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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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5. Papierindustrie.
Breite, mit rothen Lilien und grünen Blättern, kostete in Tokio 51/2 yen.
Es würde sich zum Tapezieren eines Saales vortrefflich eignen.

Viel Lederpapier wird in Tokio und zwar in den Stadttheilen
Honjo und Fukagawa zur Rechten des Sumida-gawa bereitet; auch
liefert die Provinz Ise, wie ich mich in den Orten Matsuzaka, Inagi,
Omada, Tamura in der Gegend von Yamada überzeugen konnte, an-
sehnliche Mengen. Desgleichen sollen Harima und Mito Kami-kawa
verfertigen. In der Regel wendet man dazu Otaka-, Jidzuki- oder
Jumonji-gami, das sind starke Broussonetia-Papiere, an. In Tokio
wird damit im wesentlichen wie folgt verfahren.

1) Man breitet das Papier auf einem Brett aus, so dass die glatte
Seite nach oben gerichtet ist, überstreicht dieselbe mit Hülfe einer
breiten Haarbürste mit verdünntem Reiskleister, dem etwas Kienruss
beigemengt ist, und hängt es dann über horizontal laufenden Stangen
zum Trocknen auf, das in 1--2 Tagen erfolgt.

2) In den meisten Fällen wird es dann mit Hülfe der pg. 487
angegebenen Vorrichtung geköpert, wobei sich die Bogen nach beiden
Richtungen ansehnlich verkürzen.

3) Nunmehr folgt ein Anstrich mit Yegoma-no-abura auf derselben
Seite und gründliches Trocknen im Sonnenschein, was je nach der
Jahreszeit 5--20 Tage in Anspruch nimmt.

4) Hieran schliesst sich ein Anstrich mit Kleisterlösung, welcher
die Farbe beigemengt ist, die das Lederpapier erhalten soll (Eisen-
oxyd, Auripigment, Indigo, Tusch etc. oder Gemenge solcher Farben).

5) Nachdem das Papier wieder trocken ist, wird es mit Lack im-
prägniert, und zwar wendet man Seshime-urushi bei helleren Farben
und Hana-urushi für schwarz an. Zwei Arbeiter setzen sich gegen-
über, bestreichen ihre Handflächen mit dem Lack und schlagen ihn
in raschem Tempo auf den zwischen ihnen ausgebreiteten Bogen ein.
Darauf findet das Trocknen statt, wozu man sich wohl mit Papier
überzogener Rahmen bedient, auf denen die Bogen ausgebreitet werden.

6) Soll das Lederpapier Figuren erhalten, so werden solche mit
in Holz geschnittenen Formen nach Beendigung des Kreppverfahrens
eingepresst, wohl auch durch papierne Schablonen die verschiedenen
Farben aufgestrichen. Metallspiegel pflegt man, nachdem die Figuren
fertig sind, zu erzeugen, indem man das Bronzepulver mit Lack fixiert
und nach dem Trocknen poliert.

Es gibt übrigens auch Lederpapiere, die gar keinen Lack ent-
halten, sondern im Rauche von Reisstrohfeuer getrocknet und dann
abgerieben werden. Eine ganz eigenthümliche, an Pergamentpapier
erinnernde Sorte Lederpapier ist das semitransparente Yogan-gami,

5. Papierindustrie.
Breite, mit rothen Lilien und grünen Blättern, kostete in Tôkio 5½ yen.
Es würde sich zum Tapezieren eines Saales vortrefflich eignen.

Viel Lederpapier wird in Tôkio und zwar in den Stadttheilen
Honjô und Fukagawa zur Rechten des Sumida-gawa bereitet; auch
liefert die Provinz Ise, wie ich mich in den Orten Matsuzaka, Inagi,
Omada, Tamura in der Gegend von Yamada überzeugen konnte, an-
sehnliche Mengen. Desgleichen sollen Harima und Mito Kami-kawa
verfertigen. In der Regel wendet man dazu Ôtaka-, Jidzuki- oder
Jumonji-gami, das sind starke Broussonetia-Papiere, an. In Tôkio
wird damit im wesentlichen wie folgt verfahren.

1) Man breitet das Papier auf einem Brett aus, so dass die glatte
Seite nach oben gerichtet ist, überstreicht dieselbe mit Hülfe einer
breiten Haarbürste mit verdünntem Reiskleister, dem etwas Kienruss
beigemengt ist, und hängt es dann über horizontal laufenden Stangen
zum Trocknen auf, das in 1—2 Tagen erfolgt.

2) In den meisten Fällen wird es dann mit Hülfe der pg. 487
angegebenen Vorrichtung geköpert, wobei sich die Bogen nach beiden
Richtungen ansehnlich verkürzen.

3) Nunmehr folgt ein Anstrich mit Yegoma-no-abura auf derselben
Seite und gründliches Trocknen im Sonnenschein, was je nach der
Jahreszeit 5—20 Tage in Anspruch nimmt.

4) Hieran schliesst sich ein Anstrich mit Kleisterlösung, welcher
die Farbe beigemengt ist, die das Lederpapier erhalten soll (Eisen-
oxyd, Auripigment, Indigo, Tusch etc. oder Gemenge solcher Farben).

5) Nachdem das Papier wieder trocken ist, wird es mit Lack im-
prägniert, und zwar wendet man Seshime-urushi bei helleren Farben
und Hana-urushi für schwarz an. Zwei Arbeiter setzen sich gegen-
über, bestreichen ihre Handflächen mit dem Lack und schlagen ihn
in raschem Tempo auf den zwischen ihnen ausgebreiteten Bogen ein.
Darauf findet das Trocknen statt, wozu man sich wohl mit Papier
überzogener Rahmen bedient, auf denen die Bogen ausgebreitet werden.

6) Soll das Lederpapier Figuren erhalten, so werden solche mit
in Holz geschnittenen Formen nach Beendigung des Kreppverfahrens
eingepresst, wohl auch durch papierne Schablonen die verschiedenen
Farben aufgestrichen. Metallspiegel pflegt man, nachdem die Figuren
fertig sind, zu erzeugen, indem man das Bronzepulver mit Lack fixiert
und nach dem Trocknen poliert.

Es gibt übrigens auch Lederpapiere, die gar keinen Lack ent-
halten, sondern im Rauche von Reisstrohfeuer getrocknet und dann
abgerieben werden. Eine ganz eigenthümliche, an Pergamentpapier
erinnernde Sorte Lederpapier ist das semitransparente Yogan-gami,

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[491/0535] 5. Papierindustrie. Breite, mit rothen Lilien und grünen Blättern, kostete in Tôkio 5½ yen. Es würde sich zum Tapezieren eines Saales vortrefflich eignen. Viel Lederpapier wird in Tôkio und zwar in den Stadttheilen Honjô und Fukagawa zur Rechten des Sumida-gawa bereitet; auch liefert die Provinz Ise, wie ich mich in den Orten Matsuzaka, Inagi, Omada, Tamura in der Gegend von Yamada überzeugen konnte, an- sehnliche Mengen. Desgleichen sollen Harima und Mito Kami-kawa verfertigen. In der Regel wendet man dazu Ôtaka-, Jidzuki- oder Jumonji-gami, das sind starke Broussonetia-Papiere, an. In Tôkio wird damit im wesentlichen wie folgt verfahren. 1) Man breitet das Papier auf einem Brett aus, so dass die glatte Seite nach oben gerichtet ist, überstreicht dieselbe mit Hülfe einer breiten Haarbürste mit verdünntem Reiskleister, dem etwas Kienruss beigemengt ist, und hängt es dann über horizontal laufenden Stangen zum Trocknen auf, das in 1—2 Tagen erfolgt. 2) In den meisten Fällen wird es dann mit Hülfe der pg. 487 angegebenen Vorrichtung geköpert, wobei sich die Bogen nach beiden Richtungen ansehnlich verkürzen. 3) Nunmehr folgt ein Anstrich mit Yegoma-no-abura auf derselben Seite und gründliches Trocknen im Sonnenschein, was je nach der Jahreszeit 5—20 Tage in Anspruch nimmt. 4) Hieran schliesst sich ein Anstrich mit Kleisterlösung, welcher die Farbe beigemengt ist, die das Lederpapier erhalten soll (Eisen- oxyd, Auripigment, Indigo, Tusch etc. oder Gemenge solcher Farben). 5) Nachdem das Papier wieder trocken ist, wird es mit Lack im- prägniert, und zwar wendet man Seshime-urushi bei helleren Farben und Hana-urushi für schwarz an. Zwei Arbeiter setzen sich gegen- über, bestreichen ihre Handflächen mit dem Lack und schlagen ihn in raschem Tempo auf den zwischen ihnen ausgebreiteten Bogen ein. Darauf findet das Trocknen statt, wozu man sich wohl mit Papier überzogener Rahmen bedient, auf denen die Bogen ausgebreitet werden. 6) Soll das Lederpapier Figuren erhalten, so werden solche mit in Holz geschnittenen Formen nach Beendigung des Kreppverfahrens eingepresst, wohl auch durch papierne Schablonen die verschiedenen Farben aufgestrichen. Metallspiegel pflegt man, nachdem die Figuren fertig sind, zu erzeugen, indem man das Bronzepulver mit Lack fixiert und nach dem Trocknen poliert. Es gibt übrigens auch Lederpapiere, die gar keinen Lack ent- halten, sondern im Rauche von Reisstrohfeuer getrocknet und dann abgerieben werden. Eine ganz eigenthümliche, an Pergamentpapier erinnernde Sorte Lederpapier ist das semitransparente Yogan-gami,

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/535>, abgerufen am 18.04.2024.