Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite
Stand unseres Wissens und Aufbau der Inseln. Gebirgsformationen.

Aus Granit sind vorwiegend die Meridiangebirge von Shinano
aufgebaut. Er, Diorit und andere plutonische Gesteine engen die
viel gewundenen oberen Thäler des Kiso-gawa, Sai-gawa und mancher
anderen Flüsse dieser Provinz ein; über Granitblöcke eilt ihr klares
Wasser dahin. Auch in den Randgebirgen der Ebene von Kuwanto
sind diese altkrystallinischen Gesteine viel verbreitet. Weiter nach
Norden treten sie wie im Süden gegen Schiefer und Eruptivgesteine
wieder mehr zurück, sind jedoch auch hier an vielen Stellen nach-
weisbar. Natürlich ist es nicht immer ein reiner Granit; auch Hablit
und Granitporphyr finden sich hier und da. So steht zum Beispiel
bei Nikko im oberen Thale des Daiya-gawa und an mehreren anderen
Orten des benachbarten Gebirges ein Granitporphyr mit grossen blass
fleischfarbenen Orthoklaskrystallen, mattem triklinischem Feldspath,
Quarz und Horblende an.

In dem Grenzgebirge von Kotsuke und Echigo ist auf beiden
Seiten von Mikuni-toge Diallag führender Diabasporphyrit mächtig
entwickelt, ein dunkles Gestein, das auch im Geröll mehrerer Neben-
flüsse des oberen Tone sich findet.


b. Gebirgsformationen.

Fossile Einschlüsse sind bis jetzt in den mächtigen alten Schiefer-
schichten noch nicht gefunden worden, und es ist desshalb zweifelhaft,
welcher der paläozoischen Formationen man sie zurechnen soll. Auf
alle Fälle aber gehören diejenigen des südlichen Schiefergebirges auf
Amakusa, Kiushiu und Shikoku demselben Systeme an. Dafür spricht
die gleiche petrographische Beschaffenheit und Streichrichtung, sowie
in Amakusa, Bungo und Iyo dasselbe Vorkommen von Spiessglanz und
kohlensauren Kupferhydraten.

Das älteste und interessanteste Vorkommen in dem südlichen
Schiefergebirge*), welches ich wahrzunehmen Gelegenheit hatte, ist
das von Serpentin und Talkschiefer auf den beiden Landzungen, in
welchen Kiushiu und Shikoku an der Bungo-nada sich bis auf 5 ri
nähern. Der Weg von Funai, der Hauptstadt Bungo's, nach dem Ueber-
fahrtsorte Saganoseki, welcher meist in der Nähe der Küste hinführt,
steigt etwa 2 ri vom Hafenorte über verschiedene Hügel, welche aus

*) Auf Erze, Kohlen und Kaolin werde ich in einem späteren Bande über die
Mineralprodukte und darauf sich gründende Industriezweige näher eingehen..
3*
Stand unseres Wissens und Aufbau der Inseln. Gebirgsformationen.

Aus Granit sind vorwiegend die Meridiangebirge von Shinano
aufgebaut. Er, Diorit und andere plutonische Gesteine engen die
viel gewundenen oberen Thäler des Kiso-gawa, Sai-gawa und mancher
anderen Flüsse dieser Provinz ein; über Granitblöcke eilt ihr klares
Wasser dahin. Auch in den Randgebirgen der Ebene von Kuwantô
sind diese altkrystallinischen Gesteine viel verbreitet. Weiter nach
Norden treten sie wie im Süden gegen Schiefer und Eruptivgesteine
wieder mehr zurück, sind jedoch auch hier an vielen Stellen nach-
weisbar. Natürlich ist es nicht immer ein reiner Granit; auch Hablit
und Granitporphyr finden sich hier und da. So steht zum Beispiel
bei Nikkô im oberen Thale des Daiya-gawa und an mehreren anderen
Orten des benachbarten Gebirges ein Granitporphyr mit grossen blass
fleischfarbenen Orthoklaskrystallen, mattem triklinischem Feldspath,
Quarz und Horblende an.

In dem Grenzgebirge von Kotsuke und Echigo ist auf beiden
Seiten von Mikuni-tôge Diallag führender Diabasporphyrit mächtig
entwickelt, ein dunkles Gestein, das auch im Geröll mehrerer Neben-
flüsse des oberen Tone sich findet.


b. Gebirgsformationen.

Fossile Einschlüsse sind bis jetzt in den mächtigen alten Schiefer-
schichten noch nicht gefunden worden, und es ist desshalb zweifelhaft,
welcher der paläozoischen Formationen man sie zurechnen soll. Auf
alle Fälle aber gehören diejenigen des südlichen Schiefergebirges auf
Amakusa, Kiushiu und Shikoku demselben Systeme an. Dafür spricht
die gleiche petrographische Beschaffenheit und Streichrichtung, sowie
in Amakusa, Bungo und Iyo dasselbe Vorkommen von Spiessglanz und
kohlensauren Kupferhydraten.

Das älteste und interessanteste Vorkommen in dem südlichen
Schiefergebirge*), welches ich wahrzunehmen Gelegenheit hatte, ist
das von Serpentin und Talkschiefer auf den beiden Landzungen, in
welchen Kiushiu und Shikoku an der Bungo-nada sich bis auf 5 ri
nähern. Der Weg von Funai, der Hauptstadt Bungo’s, nach dem Ueber-
fahrtsorte Saganoseki, welcher meist in der Nähe der Küste hinführt,
steigt etwa 2 ri vom Hafenorte über verschiedene Hügel, welche aus

*) Auf Erze, Kohlen und Kaolin werde ich in einem späteren Bande über die
Mineralprodukte und darauf sich gründende Industriezweige näher eingehen..
3*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0055" n="35"/>
            <fw place="top" type="header">Stand unseres Wissens und Aufbau der Inseln. Gebirgsformationen.</fw><lb/>
            <p>Aus Granit sind vorwiegend die Meridiangebirge von Shinano<lb/>
aufgebaut. Er, Diorit und andere plutonische Gesteine engen die<lb/>
viel gewundenen oberen Thäler des Kiso-gawa, Sai-gawa und mancher<lb/>
anderen Flüsse dieser Provinz ein; über Granitblöcke eilt ihr klares<lb/>
Wasser dahin. Auch in den Randgebirgen der Ebene von Kuwantô<lb/>
sind diese altkrystallinischen Gesteine viel verbreitet. Weiter nach<lb/>
Norden treten sie wie im Süden gegen Schiefer und Eruptivgesteine<lb/>
wieder mehr zurück, sind jedoch auch hier an vielen Stellen nach-<lb/>
weisbar. Natürlich ist es nicht immer ein reiner Granit; auch Hablit<lb/>
und Granitporphyr finden sich hier und da. So steht zum Beispiel<lb/>
bei Nikkô im oberen Thale des Daiya-gawa und an mehreren anderen<lb/>
Orten des benachbarten Gebirges ein Granitporphyr mit grossen blass<lb/>
fleischfarbenen Orthoklaskrystallen, mattem triklinischem Feldspath,<lb/>
Quarz und Horblende an.</p><lb/>
            <p>In dem Grenzgebirge von Kotsuke und Echigo ist auf beiden<lb/>
Seiten von Mikuni-tôge Diallag führender Diabasporphyrit mächtig<lb/>
entwickelt, ein dunkles Gestein, das auch im Geröll mehrerer Neben-<lb/>
flüsse des oberen Tone sich findet.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head>b. Gebirgsformationen.</head><lb/>
            <p>Fossile Einschlüsse sind bis jetzt in den mächtigen alten Schiefer-<lb/>
schichten noch nicht gefunden worden, und es ist desshalb zweifelhaft,<lb/>
welcher der paläozoischen Formationen man sie zurechnen soll. Auf<lb/>
alle Fälle aber gehören diejenigen des südlichen Schiefergebirges auf<lb/>
Amakusa, Kiushiu und Shikoku demselben Systeme an. Dafür spricht<lb/>
die gleiche petrographische Beschaffenheit und Streichrichtung, sowie<lb/>
in Amakusa, Bungo und Iyo dasselbe Vorkommen von Spiessglanz und<lb/>
kohlensauren Kupferhydraten.</p><lb/>
            <p>Das älteste und interessanteste Vorkommen in dem südlichen<lb/>
Schiefergebirge<note place="foot" n="*)">Auf Erze, Kohlen und Kaolin werde ich in einem späteren Bande über die<lb/>
Mineralprodukte und darauf sich gründende Industriezweige näher eingehen..</note>, welches ich wahrzunehmen Gelegenheit hatte, ist<lb/>
das von Serpentin und Talkschiefer auf den beiden Landzungen, in<lb/>
welchen Kiushiu und Shikoku an der Bungo-nada sich bis auf 5 ri<lb/>
nähern. Der Weg von Funai, der Hauptstadt Bungo&#x2019;s, nach dem Ueber-<lb/>
fahrtsorte Saganoseki, welcher meist in der Nähe der Küste hinführt,<lb/>
steigt etwa 2 ri vom Hafenorte über verschiedene Hügel, welche aus<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">3*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0055] Stand unseres Wissens und Aufbau der Inseln. Gebirgsformationen. Aus Granit sind vorwiegend die Meridiangebirge von Shinano aufgebaut. Er, Diorit und andere plutonische Gesteine engen die viel gewundenen oberen Thäler des Kiso-gawa, Sai-gawa und mancher anderen Flüsse dieser Provinz ein; über Granitblöcke eilt ihr klares Wasser dahin. Auch in den Randgebirgen der Ebene von Kuwantô sind diese altkrystallinischen Gesteine viel verbreitet. Weiter nach Norden treten sie wie im Süden gegen Schiefer und Eruptivgesteine wieder mehr zurück, sind jedoch auch hier an vielen Stellen nach- weisbar. Natürlich ist es nicht immer ein reiner Granit; auch Hablit und Granitporphyr finden sich hier und da. So steht zum Beispiel bei Nikkô im oberen Thale des Daiya-gawa und an mehreren anderen Orten des benachbarten Gebirges ein Granitporphyr mit grossen blass fleischfarbenen Orthoklaskrystallen, mattem triklinischem Feldspath, Quarz und Horblende an. In dem Grenzgebirge von Kotsuke und Echigo ist auf beiden Seiten von Mikuni-tôge Diallag führender Diabasporphyrit mächtig entwickelt, ein dunkles Gestein, das auch im Geröll mehrerer Neben- flüsse des oberen Tone sich findet. b. Gebirgsformationen. Fossile Einschlüsse sind bis jetzt in den mächtigen alten Schiefer- schichten noch nicht gefunden worden, und es ist desshalb zweifelhaft, welcher der paläozoischen Formationen man sie zurechnen soll. Auf alle Fälle aber gehören diejenigen des südlichen Schiefergebirges auf Amakusa, Kiushiu und Shikoku demselben Systeme an. Dafür spricht die gleiche petrographische Beschaffenheit und Streichrichtung, sowie in Amakusa, Bungo und Iyo dasselbe Vorkommen von Spiessglanz und kohlensauren Kupferhydraten. Das älteste und interessanteste Vorkommen in dem südlichen Schiefergebirge *), welches ich wahrzunehmen Gelegenheit hatte, ist das von Serpentin und Talkschiefer auf den beiden Landzungen, in welchen Kiushiu und Shikoku an der Bungo-nada sich bis auf 5 ri nähern. Der Weg von Funai, der Hauptstadt Bungo’s, nach dem Ueber- fahrtsorte Saganoseki, welcher meist in der Nähe der Küste hinführt, steigt etwa 2 ri vom Hafenorte über verschiedene Hügel, welche aus *) Auf Erze, Kohlen und Kaolin werde ich in einem späteren Bande über die Mineralprodukte und darauf sich gründende Industriezweige näher eingehen.. 3*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/55
Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/55>, abgerufen am 29.03.2024.