Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem weltlichen Stande.
schrieben; als sein bestellter wolberedter Fiscalis Delphidius, seiner Land-
vögte einen hefftig angeklaget/ derselbe aber negative den Krieg Rech-
tens befestiget/ vnd dem wortreichen Procuratori Fisci weiter nichts ge-
ständig seyn wollen/ als wesen er wie recht überwiesen werden könte/ hat
jener zum Keyser gesaget: Löblichster Keyser/ wann es gnug seyn soll/
mit läugnen darvon zukommen/ wer wird dann schuldig seyn? deme der
Keyser wider geantwortet: Wann es gnug wäre anzuklagen/ wer würde
alsdann vnschuldig bleiben. Ammian. Marcellin. lib. 18. rer. gest. circ.
princ. Lt. refert Andr. Geil. lib. 1. de pae. publ. c. 5. n.
3.

Keyser Lotharius hat diesen löblichen Gebrauch gehabt/ daß er
den Ohrenbläsern vnd Anbringern zusagen pflegen: Audi & alteram
partem.

Der Römische Landpfleger Festus antwortete auch sehr wol den
falschen Anklägern S. Pauli/ da er zu jhnen sagte: Es ist der Römer"
Weise nicht/ daß ein Mensch ergeben werde vmbzubringen/ ehe dann der"
Verklagte habe gegenwärtig seine Kläger/ vnd Raum empfahe sich der"
Anklage zu verantworten. Jn der Apostel Geschichte Cap. 25. v. 16. Da-"
hin votirte vnd stimmete auch Nicodemus im grossen Rath der Phari-
seer/ die Christum vngehört verdammen wolten: Richtet vnser Gese[tz]"
auch einen Menschen ehe man jhn verhöret vnd erkennet was er thut."
Johan. Cap. 7. v. 51. Alexander der Grosse hat pflegen in Verhörung deß
einen Theils/ das ander Ohr jmmer zuzuhalten/ mit Vermelden/ er be-(7) Iudi-
cium non
fer, si non
sintambo
locuti.

halte das dem andern abwesenden Theil bevor. (7)

AXIOMA LI.
Ein wolbestelltes Archivum, Diarium vnd Ge-
schicht-
Registratur ist bey allen Regierungen/
Cantzeleyen vnd Gerichten ein sehr nöthig
vnd nutzlich Werck.
(1)(1) Archi-
vum est
documen-
torum Li-
terarioru
armatium,
seu publi-
cum rece-
praculu, sive Principis, sive Magistratus, sive Reipub. uti post alios describit Rutger. Ruland. de
Commisl. part. 2. lib. 5. c. 3. n.
5.

WIe der König der Kinder Ammon eine alte praetension wider
die Kinder Jsrael hervor suchete/ sich zum Krieg schickete/ vnd
auff deß Jephtah erste Gesandschafft schlechte resolution er-
theilete/ hat Jephtah sich auß den alten Geschichten vnd Actis

publicis
Rr 2

Von dem weltlichen Stande.
ſchrieben; als ſein beſtellter wolberedter Fiſcalis Delphidius, ſeiner Land-
voͤgte einen hefftig angeklaget/ derſelbe aber negativè den Krieg Rech-
tens befeſtiget/ vnd dem wortreichen Procuratori Fiſci weiter nichts ge-
ſtaͤndig ſeyn wollen/ als weſen er wie recht uͤberwieſen werden koͤnte/ hat
jener zum Keyſer geſaget: Loͤblichſter Keyſer/ wann es gnug ſeyn ſoll/
mit laͤugnen darvon zukommen/ wer wird dann ſchuldig ſeyn? deme der
Keyſer wider geantwortet: Wann es gnug waͤre anzuklagen/ wer wuͤrde
alsdann vnſchuldig bleiben. Ammian. Marcellin. lib. 18. rer. geſt. circ.
princ. Lt. refert Andr. Geil. lib. 1. de pae. publ. c. 5. n.
3.

Keyſer Lotharius hat dieſen loͤblichen Gebrauch gehabt/ daß er
den Ohrenblaͤſern vnd Anbringern zuſagen pflegen: Audi & alteram
partem.

Der Roͤmiſche Landpfleger Feſtus antwortete auch ſehr wol den
falſchen Anklaͤgern S. Pauli/ da er zu jhnen ſagte: Es iſt der Roͤmer„
Weiſe nicht/ daß ein Menſch ergeben werde vmbzubringen/ ehe dann der„
Verklagte habe gegenwaͤrtig ſeine Klaͤger/ vnd Raum empfahe ſich der„
Anklage zu verantworten. Jn der Apoſtel Geſchichte Cap. 25. v. 16. Da-„
hin votirte vnd ſtimmete auch Nicodemus im groſſen Rath der Phari-
ſeer/ die Chriſtum vngehoͤrt verdammen wolten: Richtet vnſer Geſe[tz]„
auch einen Menſchen ehe man jhn verhoͤret vnd erkennet was er thut.„
Johan. Cap. 7. v. 51. Alexander der Groſſe hat pflegen in Verhoͤrung deß
einen Theils/ das ander Ohr jmmer zuzuhalten/ mit Vermelden/ er be-(7) Iudi-
cium non
fer, ſi non
ſintambo
locuti.

halte das dem andern abweſenden Theil bevor. (7)

AXIOMA LI.
Ein wolbeſtelltes Archivum, Diarium vnd Ge-
ſchicht-
Regiſtratur iſt bey allen Regierungen/
Cantzeleyen vnd Gerichten ein ſehr noͤthig
vnd nutzlich Werck.
(1)(1) Archi-
vum eſt
documen-
torum Li-
terariorũ
armatium,
ſeu publi-
cum rece-
praculũ, ſive Principis, ſive Magiſtratus, ſive Reipub. uti poſt alios deſcribit Rutger. Ruland. de
Commiſl. part. 2. lib. 5. c. 3. n.
5.

WIe der Koͤnig der Kinder Ammon eine alte prætenſion wider
die Kinder Jſrael hervor ſuchete/ ſich zum Krieg ſchickete/ vnd
auff deß Jephtah erſte Geſandſchafft ſchlechte reſolution er-
theilete/ hat Jephtah ſich auß den alten Geſchichten vnd Actis

publicis
Rr 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0317" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem weltlichen Stande.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chrieben; als &#x017F;ein be&#x017F;tellter wolberedter <hi rendition="#aq">Fi&#x017F;calis Delphidius,</hi> &#x017F;einer Land-<lb/>
vo&#x0364;gte einen hefftig angeklaget/ der&#x017F;elbe aber <hi rendition="#aq">negativè</hi> den Krieg Rech-<lb/>
tens befe&#x017F;tiget/ vnd dem wortreichen <hi rendition="#aq">Procuratori Fi&#x017F;ci</hi> weiter nichts ge-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;eyn wollen/ als we&#x017F;en er wie recht u&#x0364;berwie&#x017F;en werden ko&#x0364;nte/ hat<lb/>
jener zum Key&#x017F;er ge&#x017F;aget: Lo&#x0364;blich&#x017F;ter Key&#x017F;er/ wann es gnug &#x017F;eyn &#x017F;oll/<lb/>
mit la&#x0364;ugnen darvon zukommen/ wer wird dann &#x017F;chuldig &#x017F;eyn? deme der<lb/>
Key&#x017F;er wider geantwortet: Wann es gnug wa&#x0364;re anzuklagen/ wer wu&#x0364;rde<lb/>
alsdann vn&#x017F;chuldig bleiben. <hi rendition="#aq">Ammian. Marcellin. lib. 18. rer. ge&#x017F;t. circ.<lb/>
princ. Lt. refert Andr. Geil. lib. 1. de pae. publ. c. 5. n.</hi> 3.</p><lb/>
            <p>Key&#x017F;er Lotharius hat die&#x017F;en lo&#x0364;blichen Gebrauch gehabt/ daß er<lb/>
den Ohrenbla&#x0364;&#x017F;ern vnd Anbringern zu&#x017F;agen pflegen: <hi rendition="#aq">Audi &amp; alteram<lb/>
partem.</hi></p><lb/>
            <p>Der Ro&#x0364;mi&#x017F;che Landpfleger <hi rendition="#aq">Fe&#x017F;tus</hi> antwortete auch &#x017F;ehr wol den<lb/>
fal&#x017F;chen Ankla&#x0364;gern S. Pauli/ da er zu jhnen &#x017F;agte: Es i&#x017F;t der Ro&#x0364;mer&#x201E;<lb/>
Wei&#x017F;e nicht/ daß ein Men&#x017F;ch ergeben werde vmbzubringen/ ehe dann der&#x201E;<lb/>
Verklagte habe gegenwa&#x0364;rtig &#x017F;eine Kla&#x0364;ger/ vnd Raum empfahe &#x017F;ich der&#x201E;<lb/>
Anklage zu verantworten. Jn der Apo&#x017F;tel Ge&#x017F;chichte Cap. 25. v. 16. Da-&#x201E;<lb/>
hin <hi rendition="#aq">votirte</hi> vnd &#x017F;timmete auch <hi rendition="#aq">Nicodemus</hi> im gro&#x017F;&#x017F;en Rath der Phari-<lb/>
&#x017F;eer/ die Chri&#x017F;tum vngeho&#x0364;rt verdammen wolten: Richtet vn&#x017F;er Ge&#x017F;e<supplied>tz</supplied>&#x201E;<lb/>
auch einen Men&#x017F;chen ehe man jhn verho&#x0364;ret vnd erkennet was er thut.&#x201E;<lb/>
Johan. Cap. 7. v. 51. Alexander der Gro&#x017F;&#x017F;e hat pflegen in Verho&#x0364;rung deß<lb/>
einen Theils/ das ander Ohr jmmer zuzuhalten/ mit Vermelden/ er be-<note place="right">(7) <hi rendition="#aq">Iudi-<lb/>
cium non<lb/>
fer, &#x017F;i non<lb/>
&#x017F;intambo<lb/>
locuti.</hi></note><lb/>
halte das dem andern abwe&#x017F;enden Theil bevor. (7)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">AXIOMA LI</hi>.</hi><lb/><hi rendition="#b">Ein wolbe&#x017F;telltes</hi><hi rendition="#aq">Archivum, Diarium</hi><hi rendition="#b">vnd Ge-<lb/>
&#x017F;chicht-</hi><hi rendition="#aq">Regi&#x017F;tratur</hi><hi rendition="#b">i&#x017F;t bey allen Regierungen/<lb/>
Cantzeleyen vnd Gerichten ein &#x017F;ehr no&#x0364;thig<lb/>
vnd nutzlich Werck.</hi> (1)</head>
            <note place="right">(1) <hi rendition="#aq">Archi-<lb/>
vum e&#x017F;t<lb/>
documen-<lb/>
torum Li-<lb/>
terarior&#x0169;<lb/>
armatium,<lb/>
&#x017F;eu publi-<lb/>
cum rece-<lb/>
pracul&#x0169;, &#x017F;ive Principis, &#x017F;ive Magi&#x017F;tratus, &#x017F;ive Reipub. uti po&#x017F;t alios de&#x017F;cribit Rutger. Ruland. de<lb/>
Commi&#x017F;l. part. 2. lib. 5. c. 3. n.</hi> 5.</note><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>Ie der Ko&#x0364;nig der Kinder Ammon eine alte <hi rendition="#aq">præten&#x017F;ion</hi> wider<lb/>
die Kinder J&#x017F;rael hervor &#x017F;uchete/ &#x017F;ich zum Krieg &#x017F;chickete/ vnd<lb/>
auff deß Jephtah er&#x017F;te Ge&#x017F;and&#x017F;chafft &#x017F;chlechte <hi rendition="#aq">re&#x017F;olution</hi> er-<lb/>
theilete/ hat Jephtah &#x017F;ich auß den alten Ge&#x017F;chichten vnd <hi rendition="#aq">Actis</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">Rr</hi> 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">publicis</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0317] Von dem weltlichen Stande. ſchrieben; als ſein beſtellter wolberedter Fiſcalis Delphidius, ſeiner Land- voͤgte einen hefftig angeklaget/ derſelbe aber negativè den Krieg Rech- tens befeſtiget/ vnd dem wortreichen Procuratori Fiſci weiter nichts ge- ſtaͤndig ſeyn wollen/ als weſen er wie recht uͤberwieſen werden koͤnte/ hat jener zum Keyſer geſaget: Loͤblichſter Keyſer/ wann es gnug ſeyn ſoll/ mit laͤugnen darvon zukommen/ wer wird dann ſchuldig ſeyn? deme der Keyſer wider geantwortet: Wann es gnug waͤre anzuklagen/ wer wuͤrde alsdann vnſchuldig bleiben. Ammian. Marcellin. lib. 18. rer. geſt. circ. princ. Lt. refert Andr. Geil. lib. 1. de pae. publ. c. 5. n. 3. Keyſer Lotharius hat dieſen loͤblichen Gebrauch gehabt/ daß er den Ohrenblaͤſern vnd Anbringern zuſagen pflegen: Audi & alteram partem. Der Roͤmiſche Landpfleger Feſtus antwortete auch ſehr wol den falſchen Anklaͤgern S. Pauli/ da er zu jhnen ſagte: Es iſt der Roͤmer„ Weiſe nicht/ daß ein Menſch ergeben werde vmbzubringen/ ehe dann der„ Verklagte habe gegenwaͤrtig ſeine Klaͤger/ vnd Raum empfahe ſich der„ Anklage zu verantworten. Jn der Apoſtel Geſchichte Cap. 25. v. 16. Da-„ hin votirte vnd ſtimmete auch Nicodemus im groſſen Rath der Phari- ſeer/ die Chriſtum vngehoͤrt verdammen wolten: Richtet vnſer Geſetz„ auch einen Menſchen ehe man jhn verhoͤret vnd erkennet was er thut.„ Johan. Cap. 7. v. 51. Alexander der Groſſe hat pflegen in Verhoͤrung deß einen Theils/ das ander Ohr jmmer zuzuhalten/ mit Vermelden/ er be- halte das dem andern abweſenden Theil bevor. (7) (7) Iudi- cium non fer, ſi non ſintambo locuti. AXIOMA LI. Ein wolbeſtelltes Archivum, Diarium vnd Ge- ſchicht-Regiſtratur iſt bey allen Regierungen/ Cantzeleyen vnd Gerichten ein ſehr noͤthig vnd nutzlich Werck. (1) WIe der Koͤnig der Kinder Ammon eine alte prætenſion wider die Kinder Jſrael hervor ſuchete/ ſich zum Krieg ſchickete/ vnd auff deß Jephtah erſte Geſandſchafft ſchlechte reſolution er- theilete/ hat Jephtah ſich auß den alten Geſchichten vnd Actis publicis Rr 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/317
Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/317>, abgerufen am 18.04.2024.