Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Handelsgewächse.
sie an der Luft getrocknet und bis zum Gebrauch trocken aufbewahrt
hat, zuerst in frischem Wasser, worin sie bald zu einer gallertartigen
Masse aufquellen, ausgesüsst und gereinigt. Hierauf kocht man sie
in einem Kessel mit Wasser, wobei sie sich leicht und vollständig ver-
theilen und lösen. Die klebrige Flüssigkeit wird nun durch einen hanf-
leinenen Beutel in ein Gefäss gepresst, in welchem sie beim Erkalten zu
Gallerte coaguliert. Diese Masse zerschneidet man sodann und trocknet
die Stücke auf Bambusgeflecht oder Matten an der Luft völlig aus.

Diese Algengallerte, welche unter dem unpassenden englischen
Namen Isinglass (Hausenblase) in den Handel kommt und bei uns ge-
wöhnlich als Agar-Agar verkauft wird, erscheint in der Regel in
Gestalt unregelmässig prismatischer Stäbe mit quadratischem Quer-
schnitt von 3 cm Breite. Die Länge derselben beträgt 28 cm, das Ge-
wicht nur 11 bis 11,5 Gramm. Es ist eine runzlige, leichtzerbrech-
liche membranartige Masse, ohne Geschmack und Geruch, meist von
gelbweisser Farbe und dann halbdurchsichtig, zumal an den scharfen
Kanten, oder blutroth, und dann mehr blätterig-brüchig. In kaltem
Wasser schwellen diese Stäbe beträchtlich zu schwammigen, viersei-
tigen Prismen mit concaven Seiten an, ohne sich förmlich zu ver-
theilen; werden sie aber damit nur kurze Zeit erhitzt, so lösen sie
sich wieder völlig darin auf. Die Lösung coaguliert beim Erkalten
von neuem gleich Leim, sogar noch in verdünntem Zustande.

Eine Analyse des Kanten*) ergab 11,71 % Albumin (?), 62,05 %
stickstofffreie Substanz (offenbar Schleim, das Pararabin Reichardt's),
3,44 % Asche und 22,80 % Wasser.

Das eigentliche Agar-Agar der Malayen, welches bei Singapore
und im ganzen Malayischen Archipel viel gesammelt und vornehmlich
nach China gebracht wird, besteht aus getrockneten Florideen, welche
dem Gelidium corneum Lamx. nahe verwandt sind, insbesondere den
Arten Sphaerococcus spinosus Ag. und S. isiformis.


3. Handelsgewächse.
a. Alkoholfreie Stimulanten: Thee und Tabak.
Thee.

Die dem Monsungebiete Südostasiens angehörenden Bäume und
Sträucher der Ternstroemiaceae weisen im Theestrauch und in der Ca-
mellie zwei immergrüne Glieder auf, welche der Familie über die
ganze civilisierte Welt Ansehen und Bedeutung verschafft haben. Beide

*) In: Descriptive Catalogue, Intern. Health Exhib. London 1884.
Rein, Japan. II. 9

3. Handelsgewächse.
sie an der Luft getrocknet und bis zum Gebrauch trocken aufbewahrt
hat, zuerst in frischem Wasser, worin sie bald zu einer gallertartigen
Masse aufquellen, ausgesüsst und gereinigt. Hierauf kocht man sie
in einem Kessel mit Wasser, wobei sie sich leicht und vollständig ver-
theilen und lösen. Die klebrige Flüssigkeit wird nun durch einen hanf-
leinenen Beutel in ein Gefäss gepresst, in welchem sie beim Erkalten zu
Gallerte coaguliert. Diese Masse zerschneidet man sodann und trocknet
die Stücke auf Bambusgeflecht oder Matten an der Luft völlig aus.

Diese Algengallerte, welche unter dem unpassenden englischen
Namen Isinglass (Hausenblase) in den Handel kommt und bei uns ge-
wöhnlich als Agar-Agar verkauft wird, erscheint in der Regel in
Gestalt unregelmässig prismatischer Stäbe mit quadratischem Quer-
schnitt von 3 cm Breite. Die Länge derselben beträgt 28 cm, das Ge-
wicht nur 11 bis 11,5 Gramm. Es ist eine runzlige, leichtzerbrech-
liche membranartige Masse, ohne Geschmack und Geruch, meist von
gelbweisser Farbe und dann halbdurchsichtig, zumal an den scharfen
Kanten, oder blutroth, und dann mehr blätterig-brüchig. In kaltem
Wasser schwellen diese Stäbe beträchtlich zu schwammigen, viersei-
tigen Prismen mit concaven Seiten an, ohne sich förmlich zu ver-
theilen; werden sie aber damit nur kurze Zeit erhitzt, so lösen sie
sich wieder völlig darin auf. Die Lösung coaguliert beim Erkalten
von neuem gleich Leim, sogar noch in verdünntem Zustande.

Eine Analyse des Kanten*) ergab 11,71 % Albumin (?), 62,05 %
stickstofffreie Substanz (offenbar Schleim, das Pararabin Reichardt’s),
3,44 % Asche und 22,80 % Wasser.

Das eigentliche Agar-Agar der Malayen, welches bei Singapore
und im ganzen Malayischen Archipel viel gesammelt und vornehmlich
nach China gebracht wird, besteht aus getrockneten Florideen, welche
dem Gelidium corneum Lamx. nahe verwandt sind, insbesondere den
Arten Sphaerococcus spinosus Ag. und S. isiformis.


3. Handelsgewächse.
a. Alkoholfreie Stimulanten: Thee und Tabak.
Thee.

Die dem Monsungebiete Südostasiens angehörenden Bäume und
Sträucher der Ternstroemiaceae weisen im Theestrauch und in der Ca-
mellie zwei immergrüne Glieder auf, welche der Familie über die
ganze civilisierte Welt Ansehen und Bedeutung verschafft haben. Beide

*) In: Descriptive Catalogue, Intern. Health Exhib. London 1884.
Rein, Japan. II. 9
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0151" n="129"/><fw place="top" type="header">3. Handelsgewächse.</fw><lb/>
sie an der Luft getrocknet und bis zum Gebrauch trocken aufbewahrt<lb/>
hat, zuerst in frischem Wasser, worin sie bald zu einer gallertartigen<lb/>
Masse aufquellen, ausgesüsst und gereinigt. Hierauf kocht man sie<lb/>
in einem Kessel mit Wasser, wobei sie sich leicht und vollständig ver-<lb/>
theilen und lösen. Die klebrige Flüssigkeit wird nun durch einen hanf-<lb/>
leinenen Beutel in ein Gefäss gepresst, in welchem sie beim Erkalten zu<lb/>
Gallerte coaguliert. Diese Masse zerschneidet man sodann und trocknet<lb/>
die Stücke auf Bambusgeflecht oder Matten an der Luft völlig aus.</p><lb/>
              <p>Diese Algengallerte, welche unter dem unpassenden englischen<lb/>
Namen Isinglass (Hausenblase) in den Handel kommt und bei uns ge-<lb/>
wöhnlich als <hi rendition="#g">Agar-Agar</hi> verkauft wird, erscheint in der Regel in<lb/>
Gestalt unregelmässig prismatischer Stäbe mit quadratischem Quer-<lb/>
schnitt von 3 cm Breite. Die Länge derselben beträgt 28 cm, das Ge-<lb/>
wicht nur 11 bis 11,5 Gramm. Es ist eine runzlige, leichtzerbrech-<lb/>
liche membranartige Masse, ohne Geschmack und Geruch, meist von<lb/>
gelbweisser Farbe und dann halbdurchsichtig, zumal an den scharfen<lb/>
Kanten, oder blutroth, und dann mehr blätterig-brüchig. In kaltem<lb/>
Wasser schwellen diese Stäbe beträchtlich zu schwammigen, viersei-<lb/>
tigen Prismen mit concaven Seiten an, ohne sich förmlich zu ver-<lb/>
theilen; werden sie aber damit nur kurze Zeit erhitzt, so lösen sie<lb/>
sich wieder völlig darin auf. Die Lösung coaguliert beim Erkalten<lb/>
von neuem gleich Leim, sogar noch in verdünntem Zustande.</p><lb/>
              <p>Eine Analyse des Kanten<note place="foot" n="*)">In: Descriptive Catalogue, Intern. Health Exhib. London 1884.</note> ergab 11,71 % Albumin (?), 62,05 %<lb/>
stickstofffreie Substanz (offenbar Schleim, das Pararabin Reichardt&#x2019;s),<lb/>
3,44 % Asche und 22,80 % Wasser.</p><lb/>
              <p>Das eigentliche <hi rendition="#g">Agar-Agar</hi> der Malayen, welches bei Singapore<lb/>
und im ganzen Malayischen Archipel viel gesammelt und vornehmlich<lb/>
nach China gebracht wird, besteht aus getrockneten Florideen, welche<lb/>
dem Gelidium corneum Lamx. nahe verwandt sind, insbesondere den<lb/>
Arten Sphaerococcus spinosus Ag. und S. isiformis.</p>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">3. Handelsgewächse.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>a. <hi rendition="#g">Alkoholfreie Stimulanten: Thee und Tabak</hi>.</head><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#g">Thee</hi>.</head><lb/>
              <p>Die dem Monsungebiete Südostasiens angehörenden Bäume und<lb/>
Sträucher der Ternstroemiaceae weisen im Theestrauch und in der Ca-<lb/>
mellie zwei immergrüne Glieder auf, welche der Familie über die<lb/>
ganze civilisierte Welt Ansehen und Bedeutung verschafft haben. Beide<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Rein,</hi> Japan. II. 9</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0151] 3. Handelsgewächse. sie an der Luft getrocknet und bis zum Gebrauch trocken aufbewahrt hat, zuerst in frischem Wasser, worin sie bald zu einer gallertartigen Masse aufquellen, ausgesüsst und gereinigt. Hierauf kocht man sie in einem Kessel mit Wasser, wobei sie sich leicht und vollständig ver- theilen und lösen. Die klebrige Flüssigkeit wird nun durch einen hanf- leinenen Beutel in ein Gefäss gepresst, in welchem sie beim Erkalten zu Gallerte coaguliert. Diese Masse zerschneidet man sodann und trocknet die Stücke auf Bambusgeflecht oder Matten an der Luft völlig aus. Diese Algengallerte, welche unter dem unpassenden englischen Namen Isinglass (Hausenblase) in den Handel kommt und bei uns ge- wöhnlich als Agar-Agar verkauft wird, erscheint in der Regel in Gestalt unregelmässig prismatischer Stäbe mit quadratischem Quer- schnitt von 3 cm Breite. Die Länge derselben beträgt 28 cm, das Ge- wicht nur 11 bis 11,5 Gramm. Es ist eine runzlige, leichtzerbrech- liche membranartige Masse, ohne Geschmack und Geruch, meist von gelbweisser Farbe und dann halbdurchsichtig, zumal an den scharfen Kanten, oder blutroth, und dann mehr blätterig-brüchig. In kaltem Wasser schwellen diese Stäbe beträchtlich zu schwammigen, viersei- tigen Prismen mit concaven Seiten an, ohne sich förmlich zu ver- theilen; werden sie aber damit nur kurze Zeit erhitzt, so lösen sie sich wieder völlig darin auf. Die Lösung coaguliert beim Erkalten von neuem gleich Leim, sogar noch in verdünntem Zustande. Eine Analyse des Kanten *) ergab 11,71 % Albumin (?), 62,05 % stickstofffreie Substanz (offenbar Schleim, das Pararabin Reichardt’s), 3,44 % Asche und 22,80 % Wasser. Das eigentliche Agar-Agar der Malayen, welches bei Singapore und im ganzen Malayischen Archipel viel gesammelt und vornehmlich nach China gebracht wird, besteht aus getrockneten Florideen, welche dem Gelidium corneum Lamx. nahe verwandt sind, insbesondere den Arten Sphaerococcus spinosus Ag. und S. isiformis. 3. Handelsgewächse. a. Alkoholfreie Stimulanten: Thee und Tabak. Thee. Die dem Monsungebiete Südostasiens angehörenden Bäume und Sträucher der Ternstroemiaceae weisen im Theestrauch und in der Ca- mellie zwei immergrüne Glieder auf, welche der Familie über die ganze civilisierte Welt Ansehen und Bedeutung verschafft haben. Beide *) In: Descriptive Catalogue, Intern. Health Exhib. London 1884. Rein, Japan. II. 9

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/151
Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/151>, abgerufen am 19.04.2024.