinthen geſchrieben, die
Erziehung derſelben aus den Samen, eben ſo we-
nig als ich, werden ſelbſt vorgenommen haben.

Es lehret inzwiſchen die geſunde Vernunft,
daß es moͤglich zu machen, binnen ſechs bis acht
Jahren tragbare Zwiebeln aus den Samen zu er-
halten.

Aber wenn nach verfloſſener Zeit nur einige,
oder wohl gar keine gefuͤlte, ſondern lauter einfa-
che Blumen hervor kaͤmen, ſo waͤre es vor ſo viele
aufgewendete Muͤhe und Koſten, eine ſehr ſchlechte
Vergeltung.

Und geſetzt, wir erhielten eine, zwey oder mehr
ertra ſchoͤne gefuͤlte Sorten, wuͤrden ſie wohl von
den teutſchen Liebhabern bezahlet werden? Jch
glaube es nicht. Warum? Weil ſie nicht aus Hol-
land, oder von andern fremden Orten gekommen.

Wolte man aber dennoch die Erziehung der
Hyacinthen aus den Samen vornehmen, ſo iſt leicht
zu erachten, daß es damit eben ſo beſchaffen als wie
mit den Tulipanen.

Wenn
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[138/0152] Das fuͤnfte Capitel. Stube. Auf dieſe Art wird mitten im Winter immer eine Blume auf die andere folgen. §. 19. Jch weiß nicht, ob ich es wagen darf, auch ei- ne Anleitung zu geben, wie die Hyacinthen aus dem Samen zu erziehen ſeyn, indem ich ſolches niemalen ſelbſten verſuchet, weil es gar zu langwie- rig damit zugehet. Jch glaube auch, daß die mehreſten, welche von der Vermehrung der Hyacinthen geſchrieben, die Erziehung derſelben aus den Samen, eben ſo we- nig als ich, werden ſelbſt vorgenommen haben. Es lehret inzwiſchen die geſunde Vernunft, daß es moͤglich zu machen, binnen ſechs bis acht Jahren tragbare Zwiebeln aus den Samen zu er- halten. Aber wenn nach verfloſſener Zeit nur einige, oder wohl gar keine gefuͤlte, ſondern lauter einfa- che Blumen hervor kaͤmen, ſo waͤre es vor ſo viele aufgewendete Muͤhe und Koſten, eine ſehr ſchlechte Vergeltung. Und geſetzt, wir erhielten eine, zwey oder mehr ertra ſchoͤne gefuͤlte Sorten, wuͤrden ſie wohl von den teutſchen Liebhabern bezahlet werden? Jch glaube es nicht. Warum? Weil ſie nicht aus Hol- land, oder von andern fremden Orten gekommen. Wolte man aber dennoch die Erziehung der Hyacinthen aus den Samen vornehmen, ſo iſt leicht zu erachten, daß es damit eben ſo beſchaffen als wie mit den Tulipanen. Wenn

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/152>, abgerufen am 24.04.2024.