Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Topographie. Agasawara-shima etc.

Im Jahre 1830 kamen auf Betrieb des englischen Consuls der
Sandwich-Inseln die ersten Colonisten nach den Bonin-Inseln, eine
gemischte Gesellschaft aus einem Engländer, einem Italiener, zwei
Amerikanern, einem Dänen, fünf Männern und 10 Frauen von den
Sandwich-Inseln. Wallfischfänger landeten zuweilen und hinterliessen
einzelne ihrer Leute, aber die englische Regierung kümmerte sich
nicht weiter um die entlegene Colonie. Als 1875 Consul Robertson
zu Yokohama die Inseln besuchte, fand er eine Gesellschaft von 64
Personen, bestehend aus Engländern, Franzosen, Amerikanern, Spa-
niern, Südseeinsulanern, Negern, zwei japanischen Frauen und Bastarde.
Unter den Bewohnern gab es nur einen, Namens Webb, der noch
des Lesens und Schreibens kundig war. Die englische Regierung hat
seit 1861 alle Ansprüche auf die Inseln fahren lassen, als die japa-
nische ihr Eigenthumsrecht daraufgeltend machte. In der Neuzeit hat
diese einen regelmässigen Verkehr mit ihnen hergestellt und scheint
die genauere Untersuchung und Besiedelung derselben ernstlich be-
treiben zu wollen.


Durch Vertrag mit Korea, abgeschlossen zu Seul (Hanshon), der
Hauptstadt desselben, am 26. Februar 1876, erhielt Japan das Recht
zur Niederlassung und zum Handelsbetrieb an zwei Hafenplätzen der
koreanischen Küste. Fusan, der erste dieser Vertragshäfen, liegt
Tsu-shima gegenüber unter etwa 35° 5' N. und 129° O. Gr. Die
Niederlassung scheint zu gedeihen, besitzt bereits 2000 Bewohner und
steht in lebhaftem Verkehre mit Nagasaki. Am 1. Mai 1880 wurde
Gensan, der zweite Hafen, geöffnet. Derselbe liegt unter 39° 101/2'
N. und 127° 25' O. Gr. an der Brougthon-Bay. Wie früher Perry
in Japan, so scheint jetzt den Japanern in Korea die Aufgabe zuzu-
fallen, als Pioniere für das christliche Abendland zu wirken und eine
Verbindung einzuleiten, nach welcher die Seemächte schon lange ver-
geblich strebten.


III. Topographie. Agasawara-shima etc.

Im Jahre 1830 kamen auf Betrieb des englischen Consuls der
Sandwich-Inseln die ersten Colonisten nach den Bonin-Inseln, eine
gemischte Gesellschaft aus einem Engländer, einem Italiener, zwei
Amerikanern, einem Dänen, fünf Männern und 10 Frauen von den
Sandwich-Inseln. Wallfischfänger landeten zuweilen und hinterliessen
einzelne ihrer Leute, aber die englische Regierung kümmerte sich
nicht weiter um die entlegene Colonie. Als 1875 Consul Robertson
zu Yokohama die Inseln besuchte, fand er eine Gesellschaft von 64
Personen, bestehend aus Engländern, Franzosen, Amerikanern, Spa-
niern, Südseeinsulanern, Negern, zwei japanischen Frauen und Bastarde.
Unter den Bewohnern gab es nur einen, Namens Webb, der noch
des Lesens und Schreibens kundig war. Die englische Regierung hat
seit 1861 alle Ansprüche auf die Inseln fahren lassen, als die japa-
nische ihr Eigenthumsrecht daraufgeltend machte. In der Neuzeit hat
diese einen regelmässigen Verkehr mit ihnen hergestellt und scheint
die genauere Untersuchung und Besiedelung derselben ernstlich be-
treiben zu wollen.


Durch Vertrag mit Korea, abgeschlossen zu Seul (Hanshon), der
Hauptstadt desselben, am 26. Februar 1876, erhielt Japan das Recht
zur Niederlassung und zum Handelsbetrieb an zwei Hafenplätzen der
koreanischen Küste. Fusan, der erste dieser Vertragshäfen, liegt
Tsu-shima gegenüber unter etwa 35° 5' N. und 129° O. Gr. Die
Niederlassung scheint zu gedeihen, besitzt bereits 2000 Bewohner und
steht in lebhaftem Verkehre mit Nagasaki. Am 1. Mai 1880 wurde
Gensan, der zweite Hafen, geöffnet. Derselbe liegt unter 39° 10½'
N. und 127° 25' O. Gr. an der Brougthon-Bay. Wie früher Perry
in Japan, so scheint jetzt den Japanern in Korea die Aufgabe zuzu-
fallen, als Pioniere für das christliche Abendland zu wirken und eine
Verbindung einzuleiten, nach welcher die Seemächte schon lange ver-
geblich strebten.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0664" n="616"/>
              <fw place="top" type="header">III. Topographie. Agasawara-shima etc.</fw><lb/>
              <p>Im Jahre 1830 kamen auf Betrieb des englischen Consuls der<lb/>
Sandwich-Inseln die ersten Colonisten nach den Bonin-Inseln, eine<lb/>
gemischte Gesellschaft aus einem Engländer, einem Italiener, zwei<lb/>
Amerikanern, einem Dänen, fünf Männern und 10 Frauen von den<lb/>
Sandwich-Inseln. Wallfischfänger landeten zuweilen und hinterliessen<lb/>
einzelne ihrer Leute, aber die englische Regierung kümmerte sich<lb/>
nicht weiter um die entlegene Colonie. Als 1875 Consul Robertson<lb/>
zu Yokohama die Inseln besuchte, fand er eine Gesellschaft von 64<lb/>
Personen, bestehend aus Engländern, Franzosen, Amerikanern, Spa-<lb/>
niern, Südseeinsulanern, Negern, zwei japanischen Frauen und Bastarde.<lb/>
Unter den Bewohnern gab es nur einen, Namens Webb, der noch<lb/>
des Lesens und Schreibens kundig war. Die englische Regierung hat<lb/>
seit 1861 alle Ansprüche auf die Inseln fahren lassen, als die japa-<lb/>
nische ihr Eigenthumsrecht daraufgeltend machte. In der Neuzeit hat<lb/>
diese einen regelmässigen Verkehr mit ihnen hergestellt und scheint<lb/>
die genauere Untersuchung und Besiedelung derselben ernstlich be-<lb/>
treiben zu wollen.</p><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <p>Durch Vertrag mit Korea, abgeschlossen zu <hi rendition="#g">Seul</hi> (Hanshon), der<lb/>
Hauptstadt desselben, am 26. Februar 1876, erhielt Japan das Recht<lb/>
zur Niederlassung und zum Handelsbetrieb an zwei Hafenplätzen der<lb/>
koreanischen Küste. <hi rendition="#g">Fusan</hi>, der erste dieser Vertragshäfen, liegt<lb/>
Tsu-shima gegenüber unter etwa 35° 5' N. und 129° O. Gr. Die<lb/>
Niederlassung scheint zu gedeihen, besitzt bereits 2000 Bewohner und<lb/>
steht in lebhaftem Verkehre mit Nagasaki. Am 1. Mai 1880 wurde<lb/><hi rendition="#g">Gensan</hi>, der zweite Hafen, geöffnet. Derselbe liegt unter 39° 10½'<lb/>
N. und 127° 25' O. Gr. an der Brougthon-Bay. Wie früher Perry<lb/>
in Japan, so scheint jetzt den Japanern in Korea die Aufgabe zuzu-<lb/>
fallen, als Pioniere für das christliche Abendland zu wirken und eine<lb/>
Verbindung einzuleiten, nach welcher die Seemächte schon lange ver-<lb/>
geblich strebten.</p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[616/0664] III. Topographie. Agasawara-shima etc. Im Jahre 1830 kamen auf Betrieb des englischen Consuls der Sandwich-Inseln die ersten Colonisten nach den Bonin-Inseln, eine gemischte Gesellschaft aus einem Engländer, einem Italiener, zwei Amerikanern, einem Dänen, fünf Männern und 10 Frauen von den Sandwich-Inseln. Wallfischfänger landeten zuweilen und hinterliessen einzelne ihrer Leute, aber die englische Regierung kümmerte sich nicht weiter um die entlegene Colonie. Als 1875 Consul Robertson zu Yokohama die Inseln besuchte, fand er eine Gesellschaft von 64 Personen, bestehend aus Engländern, Franzosen, Amerikanern, Spa- niern, Südseeinsulanern, Negern, zwei japanischen Frauen und Bastarde. Unter den Bewohnern gab es nur einen, Namens Webb, der noch des Lesens und Schreibens kundig war. Die englische Regierung hat seit 1861 alle Ansprüche auf die Inseln fahren lassen, als die japa- nische ihr Eigenthumsrecht daraufgeltend machte. In der Neuzeit hat diese einen regelmässigen Verkehr mit ihnen hergestellt und scheint die genauere Untersuchung und Besiedelung derselben ernstlich be- treiben zu wollen. Durch Vertrag mit Korea, abgeschlossen zu Seul (Hanshon), der Hauptstadt desselben, am 26. Februar 1876, erhielt Japan das Recht zur Niederlassung und zum Handelsbetrieb an zwei Hafenplätzen der koreanischen Küste. Fusan, der erste dieser Vertragshäfen, liegt Tsu-shima gegenüber unter etwa 35° 5' N. und 129° O. Gr. Die Niederlassung scheint zu gedeihen, besitzt bereits 2000 Bewohner und steht in lebhaftem Verkehre mit Nagasaki. Am 1. Mai 1880 wurde Gensan, der zweite Hafen, geöffnet. Derselbe liegt unter 39° 10½' N. und 127° 25' O. Gr. an der Brougthon-Bay. Wie früher Perry in Japan, so scheint jetzt den Japanern in Korea die Aufgabe zuzu- fallen, als Pioniere für das christliche Abendland zu wirken und eine Verbindung einzuleiten, nach welcher die Seemächte schon lange ver- geblich strebten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/664
Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/664>, abgerufen am 19.04.2024.