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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

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schädl. Thieren und Ungeziefer.

Denn es sind dieselben nicht nur den Nachstel-
lungen der Maulwürffe, wie oben gedacht worden,
unterworffen, als welche deren beständig sehr viel
wegfangen, sondern sie sind auch den Hühnern,
Elstern, Raben, Schnecken, und andern Vögeln,
wie auch den Fröschen eine sehr angenehme Spei-
se, wenn sie solche habhaft werden können.

Jch selbst habe einsmahls mit Verwunderung
ang[ese]hen, daß ein Frosch einen Regenwurm ge-
fangen und gefressen.

Es geschah nehmlich vor einigen Jahren, als
ich eben in den Dreyen Brunnen in meinen Gar-
ten war, daß auf den Abend um 6 Uhr ein star-
ker Regen kam, daher ich mich in das Garten-
Haus reteriren muste, und zum Zeitvertreib mit-
lerweile in einem Buche las. Als es nun nach
einer guten Stunde aufgehöret hatte zu regnen,
sahe ich zum Fenster hinaus, und wurde ohnge-
sehr gewahr, daß ein grosser Regenwurm aus sei-
nem Loche hervorgekrochen kam; jedoch nicht völ-
lig, sondern bis auf einen kleinen Theil, mit wel-
chen er in dem Loche stecken blieb.

Denn es ist bekannt, daß sich diese Würmer
nicht gänzlich aus der Erde heraus begeben, son-
dern mit ihren hintern Theile, in etwas in ihren
Löchern stecken bleiben, damit sie sich, wenn nur
die geringste Erschütterung geschiehet, mit gröster
Geschwindigkeit wieder in ihre Löcher ziehen kön-
nen.

Daher man auch zuweilen, wenn man sie mit
der Hand ergreiffet, recht zu thun hat dieselben her-

aus
ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.

Denn es ſind dieſelben nicht nur den Nachſtel-
lungen der Maulwuͤrffe, wie oben gedacht worden,
unterworffen, als welche deren beſtaͤndig ſehr viel
wegfangen, ſondern ſie ſind auch den Huͤhnern,
Elſtern, Raben, Schnecken, und andern Voͤgeln,
wie auch den Froͤſchen eine ſehr angenehme Spei-
ſe, wenn ſie ſolche habhaft werden koͤnnen.

Jch ſelbſt habe einsmahls mit Verwunderung
ang[eſe]hen, daß ein Froſch einen Regenwurm ge-
fangen und gefreſſen.

Es geſchah nehmlich vor einigen Jahren, als
ich eben in den Dreyen Brunnen in meinen Gar-
ten war, daß auf den Abend um 6 Uhr ein ſtar-
ker Regen kam, daher ich mich in das Garten-
Haus reteriren muſte, und zum Zeitvertreib mit-
lerweile in einem Buche las. Als es nun nach
einer guten Stunde aufgehoͤret hatte zu regnen,
ſahe ich zum Fenſter hinaus, und wurde ohnge-
ſehr gewahr, daß ein groſſer Regenwurm aus ſei-
nem Loche hervorgekrochen kam; jedoch nicht voͤl-
lig, ſondern bis auf einen kleinen Theil, mit wel-
chen er in dem Loche ſtecken blieb.

Denn es iſt bekannt, daß ſich dieſe Wuͤrmer
nicht gaͤnzlich aus der Erde heraus begeben, ſon-
dern mit ihren hintern Theile, in etwas in ihren
Loͤchern ſtecken bleiben, damit ſie ſich, wenn nur
die geringſte Erſchuͤtterung geſchiehet, mit groͤſter
Geſchwindigkeit wieder in ihre Loͤcher ziehen koͤn-
nen.

Daher man auch zuweilen, wenn man ſie mit
der Hand ergreiffet, recht zu thun hat dieſelben her-

aus
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[239/0253] ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. Denn es ſind dieſelben nicht nur den Nachſtel- lungen der Maulwuͤrffe, wie oben gedacht worden, unterworffen, als welche deren beſtaͤndig ſehr viel wegfangen, ſondern ſie ſind auch den Huͤhnern, Elſtern, Raben, Schnecken, und andern Voͤgeln, wie auch den Froͤſchen eine ſehr angenehme Spei- ſe, wenn ſie ſolche habhaft werden koͤnnen. Jch ſelbſt habe einsmahls mit Verwunderung angeſehen, daß ein Froſch einen Regenwurm ge- fangen und gefreſſen. Es geſchah nehmlich vor einigen Jahren, als ich eben in den Dreyen Brunnen in meinen Gar- ten war, daß auf den Abend um 6 Uhr ein ſtar- ker Regen kam, daher ich mich in das Garten- Haus reteriren muſte, und zum Zeitvertreib mit- lerweile in einem Buche las. Als es nun nach einer guten Stunde aufgehoͤret hatte zu regnen, ſahe ich zum Fenſter hinaus, und wurde ohnge- ſehr gewahr, daß ein groſſer Regenwurm aus ſei- nem Loche hervorgekrochen kam; jedoch nicht voͤl- lig, ſondern bis auf einen kleinen Theil, mit wel- chen er in dem Loche ſtecken blieb. Denn es iſt bekannt, daß ſich dieſe Wuͤrmer nicht gaͤnzlich aus der Erde heraus begeben, ſon- dern mit ihren hintern Theile, in etwas in ihren Loͤchern ſtecken bleiben, damit ſie ſich, wenn nur die geringſte Erſchuͤtterung geſchiehet, mit groͤſter Geſchwindigkeit wieder in ihre Loͤcher ziehen koͤn- nen. Daher man auch zuweilen, wenn man ſie mit der Hand ergreiffet, recht zu thun hat dieſelben her- aus

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/253>, abgerufen am 19.04.2024.