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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Von dem weltlichen Stande.


AXIOMA XVIII.
Begierde zu herrschen/ setzet alle Liebe/ Gesetze/ Rechte vnd
Gefahr zurück.
(Cupido dominandi cunctis affectibus
flagrantior, Tacit. lib. 15. Annal. cui nihil san-
ctum, nihil inviolabile. Annibal Scot. ad
lib. 1. & lib. 12. Annal. Tacit
)

DIe Begierde zu herrschen/ war bey dem Lucifer so groß/ daß er seinen
Schöpffer zu rück vnd seinen Stuhl über denselben setzen wolte. Auß
Begierde zu herrschen trachtete Esau seinem Bruder Jacob nach Leib
vnd Leben. Genes. Cap. 27. v. 41. & seqq. Obwol Moses vngern zum Re-
giment kam/ vnd wegen deß halßstarrigen verstockten Volcks ein sehr geplagter
Mensch über alle Menschen auff Erden gewesen/ wie die Schrifft zeuget. Num.
Cap. 12. v. 3. dannoch war bey der Rotte Korah/ Datan vnd Abiram/ die Begierde
zu herrschen so groß/ daß sie Mose nach dem Regiment/ vnd Aaron nach dem Prie-
sterthumb grieffen/ vnd sich wider Gottes Gesetz vnd Ordnung empören vnd re-
gieren wolten/ darüber sie in grosse Gefahr geriethen vnd mit jhrem Anhang von
der Erden lebendig verschlungen worden. Jm 4. Buch Mosis Cap. 16. Ja Mosis
sein eygener Bruder vnd sein Weib Miriam bekamen diese Seuche auch/ worüber
sie die Miriam mit Aussatz geschlagen. Num. Cap. 12. Auß Begierde zu herrschen
satzte Ahimelech das fünffte Gebott zurück/ ward ein Brudermörder vnd ließ 70.
seiner Brüder erwürgen/ ward aber selber wider erwürget. Judic. Cap. 9. & seqq.
Bey Absolon war die Begierde zu herrschen so groß/ daß er deß vierdten vnd sech-
sten Gebotts vergaß/ seinem leiblichen Vatter nach Scepter vnd Cron grieff vnd
seine Kebsweiber offentlich schändete. 2. Samuel. Cap. 15. & 16. Adonia war schon
gewarnet/ dannoch war die Begierde zu herrschen bey jhme so groß/ daß er sein Le-
ben in die Schantze gab/ vnd auff eine andere Weise dem König Salomo nach dem
Reich trachtete/ vnd darüber das Leben lassen muste. 1. Reg. Cap. 1. & 2. Begierde zu
herrschen war bey der Königin Athalia so vnmenschlich/ baß sie der natürlichen
mütterlichen Liebe/ gegen jhre leibliche Enckel jhres Sohns Kinder vergaß/ vnd
dieselbe damit sie allein das Regiment hätte/ alle/ biß vff den verstockten Joas er-
würgen vnd vmbbringen ließ. 2. Reg. Cap. 11.

Als der Agrippinae, so hernacher Keysers Claudij Gemahlin worden/ der
Nero gebohren/ hat sie jhme die Nativität stellen lassen/ vnd zuwissen begehret/ ober

auch
Ee ij
Von dem weltlichen Stande.


AXIOMA XVIII.
Begierde zu herꝛſchen/ ſetzet alle Liebe/ Geſetze/ Rechte vnd
Gefahr zuruͤck.
(Cupido dominandi cunctis affectibus
flagrantior, Tacit. lib. 15. Annal. cui nihil ſan-
ctum, nihil inviolabile. Annibal Scot. ad
lib. 1. & lib. 12. Annal. Tacit
)

DIe Begierde zu herꝛſchen/ war bey dem Lucifer ſo groß/ daß er ſeinen
Schoͤpffer zu rück vnd ſeinen Stuhl uͤber denſelben ſetzen wolte. Auß
Begierde zu herꝛſchen trachtete Eſau ſeinem Bruder Jacob nach Leib
vnd Leben. Geneſ. Cap. 27. v. 41. & ſeqq. Obwol Moſes vngern zum Re-
giment kam/ vnd wegen deß halßſtarrigen verſtockten Volcks ein ſehr geplagter
Menſch uͤber alle Menſchen auff Erden geweſen/ wie die Schrifft zeuget. Num.
Cap. 12. v. 3. dannoch war bey der Rotte Korah/ Datan vnd Abiram/ die Begierde
zu herꝛſchen ſo groß/ daß ſie Moſe nach dem Regiment/ vnd Aaron nach dem Prie-
ſterthumb grieffen/ vnd ſich wider Gottes Geſetz vnd Ordnung empoͤren vnd re-
gieren wolten/ daruͤber ſie in groſſe Gefahr geriethen vnd mit jhrem Anhang von
der Erden lebendig verſchlungen worden. Jm 4. Buch Moſis Cap. 16. Ja Moſis
ſein eygener Bruder vnd ſein Weib Miriam bekamen dieſe Seuche auch/ woruͤber
ſie die Miriam mit Auſſatz geſchlagen. Num. Cap. 12. Auß Begierde zu herꝛſchen
ſatzte Ahimelech das fuͤnffte Gebott zuruͤck/ ward ein Brudermoͤrder vnd ließ 70.
ſeiner Brüder erwuͤrgen/ ward aber ſelber wider erwuͤrget. Judic. Cap. 9. & ſeqq.
Bey Abſolon war die Begierde zu herꝛſchen ſo groß/ daß er deß vierdten vnd ſech-
ſten Gebotts vergaß/ ſeinem leiblichen Vatter nach Scepter vnd Cron grieff vnd
ſeine Kebsweiber offentlich ſchaͤndete. 2. Samuel. Cap. 15. & 16. Adonia war ſchon
gewarnet/ dannoch war die Begierde zu herꝛſchen bey jhme ſo groß/ daß er ſein Le-
ben in die Schantze gab/ vnd auff eine andere Weiſe dem Koͤnig Salomo nach dem
Reich trachtete/ vnd daruͤber das Leben laſſen muſte. 1. Reg. Cap. 1. & 2. Begierde zu
herꝛſchen war bey der Koͤnigin Athalia ſo vnmenſchlich/ baß ſie der natuͤrlichen
muͤtterlichen Liebe/ gegen jhre leibliche Enckel jhres Sohns Kinder vergaß/ vnd
dieſelbe damit ſie allein das Regiment haͤtte/ alle/ biß vff den verſtockten Joas er-
wuͤrgen vnd vmbbringen ließ. 2. Reg. Cap. 11.

Als der Agrippinæ, ſo hernacher Keyſers Claudij Gemahlin worden/ der
Nero gebohren/ hat ſie jhme die Nativitaͤt ſtellen laſſen/ vnd zuwiſſen begehret/ ober

auch
Ee ij
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[35/0221] Von dem weltlichen Stande. AXIOMA XVIII. Begierde zu herꝛſchen/ ſetzet alle Liebe/ Geſetze/ Rechte vnd Gefahr zuruͤck. (Cupido dominandi cunctis affectibus flagrantior, Tacit. lib. 15. Annal. cui nihil ſan- ctum, nihil inviolabile. Annibal Scot. ad lib. 1. & lib. 12. Annal. Tacit) DIe Begierde zu herꝛſchen/ war bey dem Lucifer ſo groß/ daß er ſeinen Schoͤpffer zu rück vnd ſeinen Stuhl uͤber denſelben ſetzen wolte. Auß Begierde zu herꝛſchen trachtete Eſau ſeinem Bruder Jacob nach Leib vnd Leben. Geneſ. Cap. 27. v. 41. & ſeqq. Obwol Moſes vngern zum Re- giment kam/ vnd wegen deß halßſtarrigen verſtockten Volcks ein ſehr geplagter Menſch uͤber alle Menſchen auff Erden geweſen/ wie die Schrifft zeuget. Num. Cap. 12. v. 3. dannoch war bey der Rotte Korah/ Datan vnd Abiram/ die Begierde zu herꝛſchen ſo groß/ daß ſie Moſe nach dem Regiment/ vnd Aaron nach dem Prie- ſterthumb grieffen/ vnd ſich wider Gottes Geſetz vnd Ordnung empoͤren vnd re- gieren wolten/ daruͤber ſie in groſſe Gefahr geriethen vnd mit jhrem Anhang von der Erden lebendig verſchlungen worden. Jm 4. Buch Moſis Cap. 16. Ja Moſis ſein eygener Bruder vnd ſein Weib Miriam bekamen dieſe Seuche auch/ woruͤber ſie die Miriam mit Auſſatz geſchlagen. Num. Cap. 12. Auß Begierde zu herꝛſchen ſatzte Ahimelech das fuͤnffte Gebott zuruͤck/ ward ein Brudermoͤrder vnd ließ 70. ſeiner Brüder erwuͤrgen/ ward aber ſelber wider erwuͤrget. Judic. Cap. 9. & ſeqq. Bey Abſolon war die Begierde zu herꝛſchen ſo groß/ daß er deß vierdten vnd ſech- ſten Gebotts vergaß/ ſeinem leiblichen Vatter nach Scepter vnd Cron grieff vnd ſeine Kebsweiber offentlich ſchaͤndete. 2. Samuel. Cap. 15. & 16. Adonia war ſchon gewarnet/ dannoch war die Begierde zu herꝛſchen bey jhme ſo groß/ daß er ſein Le- ben in die Schantze gab/ vnd auff eine andere Weiſe dem Koͤnig Salomo nach dem Reich trachtete/ vnd daruͤber das Leben laſſen muſte. 1. Reg. Cap. 1. & 2. Begierde zu herꝛſchen war bey der Koͤnigin Athalia ſo vnmenſchlich/ baß ſie der natuͤrlichen muͤtterlichen Liebe/ gegen jhre leibliche Enckel jhres Sohns Kinder vergaß/ vnd dieſelbe damit ſie allein das Regiment haͤtte/ alle/ biß vff den verſtockten Joas er- wuͤrgen vnd vmbbringen ließ. 2. Reg. Cap. 11. Als der Agrippinæ, ſo hernacher Keyſers Claudij Gemahlin worden/ der Nero gebohren/ hat ſie jhme die Nativitaͤt ſtellen laſſen/ vnd zuwiſſen begehret/ ober auch Ee ij

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/221>, abgerufen am 28.03.2024.