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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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8. Keramik.
decoriert. Zur Darstellung des Kaga-Porzellans dient eine Masse,
welche man aus 8 Teilen Kutani-ishi, 2 Teilen Nabetani-ishi,
6 Teilen Gokoji-tsuchi und 4 Teilen Yamashiro-tsuchi er-
zielt.*) Letzteres ist gewöhnlicher Töpferthon, der Gokoji-tsuchi ein
Kaolin, ähnlich dem von Seto, mit vielen Quarzkörnern durchmengt. Der
Nabetani-ishi, richtiger Nabetani-tsuchi, von Nabeya-mura findet sich
8 Ri von Yamashiro-mura auf dem Wege nach Kanazawa und ist
ebenfalls ein weisser körniger Kaolin. Das meiste Interesse gewährt
der Kutani-ishi, von dem Tabelle B. II eine Analyse gibt. Es ist dies
ein stark verwitterter und in der Kaolinisierung begriffener Quarz-
porphyr, grauweiss auf frischem Bruch, rothbraun durch Eisen auf den
Spalten und Klüften. Zierliche Quarzkrystalle (Dihexaeder nebst
untergeordneten Prismen), vereinzelte Orthoklaskrystalle und kleine
zersetzte Biotitpartien sind darin deutlich zu erkennen und lassen
über den Charakter des Gesteins keinerlei Zweifel zu.

Die Zubereitung der Masse für Kutani-yaki ist weniger sorgfältig,
als für die meisten andern Porzellane. Auch brennt sich dieselbe
nicht so hell und glatt; der Scherben zeigt vielmehr eine starke
Neigung nach Roth oder Grau und körnige Beschaffenheit. Wenn
dessen ungeachtet die daraus verfertigten Teller, Vasen, Theetöpfe,
Dosen, Tassen etc. in ganz Japan hohen Ruf haben und viel höher
im Preise stehen, als entsprechende Gegenstände aus andern Porzellan-
distrikten, so liegt dies lediglich in der eigenthümlichen, reichen und
sorgfältigen Decoration mit Gold, Goldpurpur und Eisenroth, wozu
noch in manchen Fällen Kupfergrün, selten eine fünfte Farbe kommt.
Diese Verzierungsweise über der Glasur wurde im Jahre 1814 ein-
geführt; früher war die blaue Kobaltdecoration unter der Glasur, wie
bei Seto- und Kioto-Porzellan gebräuchlich. Die hervorragendsten
Leistungen in der Kaga-Porzellanmalerei hatte in den letzten 15 Jahren
eine Gesellschaft von Samurai in Kanazawa aufzuweisen, an deren
Spitze Abe stand. Die Verzierung des Kaga-yaki ist so auffällig
eigenartig, dass nicht viel Uebung dazu gehört, es in der Regel sofort
zu erkennen. Gewöhnlich theilt ein mit Gold und Roth ausgeführter
allgemein ornamentaler Teil, wobei häufig Mäander in Anwendung
kommen, die zu decorierende Fläche in einzelne Felder, in welche
alsdann die eigentlichen Gemälde: menschliche Figuren, Blumen, Vögel,
Wolken, bestehend aus einzelnen eisenrothen Punkten, eingetragen
werden. Zuweilen sind diese Bilder auch in Schmelzfarben ausgeführt,
doch viel seltener als dies bei Seto-mono geschieht. In Bezug auf

*) Die Glasur besteht aus 6 Teilen Kutani-ishi und 4 Teilen Isu-bai.

8. Keramik.
decoriert. Zur Darstellung des Kaga-Porzellans dient eine Masse,
welche man aus 8 Teilen Kutani-ishi, 2 Teilen Nabetani-ishi,
6 Teilen Gokoji-tsuchi und 4 Teilen Yamashiro-tsuchi er-
zielt.*) Letzteres ist gewöhnlicher Töpferthon, der Gokoji-tsuchi ein
Kaolin, ähnlich dem von Seto, mit vielen Quarzkörnern durchmengt. Der
Nabetani-ishi, richtiger Nabetani-tsuchi, von Nabeya-mura findet sich
8 Ri von Yamashiro-mura auf dem Wege nach Kanazawa und ist
ebenfalls ein weisser körniger Kaolin. Das meiste Interesse gewährt
der Kutani-ishi, von dem Tabelle B. II eine Analyse gibt. Es ist dies
ein stark verwitterter und in der Kaolinisierung begriffener Quarz-
porphyr, grauweiss auf frischem Bruch, rothbraun durch Eisen auf den
Spalten und Klüften. Zierliche Quarzkrystalle (Dihexaeder nebst
untergeordneten Prismen), vereinzelte Orthoklaskrystalle und kleine
zersetzte Biotitpartien sind darin deutlich zu erkennen und lassen
über den Charakter des Gesteins keinerlei Zweifel zu.

Die Zubereitung der Masse für Kutani-yaki ist weniger sorgfältig,
als für die meisten andern Porzellane. Auch brennt sich dieselbe
nicht so hell und glatt; der Scherben zeigt vielmehr eine starke
Neigung nach Roth oder Grau und körnige Beschaffenheit. Wenn
dessen ungeachtet die daraus verfertigten Teller, Vasen, Theetöpfe,
Dosen, Tassen etc. in ganz Japan hohen Ruf haben und viel höher
im Preise stehen, als entsprechende Gegenstände aus andern Porzellan-
distrikten, so liegt dies lediglich in der eigenthümlichen, reichen und
sorgfältigen Decoration mit Gold, Goldpurpur und Eisenroth, wozu
noch in manchen Fällen Kupfergrün, selten eine fünfte Farbe kommt.
Diese Verzierungsweise über der Glasur wurde im Jahre 1814 ein-
geführt; früher war die blaue Kobaltdecoration unter der Glasur, wie
bei Seto- und Kiôto-Porzellan gebräuchlich. Die hervorragendsten
Leistungen in der Kaga-Porzellanmalerei hatte in den letzten 15 Jahren
eine Gesellschaft von Samurai in Kanazawa aufzuweisen, an deren
Spitze Abé stand. Die Verzierung des Kaga-yaki ist so auffällig
eigenartig, dass nicht viel Uebung dazu gehört, es in der Regel sofort
zu erkennen. Gewöhnlich theilt ein mit Gold und Roth ausgeführter
allgemein ornamentaler Teil, wobei häufig Mäander in Anwendung
kommen, die zu decorierende Fläche in einzelne Felder, in welche
alsdann die eigentlichen Gemälde: menschliche Figuren, Blumen, Vögel,
Wolken, bestehend aus einzelnen eisenrothen Punkten, eingetragen
werden. Zuweilen sind diese Bilder auch in Schmelzfarben ausgeführt,
doch viel seltener als dies bei Seto-mono geschieht. In Bezug auf

*) Die Glasur besteht aus 6 Teilen Kutani-ishi und 4 Teilen Isu-bai.
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[575/0629] 8. Keramik. decoriert. Zur Darstellung des Kaga-Porzellans dient eine Masse, welche man aus 8 Teilen Kutani-ishi, 2 Teilen Nabetani-ishi, 6 Teilen Gokoji-tsuchi und 4 Teilen Yamashiro-tsuchi er- zielt. *) Letzteres ist gewöhnlicher Töpferthon, der Gokoji-tsuchi ein Kaolin, ähnlich dem von Seto, mit vielen Quarzkörnern durchmengt. Der Nabetani-ishi, richtiger Nabetani-tsuchi, von Nabeya-mura findet sich 8 Ri von Yamashiro-mura auf dem Wege nach Kanazawa und ist ebenfalls ein weisser körniger Kaolin. Das meiste Interesse gewährt der Kutani-ishi, von dem Tabelle B. II eine Analyse gibt. Es ist dies ein stark verwitterter und in der Kaolinisierung begriffener Quarz- porphyr, grauweiss auf frischem Bruch, rothbraun durch Eisen auf den Spalten und Klüften. Zierliche Quarzkrystalle (Dihexaeder nebst untergeordneten Prismen), vereinzelte Orthoklaskrystalle und kleine zersetzte Biotitpartien sind darin deutlich zu erkennen und lassen über den Charakter des Gesteins keinerlei Zweifel zu. Die Zubereitung der Masse für Kutani-yaki ist weniger sorgfältig, als für die meisten andern Porzellane. Auch brennt sich dieselbe nicht so hell und glatt; der Scherben zeigt vielmehr eine starke Neigung nach Roth oder Grau und körnige Beschaffenheit. Wenn dessen ungeachtet die daraus verfertigten Teller, Vasen, Theetöpfe, Dosen, Tassen etc. in ganz Japan hohen Ruf haben und viel höher im Preise stehen, als entsprechende Gegenstände aus andern Porzellan- distrikten, so liegt dies lediglich in der eigenthümlichen, reichen und sorgfältigen Decoration mit Gold, Goldpurpur und Eisenroth, wozu noch in manchen Fällen Kupfergrün, selten eine fünfte Farbe kommt. Diese Verzierungsweise über der Glasur wurde im Jahre 1814 ein- geführt; früher war die blaue Kobaltdecoration unter der Glasur, wie bei Seto- und Kiôto-Porzellan gebräuchlich. Die hervorragendsten Leistungen in der Kaga-Porzellanmalerei hatte in den letzten 15 Jahren eine Gesellschaft von Samurai in Kanazawa aufzuweisen, an deren Spitze Abé stand. Die Verzierung des Kaga-yaki ist so auffällig eigenartig, dass nicht viel Uebung dazu gehört, es in der Regel sofort zu erkennen. Gewöhnlich theilt ein mit Gold und Roth ausgeführter allgemein ornamentaler Teil, wobei häufig Mäander in Anwendung kommen, die zu decorierende Fläche in einzelne Felder, in welche alsdann die eigentlichen Gemälde: menschliche Figuren, Blumen, Vögel, Wolken, bestehend aus einzelnen eisenrothen Punkten, eingetragen werden. Zuweilen sind diese Bilder auch in Schmelzfarben ausgeführt, doch viel seltener als dies bei Seto-mono geschieht. In Bezug auf *) Die Glasur besteht aus 6 Teilen Kutani-ishi und 4 Teilen Isu-bai.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/629>, abgerufen am 29.03.2024.