Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

wendig sind. Diese werden in dem Maasse ver-
mehrt, als die psychische Kurmethode erweitert
wird, welches leicht geschehen kann, wenn nur
in der Wahl des Locals und in der Anlage der
Gebäude keine Fehler begangen sind.

§. 24.

Noch ein Paar Worte über die Policey
und innere Verfassung solcher Irrenhäuser,
die als Heilanstalten dienen sollen.

Hauptsächlich muss dahin durch obrigkeit-
liche Vermittelung gesehen werden, dass die
Kranken so früh als möglich dem Institut zur
Kur übergeben werden. Bey keinen Krankhei-
ten ist die Procrastination der Hülfe nachtheiliger
als bey Geisteskrankheiten. Ein einziger falsch
behandelter Paroxismus kann vielleicht über die
Heilbarkeit oder Unheilbarkeit des Krankenent-
scheiden.

Dann muss der Arzt des Orts nach wohl ab-
gewognen Gründen es bestimmen, ob die Tren-
nung des Kranken von seiner Familie räthlich
und die Abführung desselben in die Irrenanstalt
nicht etwan auf seine Krankheit einen nachthei-
ligen Einfluss haben könne.

Ob der Antrag zur Aufnahme in ein Irren-
haus, das Heilanstalt ist, von der Obrigkeit und
nach der Vorschrift der preussischen Gerichtsord-
nung *) geschehen solle, nach welcher die Kran-

*) 1 Th. 38 Tit. §. 1 - 8.

wendig ſind. Dieſe werden in dem Maaſse ver-
mehrt, als die pſychiſche Kurmethode erweitert
wird, welches leicht geſchehen kann, wenn nur
in der Wahl des Locals und in der Anlage der
Gebäude keine Fehler begangen ſind.

§. 24.

Noch ein Paar Worte über die Policey
und innere Verfaſſung ſolcher Irrenhäuſer,
die als Heilanſtalten dienen ſollen.

Hauptſächlich muſs dahin durch obrigkeit-
liche Vermittelung geſehen werden, daſs die
Kranken ſo früh als möglich dem Inſtitut zur
Kur übergeben werden. Bey keinen Krankhei-
ten iſt die Procraſtination der Hülfe nachtheiliger
als bey Geiſteskrankheiten. Ein einziger falſch
behandelter Paroxiſmus kann vielleicht über die
Heilbarkeit oder Unheilbarkeit des Krankenent-
ſcheiden.

Dann muſs der Arzt des Orts nach wohl ab-
gewognen Gründen es beſtimmen, ob die Tren-
nung des Kranken von ſeiner Familie räthlich
und die Abführung deſſelben in die Irrenanſtalt
nicht etwan auf ſeine Krankheit einen nachthei-
ligen Einfluſs haben könne.

Ob der Antrag zur Aufnahme in ein Irren-
haus, das Heilanſtalt iſt, von der Obrigkeit und
nach der Vorſchrift der preuſsiſchen Gerichtsord-
nung *) geſchehen ſolle, nach welcher die Kran-

*) 1 Th. 38 Tit. §. 1 ‒ 8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0468" n="463"/>
wendig &#x017F;ind. Die&#x017F;e werden in dem Maa&#x017F;se ver-<lb/>
mehrt, als die p&#x017F;ychi&#x017F;che Kurmethode erweitert<lb/>
wird, welches leicht ge&#x017F;chehen kann, wenn nur<lb/>
in der Wahl des Locals und in der Anlage der<lb/>
Gebäude keine Fehler begangen &#x017F;ind.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 24.</head><lb/>
          <p>Noch ein Paar Worte über die <hi rendition="#g">Policey</hi><lb/>
und <hi rendition="#g">innere Verfa&#x017F;&#x017F;ung</hi> &#x017F;olcher Irrenhäu&#x017F;er,<lb/>
die als Heilan&#x017F;talten dienen &#x017F;ollen.</p><lb/>
          <p>Haupt&#x017F;ächlich mu&#x017F;s dahin durch obrigkeit-<lb/>
liche Vermittelung ge&#x017F;ehen werden, da&#x017F;s die<lb/>
Kranken &#x017F;o früh als möglich dem In&#x017F;titut zur<lb/>
Kur übergeben werden. Bey keinen Krankhei-<lb/>
ten i&#x017F;t die Procra&#x017F;tination der Hülfe nachtheiliger<lb/>
als bey Gei&#x017F;teskrankheiten. Ein einziger fal&#x017F;ch<lb/>
behandelter Paroxi&#x017F;mus kann vielleicht über die<lb/>
Heilbarkeit oder Unheilbarkeit des Krankenent-<lb/>
&#x017F;cheiden.</p><lb/>
          <p>Dann mu&#x017F;s der Arzt des Orts nach wohl ab-<lb/>
gewognen Gründen es be&#x017F;timmen, ob die Tren-<lb/>
nung des Kranken von &#x017F;einer Familie räthlich<lb/>
und die Abführung de&#x017F;&#x017F;elben in die Irrenan&#x017F;talt<lb/>
nicht etwan auf &#x017F;eine Krankheit einen nachthei-<lb/>
ligen Einflu&#x017F;s haben könne.</p><lb/>
          <p>Ob der Antrag zur Aufnahme in ein Irren-<lb/>
haus, das Heilan&#x017F;talt i&#x017F;t, von der Obrigkeit und<lb/>
nach der Vor&#x017F;chrift der preu&#x017F;si&#x017F;chen Gerichtsord-<lb/>
nung <note place="foot" n="*)">1 Th. 38 Tit. §. 1 &#x2012; 8.</note> ge&#x017F;chehen &#x017F;olle, nach welcher die Kran-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[463/0468] wendig ſind. Dieſe werden in dem Maaſse ver- mehrt, als die pſychiſche Kurmethode erweitert wird, welches leicht geſchehen kann, wenn nur in der Wahl des Locals und in der Anlage der Gebäude keine Fehler begangen ſind. §. 24. Noch ein Paar Worte über die Policey und innere Verfaſſung ſolcher Irrenhäuſer, die als Heilanſtalten dienen ſollen. Hauptſächlich muſs dahin durch obrigkeit- liche Vermittelung geſehen werden, daſs die Kranken ſo früh als möglich dem Inſtitut zur Kur übergeben werden. Bey keinen Krankhei- ten iſt die Procraſtination der Hülfe nachtheiliger als bey Geiſteskrankheiten. Ein einziger falſch behandelter Paroxiſmus kann vielleicht über die Heilbarkeit oder Unheilbarkeit des Krankenent- ſcheiden. Dann muſs der Arzt des Orts nach wohl ab- gewognen Gründen es beſtimmen, ob die Tren- nung des Kranken von ſeiner Familie räthlich und die Abführung deſſelben in die Irrenanſtalt nicht etwan auf ſeine Krankheit einen nachthei- ligen Einfluſs haben könne. Ob der Antrag zur Aufnahme in ein Irren- haus, das Heilanſtalt iſt, von der Obrigkeit und nach der Vorſchrift der preuſsiſchen Gerichtsord- nung *) geſchehen ſolle, nach welcher die Kran- *) 1 Th. 38 Tit. §. 1 ‒ 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/468
Zitationshilfe: Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/468>, abgerufen am 28.03.2024.