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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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Echinodermen.
Verwandte, von denen manche gegessen werden, und 12 Arten Asteriden
oder Seesterne. Auch in der Zusammensetzung der Liste dieser Thiere
ist der grosse Einfluss des Kuro-shiwo und der Driftströmung zur Zeit
des Südwestmonsuns unverkennbar; denn diesen Agentien müssen wir
in erster Linie die Verbreitung mancher Arten über den Indischen und
Stillen Ocean und insbesondere über den Malayischen und Japanischen
Archipel zuschreiben. Hierher gehören von eigentlichen Echiniden
Echinotrix turcarum Pet., Echinometra lacunter Bl., Strongylocentrotus
tuberculatus Al. Ag., Microcyphus maculatus Al. Ag. und M. zigzag
Al. Ag., Mespilia globulus Al. Ag., Hipponoe variegata Ag., Fibularia
australis Desm., Echinanthus testudinarius Gray, Peronella decagonalis
Ag., Echinodiscus laevis Al. Ag., Lovenia subcarinata Gray, Breynia
Australasiae Gray, Echinocardium australe Gray, während Strongylo-
centrotus depressus Al. Ag., St. intermedius Al. Ag., Sphaerechinus
pulcherrimus Al. Ag., Temnopleurus Hardwickii Al. Ag., Phymosoma
crenulare Al. Ag., Echinocardium mirabile Al. Ag., Spatangus Lütkeni
Al. Ag. und Maretia alta Al. Ag. bis jetzt nur in japanischen Ge-
wässern gefunden wurden.

Als Kosmopolit warmer Meerestheile erscheint das langstachelige
Diadema setosum Gray, überraschend aber das Vorkommen der Doro-
cidaris papillata Al. Ag.; denn während man diese Species bisher nur
aus dem Nordatlantischen Ocean von Westindien über den Golfstrom
bis zur Küste von Norwegen kannte, führte sie mir ein Zufall frisch
auf Enoshima in die Hände. Ein Fischer, von dem ich das betreffende
Exemplar erwarb, versicherte mich, dass er sie beim Suchen nach
Hyalonema aus einer Tiefe von 200 Faden erhalten habe *).

Sehr merkwürdig ist bezüglich der Seesterne (tako-no-makura)
das Vorkommen von Asterias rubens an der japanischen Küste. Dieses
Thier zeigt eine fast beispiellose Häufigkeit und Verbreitung in der
ganzen Nordsee, in den westlichen Theilen der Ostsee, an den Faröer,
Island, Grönland und den englischen Küsten, so dass es für die Nord-
see als eine charakteristische Echinodermenform angesehen werden
kann. Nach Süden hin verschwindet dieser Seestern, wie es scheint,
vollständig; denn man kennt ihn bis jetzt mit Sicherheit weder aus
dem Mittelmeere, noch aus den südlichen Theilen des Atlantischen
Oceans. Auch aus anderen Meeren ist Asterias rubens nicht bekannt,
und nun taucht er plötzlich in Japan wieder auf. Archaster typicus
hat eine ziemlich weite Verbreitung über den Indischen Ocean; die

*) Neuere Erkundigungen, welche Herr Dr. Satow auf meinen Wunsch an-
stellte, und ein weiteres Exemplar, das mir bei der Gelegenheit übersandt wurde,
stellen das Vorkommen ausser allen Zweifel.

Echinodermen.
Verwandte, von denen manche gegessen werden, und 12 Arten Asteriden
oder Seesterne. Auch in der Zusammensetzung der Liste dieser Thiere
ist der grosse Einfluss des Kuro-shiwo und der Driftströmung zur Zeit
des Südwestmonsuns unverkennbar; denn diesen Agentien müssen wir
in erster Linie die Verbreitung mancher Arten über den Indischen und
Stillen Ocean und insbesondere über den Malayischen und Japanischen
Archipel zuschreiben. Hierher gehören von eigentlichen Echiniden
Echinotrix turcarum Pet., Echinometra lacunter Bl., Strongylocentrotus
tuberculatus Al. Ag., Microcyphus maculatus Al. Ag. und M. zigzag
Al. Ag., Mespilia globulus Al. Ag., Hipponoë variegata Ag., Fibularia
australis Desm., Echinanthus testudinarius Gray, Peronella decagonalis
Ag., Echinodiscus laevis Al. Ag., Lovenia subcarinata Gray, Breynia
Australasiae Gray, Echinocardium australe Gray, während Strongylo-
centrotus depressus Al. Ag., St. intermedius Al. Ag., Sphaerechinus
pulcherrimus Al. Ag., Temnopleurus Hardwickii Al. Ag., Phymosoma
crenulare Al. Ag., Echinocardium mirabile Al. Ag., Spatangus Lütkeni
Al. Ag. und Maretia alta Al. Ag. bis jetzt nur in japanischen Ge-
wässern gefunden wurden.

Als Kosmopolit warmer Meerestheile erscheint das langstachelige
Diadema setosum Gray, überraschend aber das Vorkommen der Doro-
cidaris papillata Al. Ag.; denn während man diese Species bisher nur
aus dem Nordatlantischen Ocean von Westindien über den Golfstrom
bis zur Küste von Norwegen kannte, führte sie mir ein Zufall frisch
auf Enoshima in die Hände. Ein Fischer, von dem ich das betreffende
Exemplar erwarb, versicherte mich, dass er sie beim Suchen nach
Hyalonema aus einer Tiefe von 200 Faden erhalten habe *).

Sehr merkwürdig ist bezüglich der Seesterne (tako-no-makura)
das Vorkommen von Asterias rubens an der japanischen Küste. Dieses
Thier zeigt eine fast beispiellose Häufigkeit und Verbreitung in der
ganzen Nordsee, in den westlichen Theilen der Ostsee, an den Faröer,
Island, Grönland und den englischen Küsten, so dass es für die Nord-
see als eine charakteristische Echinodermenform angesehen werden
kann. Nach Süden hin verschwindet dieser Seestern, wie es scheint,
vollständig; denn man kennt ihn bis jetzt mit Sicherheit weder aus
dem Mittelmeere, noch aus den südlichen Theilen des Atlantischen
Oceans. Auch aus anderen Meeren ist Asterias rubens nicht bekannt,
und nun taucht er plötzlich in Japan wieder auf. Archaster typicus
hat eine ziemlich weite Verbreitung über den Indischen Ocean; die

*) Neuere Erkundigungen, welche Herr Dr. Satow auf meinen Wunsch an-
stellte, und ein weiteres Exemplar, das mir bei der Gelegenheit übersandt wurde,
stellen das Vorkommen ausser allen Zweifel.
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[239/0263] Echinodermen. Verwandte, von denen manche gegessen werden, und 12 Arten Asteriden oder Seesterne. Auch in der Zusammensetzung der Liste dieser Thiere ist der grosse Einfluss des Kuro-shiwo und der Driftströmung zur Zeit des Südwestmonsuns unverkennbar; denn diesen Agentien müssen wir in erster Linie die Verbreitung mancher Arten über den Indischen und Stillen Ocean und insbesondere über den Malayischen und Japanischen Archipel zuschreiben. Hierher gehören von eigentlichen Echiniden Echinotrix turcarum Pet., Echinometra lacunter Bl., Strongylocentrotus tuberculatus Al. Ag., Microcyphus maculatus Al. Ag. und M. zigzag Al. Ag., Mespilia globulus Al. Ag., Hipponoë variegata Ag., Fibularia australis Desm., Echinanthus testudinarius Gray, Peronella decagonalis Ag., Echinodiscus laevis Al. Ag., Lovenia subcarinata Gray, Breynia Australasiae Gray, Echinocardium australe Gray, während Strongylo- centrotus depressus Al. Ag., St. intermedius Al. Ag., Sphaerechinus pulcherrimus Al. Ag., Temnopleurus Hardwickii Al. Ag., Phymosoma crenulare Al. Ag., Echinocardium mirabile Al. Ag., Spatangus Lütkeni Al. Ag. und Maretia alta Al. Ag. bis jetzt nur in japanischen Ge- wässern gefunden wurden. Als Kosmopolit warmer Meerestheile erscheint das langstachelige Diadema setosum Gray, überraschend aber das Vorkommen der Doro- cidaris papillata Al. Ag.; denn während man diese Species bisher nur aus dem Nordatlantischen Ocean von Westindien über den Golfstrom bis zur Küste von Norwegen kannte, führte sie mir ein Zufall frisch auf Enoshima in die Hände. Ein Fischer, von dem ich das betreffende Exemplar erwarb, versicherte mich, dass er sie beim Suchen nach Hyalonema aus einer Tiefe von 200 Faden erhalten habe *). Sehr merkwürdig ist bezüglich der Seesterne (tako-no-makura) das Vorkommen von Asterias rubens an der japanischen Küste. Dieses Thier zeigt eine fast beispiellose Häufigkeit und Verbreitung in der ganzen Nordsee, in den westlichen Theilen der Ostsee, an den Faröer, Island, Grönland und den englischen Küsten, so dass es für die Nord- see als eine charakteristische Echinodermenform angesehen werden kann. Nach Süden hin verschwindet dieser Seestern, wie es scheint, vollständig; denn man kennt ihn bis jetzt mit Sicherheit weder aus dem Mittelmeere, noch aus den südlichen Theilen des Atlantischen Oceans. Auch aus anderen Meeren ist Asterias rubens nicht bekannt, und nun taucht er plötzlich in Japan wieder auf. Archaster typicus hat eine ziemlich weite Verbreitung über den Indischen Ocean; die *) Neuere Erkundigungen, welche Herr Dr. Satow auf meinen Wunsch an- stellte, und ein weiteres Exemplar, das mir bei der Gelegenheit übersandt wurde, stellen das Vorkommen ausser allen Zweifel.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/263>, abgerufen am 28.03.2024.