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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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VI. Klima.

Einen weit regelmässigeren Verlauf nimmt die jährliche Periode
des Luftdruckes in Nagasaki, wo dem niedrigsten Thermometerstande
im Januar der höchste Luftdruck mit 766,5 mm, der höchsten Luft-
temperatur im August aber der niedrigste Barometerstand mit 755,6 mm
entspricht und die Monatsmittel für den jährlichen Luftdruck nur ein
Maximum und ein Minimum aufweisen, welche aber vom Jahres-
mittel mit ebenfalls 761,6 mm viel mehr abweichen als in Tokio.

In Hakodate, dessen mittlerer Luftdruck 756,5 mm beträgt, fällt
der höchste monatliche mit 760,0 mm in den März, der niedrigste mit
752,7 mm in den Juli. Dies und der niedrige durchschnittliche Stand
haben indess nichts Auffallendes. Den erwähnten auffallend grossen
Temperaturschwankungen analog sind auch die jährlichen Oscillationen
des Luftdruckes sehr beträchtliche. Häufig steigt das Barometer über
770,0 mm, ja zuweilen auf 775,0 mm und darüber und sinkt nicht selten
unter 750,0 mm, des Verhaltens bei grossen Stürmen gar nicht zu
gedenken. Nicht selten zeigt es die Anomalie, dass es mit den
Winden, welche Regen bringen, steigt und stundenlang im Verlaufe
eines Regens einen sehr hohen Stand (765,0--770,0 mm) bewahrt und
erst sinkt, nachdem mit verändertem Winde besseres Wetter einge-
treten ist.

Ueber den stündlichen Gang des Luftdruckes liegt nur von De-
shima (Nagasaki) eine längere Beobachtungsreihe vor, aus der sich
ergibt, dass das tägliche Hauptminimum im Herbste Nachmittags 4 Uhr,
sonst aber auf 5 Uhr Nachmittags fällt. Das erste Maximum tritt im
Sommer um 2 Uhr ein, im Frühling um 6 Uhr, im Winter um 9 Uhr
und im Herbst um 10 Uhr Vormittags.

Die hohen Barometerstände und niedrigen Temperaturen, welche
den Winter Japans kennzeichnen und in deren Gefolge ein meist
heiterer Himmel erscheint, werden, wie schon früher angedeutet
wurde, durch die Herrschaft kalter, nördlicher Winde bedingt. Ihre
vorherrschende Richtung ist an den verschiedenen Küsten keineswegs
überall dieselbe, und es passt die Bezeichnung "Nordostmonsun" mit
Ausnahme der südlichen Inseln nicht mehr. Während der Winter-
monate weht zu Wladiwostok und an der ganzen Küste des asiati-
schen Festlandes Japan gegenüber vorherrschend kalter, heftiger und
Alles durchdringender Nord- und Nordwestwind. Dass die Meeres-
Strömungen um die Japanischen Inseln im weiteren Verlaufe dieser
Winde ihre Richtung wesentlich beeinflussen werden, dass insbesondere
das Japanische Meer dieselbe stark deflectieren muss, wird man ohne
weiteres annehmen können. So finden wir denn als vorherrschende
Winde im Winter für Hakodate NW.- und W.-Winde auftreten, in

VI. Klima.

Einen weit regelmässigeren Verlauf nimmt die jährliche Periode
des Luftdruckes in Nagasaki, wo dem niedrigsten Thermometerstande
im Januar der höchste Luftdruck mit 766,5 mm, der höchsten Luft-
temperatur im August aber der niedrigste Barometerstand mit 755,6 mm
entspricht und die Monatsmittel für den jährlichen Luftdruck nur ein
Maximum und ein Minimum aufweisen, welche aber vom Jahres-
mittel mit ebenfalls 761,6 mm viel mehr abweichen als in Tôkio.

In Hakodate, dessen mittlerer Luftdruck 756,5 mm beträgt, fällt
der höchste monatliche mit 760,0 mm in den März, der niedrigste mit
752,7 mm in den Juli. Dies und der niedrige durchschnittliche Stand
haben indess nichts Auffallendes. Den erwähnten auffallend grossen
Temperaturschwankungen analog sind auch die jährlichen Oscillationen
des Luftdruckes sehr beträchtliche. Häufig steigt das Barometer über
770,0 mm, ja zuweilen auf 775,0 mm und darüber und sinkt nicht selten
unter 750,0 mm, des Verhaltens bei grossen Stürmen gar nicht zu
gedenken. Nicht selten zeigt es die Anomalie, dass es mit den
Winden, welche Regen bringen, steigt und stundenlang im Verlaufe
eines Regens einen sehr hohen Stand (765,0—770,0 mm) bewahrt und
erst sinkt, nachdem mit verändertem Winde besseres Wetter einge-
treten ist.

Ueber den stündlichen Gang des Luftdruckes liegt nur von De-
shima (Nagasaki) eine längere Beobachtungsreihe vor, aus der sich
ergibt, dass das tägliche Hauptminimum im Herbste Nachmittags 4 Uhr,
sonst aber auf 5 Uhr Nachmittags fällt. Das erste Maximum tritt im
Sommer um 2 Uhr ein, im Frühling um 6 Uhr, im Winter um 9 Uhr
und im Herbst um 10 Uhr Vormittags.

Die hohen Barometerstände und niedrigen Temperaturen, welche
den Winter Japans kennzeichnen und in deren Gefolge ein meist
heiterer Himmel erscheint, werden, wie schon früher angedeutet
wurde, durch die Herrschaft kalter, nördlicher Winde bedingt. Ihre
vorherrschende Richtung ist an den verschiedenen Küsten keineswegs
überall dieselbe, und es passt die Bezeichnung »Nordostmonsun« mit
Ausnahme der südlichen Inseln nicht mehr. Während der Winter-
monate weht zu Wladiwostok und an der ganzen Küste des asiati-
schen Festlandes Japan gegenüber vorherrschend kalter, heftiger und
Alles durchdringender Nord- und Nordwestwind. Dass die Meeres-
Strömungen um die Japanischen Inseln im weiteren Verlaufe dieser
Winde ihre Richtung wesentlich beeinflussen werden, dass insbesondere
das Japanische Meer dieselbe stark deflectieren muss, wird man ohne
weiteres annehmen können. So finden wir denn als vorherrschende
Winde im Winter für Hakodate NW.- und W.-Winde auftreten, in

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[130/0152] VI. Klima. Einen weit regelmässigeren Verlauf nimmt die jährliche Periode des Luftdruckes in Nagasaki, wo dem niedrigsten Thermometerstande im Januar der höchste Luftdruck mit 766,5 mm, der höchsten Luft- temperatur im August aber der niedrigste Barometerstand mit 755,6 mm entspricht und die Monatsmittel für den jährlichen Luftdruck nur ein Maximum und ein Minimum aufweisen, welche aber vom Jahres- mittel mit ebenfalls 761,6 mm viel mehr abweichen als in Tôkio. In Hakodate, dessen mittlerer Luftdruck 756,5 mm beträgt, fällt der höchste monatliche mit 760,0 mm in den März, der niedrigste mit 752,7 mm in den Juli. Dies und der niedrige durchschnittliche Stand haben indess nichts Auffallendes. Den erwähnten auffallend grossen Temperaturschwankungen analog sind auch die jährlichen Oscillationen des Luftdruckes sehr beträchtliche. Häufig steigt das Barometer über 770,0 mm, ja zuweilen auf 775,0 mm und darüber und sinkt nicht selten unter 750,0 mm, des Verhaltens bei grossen Stürmen gar nicht zu gedenken. Nicht selten zeigt es die Anomalie, dass es mit den Winden, welche Regen bringen, steigt und stundenlang im Verlaufe eines Regens einen sehr hohen Stand (765,0—770,0 mm) bewahrt und erst sinkt, nachdem mit verändertem Winde besseres Wetter einge- treten ist. Ueber den stündlichen Gang des Luftdruckes liegt nur von De- shima (Nagasaki) eine längere Beobachtungsreihe vor, aus der sich ergibt, dass das tägliche Hauptminimum im Herbste Nachmittags 4 Uhr, sonst aber auf 5 Uhr Nachmittags fällt. Das erste Maximum tritt im Sommer um 2 Uhr ein, im Frühling um 6 Uhr, im Winter um 9 Uhr und im Herbst um 10 Uhr Vormittags. Die hohen Barometerstände und niedrigen Temperaturen, welche den Winter Japans kennzeichnen und in deren Gefolge ein meist heiterer Himmel erscheint, werden, wie schon früher angedeutet wurde, durch die Herrschaft kalter, nördlicher Winde bedingt. Ihre vorherrschende Richtung ist an den verschiedenen Küsten keineswegs überall dieselbe, und es passt die Bezeichnung »Nordostmonsun« mit Ausnahme der südlichen Inseln nicht mehr. Während der Winter- monate weht zu Wladiwostok und an der ganzen Küste des asiati- schen Festlandes Japan gegenüber vorherrschend kalter, heftiger und Alles durchdringender Nord- und Nordwestwind. Dass die Meeres- Strömungen um die Japanischen Inseln im weiteren Verlaufe dieser Winde ihre Richtung wesentlich beeinflussen werden, dass insbesondere das Japanische Meer dieselbe stark deflectieren muss, wird man ohne weiteres annehmen können. So finden wir denn als vorherrschende Winde im Winter für Hakodate NW.- und W.-Winde auftreten, in

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/152>, abgerufen am 23.04.2024.