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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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8. Keramik.
glasiger Natur als Arita-Waare, weniger zähe und leichter zerbrechlich.
Die Porzellanmasse wird in Seto aus 10 Theilen Kairome-tsuchi,
8 Teilen Hon-ishi, 2 Teilen Chikura-ishi und 2 Teilen Giyaman-
ishi
bereitet, die Glasur aus Hon-ishi, Giyaman-ishi und Isu-bai.
Unter Kairome-tsuchi und Seto-tsuchi versteht man die Kaoline
dortiger Gegend, grauweisse körnige Massen, in welchen der Feld-
spath des Granits vollständig kaolinisiert ist, die zahlreichen hellen
Quarzkörner aber noch in ihrer ursprünglichen Lage sich befinden und
durch Kaolin verbunden sind. Hon-ishi oder Cho-seki, d. h. Haupt-
stein, ist der grauweisse Kalifeldspath des Schriftgranits. Er wird an
der Grenze von Owari und Mino, 3 Stunden Wegs von Seto entfernt,
gewonnen, zu Akadzu, eine Stunde von Seto, durch dreitägige Stampf-
arbeit mit Wasserkraft in der früher angegebenen Weise pulverisiert,
hierauf geschlemmt und dann nach Seto gebracht. Der Chikura-
ishi
und Hiromi-ishi, letzterer aus Mikawa, scheinen sehr ähnlich
zu sein. Dr. Sarnow analysierte eine Probe des von mir erhaltenen
Hon-ishi und fand dabei 65,78 % Kieselsäure, 20,22 % Thonerde,
0,43 % Eisenoxyd, 0,77 % Kalk, 10,33 % Kali, 1,24 % Natron und
0,51 % Wasser, so dass derselbe dem in unsern deutschen Porzellan-
fabriken viel verwendeten schwedischen und norwegischen Kalifeld-
spath (Mikroklin) nahesteht. Derselbe schmilzt leicht zu einem durch-
scheinenden, farblosen Glase.

Giyaman-ishi, d. h. Glasstein, nennt man den hellgrauen oder
bläulichweissen Quarz, den man in der Nähe von Seto findet und der
in der Seto-Masse als Magerungsmittel fungiert. Ueberhaupt wird man
aus der Zusammensetzung dieser Masse ersehen, dass dieselbe nach
europäischer Art erfolgt und derjenigen der böhmischen Porzellan-
masse sehr nahe steht.

Das Seto-Porzellan wird teils in Kapseln, meist aber frei auf
feuerfesten Etageren gebrannt. Um das Anschmelzen an die Unterlage
zu verhüten, wird jedem Gegenstande eine dünne Platte aus einer
grauen Talkerde untergelegt, die in Seto Yori-tsuchi genannt wird
und vor dem Formen ebenfalls pulverisiert und geschlemmt werden
muss.

Die Zahl der Arbeiter, welche in der Porzellan-Industrie von
Seto selbst beschäftigt sind, beträgt 700--1000. Ausser Seto-mono
liefert Owari auch viel Irdenwaare, so das Tokoname-yaki in Chida-
gori, 10 Ri von Nagoya, das Inu-yama-gori in Nuira-gori und das
Toyoske-yaki in Nagoya selbst, welches die Familie Toyoske im
Innern mit gefärbter Bleiglasur, äusserlich aber mit Lackmalerei
versieht.

8. Keramik.
glasiger Natur als Arita-Waare, weniger zähe und leichter zerbrechlich.
Die Porzellanmasse wird in Seto aus 10 Theilen Kairome-tsuchi,
8 Teilen Hon-ishi, 2 Teilen Chikura-ishi und 2 Teilen Giyaman-
ishi
bereitet, die Glasur aus Hon-ishi, Giyaman-ishi und Isu-bai.
Unter Kairome-tsuchi und Seto-tsuchi versteht man die Kaoline
dortiger Gegend, grauweisse körnige Massen, in welchen der Feld-
spath des Granits vollständig kaolinisiert ist, die zahlreichen hellen
Quarzkörner aber noch in ihrer ursprünglichen Lage sich befinden und
durch Kaolin verbunden sind. Hon-ishi oder Chô-seki, d. h. Haupt-
stein, ist der grauweisse Kalifeldspath des Schriftgranits. Er wird an
der Grenze von Owari und Mino, 3 Stunden Wegs von Seto entfernt,
gewonnen, zu Akadzu, eine Stunde von Seto, durch dreitägige Stampf-
arbeit mit Wasserkraft in der früher angegebenen Weise pulverisiert,
hierauf geschlemmt und dann nach Seto gebracht. Der Chikura-
ishi
und Hiromi-ishi, letzterer aus Mikawa, scheinen sehr ähnlich
zu sein. Dr. Sarnow analysierte eine Probe des von mir erhaltenen
Hon-ishi und fand dabei 65,78 % Kieselsäure, 20,22 % Thonerde,
0,43 % Eisenoxyd, 0,77 % Kalk, 10,33 % Kali, 1,24 % Natron und
0,51 % Wasser, so dass derselbe dem in unsern deutschen Porzellan-
fabriken viel verwendeten schwedischen und norwegischen Kalifeld-
spath (Mikroklin) nahesteht. Derselbe schmilzt leicht zu einem durch-
scheinenden, farblosen Glase.

Giyaman-ishi, d. h. Glasstein, nennt man den hellgrauen oder
bläulichweissen Quarz, den man in der Nähe von Seto findet und der
in der Seto-Masse als Magerungsmittel fungiert. Ueberhaupt wird man
aus der Zusammensetzung dieser Masse ersehen, dass dieselbe nach
europäischer Art erfolgt und derjenigen der böhmischen Porzellan-
masse sehr nahe steht.

Das Seto-Porzellan wird teils in Kapseln, meist aber frei auf
feuerfesten Etageren gebrannt. Um das Anschmelzen an die Unterlage
zu verhüten, wird jedem Gegenstande eine dünne Platte aus einer
grauen Talkerde untergelegt, die in Seto Yori-tsuchi genannt wird
und vor dem Formen ebenfalls pulverisiert und geschlemmt werden
muss.

Die Zahl der Arbeiter, welche in der Porzellan-Industrie von
Seto selbst beschäftigt sind, beträgt 700—1000. Ausser Seto-mono
liefert Owari auch viel Irdenwaare, so das Tokoname-yaki in Chida-
gori, 10 Ri von Nagoya, das Inu-yama-gori in Nuira-gori und das
Toyoske-yaki in Nagoya selbst, welches die Familie Toyoske im
Innern mit gefärbter Bleiglasur, äusserlich aber mit Lackmalerei
versieht.

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[571/0625] 8. Keramik. glasiger Natur als Arita-Waare, weniger zähe und leichter zerbrechlich. Die Porzellanmasse wird in Seto aus 10 Theilen Kairome-tsuchi, 8 Teilen Hon-ishi, 2 Teilen Chikura-ishi und 2 Teilen Giyaman- ishi bereitet, die Glasur aus Hon-ishi, Giyaman-ishi und Isu-bai. Unter Kairome-tsuchi und Seto-tsuchi versteht man die Kaoline dortiger Gegend, grauweisse körnige Massen, in welchen der Feld- spath des Granits vollständig kaolinisiert ist, die zahlreichen hellen Quarzkörner aber noch in ihrer ursprünglichen Lage sich befinden und durch Kaolin verbunden sind. Hon-ishi oder Chô-seki, d. h. Haupt- stein, ist der grauweisse Kalifeldspath des Schriftgranits. Er wird an der Grenze von Owari und Mino, 3 Stunden Wegs von Seto entfernt, gewonnen, zu Akadzu, eine Stunde von Seto, durch dreitägige Stampf- arbeit mit Wasserkraft in der früher angegebenen Weise pulverisiert, hierauf geschlemmt und dann nach Seto gebracht. Der Chikura- ishi und Hiromi-ishi, letzterer aus Mikawa, scheinen sehr ähnlich zu sein. Dr. Sarnow analysierte eine Probe des von mir erhaltenen Hon-ishi und fand dabei 65,78 % Kieselsäure, 20,22 % Thonerde, 0,43 % Eisenoxyd, 0,77 % Kalk, 10,33 % Kali, 1,24 % Natron und 0,51 % Wasser, so dass derselbe dem in unsern deutschen Porzellan- fabriken viel verwendeten schwedischen und norwegischen Kalifeld- spath (Mikroklin) nahesteht. Derselbe schmilzt leicht zu einem durch- scheinenden, farblosen Glase. Giyaman-ishi, d. h. Glasstein, nennt man den hellgrauen oder bläulichweissen Quarz, den man in der Nähe von Seto findet und der in der Seto-Masse als Magerungsmittel fungiert. Ueberhaupt wird man aus der Zusammensetzung dieser Masse ersehen, dass dieselbe nach europäischer Art erfolgt und derjenigen der böhmischen Porzellan- masse sehr nahe steht. Das Seto-Porzellan wird teils in Kapseln, meist aber frei auf feuerfesten Etageren gebrannt. Um das Anschmelzen an die Unterlage zu verhüten, wird jedem Gegenstande eine dünne Platte aus einer grauen Talkerde untergelegt, die in Seto Yori-tsuchi genannt wird und vor dem Formen ebenfalls pulverisiert und geschlemmt werden muss. Die Zahl der Arbeiter, welche in der Porzellan-Industrie von Seto selbst beschäftigt sind, beträgt 700—1000. Ausser Seto-mono liefert Owari auch viel Irdenwaare, so das Tokoname-yaki in Chida- gori, 10 Ri von Nagoya, das Inu-yama-gori in Nuira-gori und das Toyoske-yaki in Nagoya selbst, welches die Familie Toyoske im Innern mit gefärbter Bleiglasur, äusserlich aber mit Lackmalerei versieht.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/625>, abgerufen am 20.04.2024.