Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Das ander Buch/
seinen Hoffleuthen vnd Landvögten/ dahin verleiten/ daß er den vnschul-
dtgen Daniel den grimmigen Löwen vorwarffe/ Daniel. Cap. 6. Sol-
che Räthe haben vnselige Gedancken vnd führen schädliche Rathschlä-
ge Ezechiel. Cap. 11. v. 2.



AXIOMA LXXXVIII.
(1) Kluge
Hüner le-
gen auch
zu weilen
in den
Nessein
vnd ver-
brennen
sich dar-
an.
Aliquan-
do bonus
Dormitat
Homer. Omnes profecto omnium temporu Senatores ac viri praestantes, qui vel fuerunt
aliquado, vel hodie sunt, errarunt, & saepe errare & labi possunt. Cominae. lib. 8. Commentar.
Verständige kluge Leuthe geben auch zuweilen
bösen Rath.
(1)

VOn Jonadab Davids Brudern Sohn zeuget die Schrifft daß
er ein sehr weiser Mann gewesen. 2. Samuel. Cap. 13. v. 3. dan-
noch als der Ammon Davids Sohn in vnkeuscher Liebe gegen
seine Schwester Thamar enthrandte/ hat er jhme den bösen
Rath gegeben/ wie er zu solchen ohnziemblichen Vorhaben durch sonder-
bahre List vnd Geschwindigkeit gelangen solte/ welches dann auch also
angangen. d. Cap. 13.



AXIOMA LXXXIX.
Alle Menschen sind Narren mit jhrer Kunst/ spricht
der Prophet Jeremias Cap. 51. v. 17.

ES ist nicht ohne/ vnd in der Warheit also/ wie man pflegt zufa-
(1) Stulto-
rum infi-
nitus est
numerus,
Thom. de
Aquin. in
Com-
ment. ad
Boetium,
pros. 3. Iten. Stultorum plena sunt omnia. Nemo sine erimine vivit.
gen: Narren ist kein Hand voll/ sondern alle Land voll. (1) Gewiß
ist es wie Erasmus in seiner Moria discurriret, daß kein Mensch in
der Welt gewesen vnd noch sey der nicht ein Stuck vom Narren
gefressen/ oder der nicht seinen eygenen Gecken immerforth bey sich gleich-
samb in einer Keutze auff dem Rucken oder im Busem trage/ nurent
daß dieser Vnderscheid darbey/ daß bey einem der Geck mehr hervor
gucket/ als bey einem andern/ vnd einer denselben besser zu verbergen

weiß

Das ander Buch/
ſeinen Hoffleuthen vnd Landvoͤgten/ dahin verleiten/ daß er den vnſchul-
dtgen Daniel den grimmigen Loͤwen vorwarffe/ Daniel. Cap. 6. Sol-
che Raͤthe haben vnſelige Gedancken vnd führen ſchaͤdliche Rathſchlaͤ-
ge Ezechiel. Cap. 11. v. 2.



AXIOMA LXXXVIII.
(1) Kluge
Huͤner le-
gen auch
zu weilen
in den
Neſſein
vnd ver-
brennen
ſich dar-
an.
Aliquan-
do bonus
Dormitat
Homer. Omnes profectò omnium temporũ Senatores ac viri præſtantes, qui vel fuerunt
aliquãdo, vel hodie ſunt, errarunt, & ſæpe errare & labi poſſunt. Cominæ. lib. 8. Commentar.
Verſtaͤndige kluge Leuthe geben auch zuweilen
boͤſen Rath.
(1)

VOn Jonadab Davids Brudern Sohn zeuget die Schrifft daß
er ein ſehr weiſer Mann geweſen. 2. Samuel. Cap. 13. v. 3. dan-
noch als der Ammon Davids Sohn in vnkeuſcher Liebe gegen
ſeine Schweſter Thamar enthrandte/ hat er jhme den boͤſen
Rath gegeben/ wie er zu ſolchen ohnziemblichen Vorhaben durch ſonder-
bahre Liſt vnd Geſchwindigkeit gelangen ſolte/ welches dann auch alſo
angangen. d. Cap. 13.



AXIOMA LXXXIX.
Alle Menſchen ſind Narren mit jhrer Kunſt/ ſpricht
der Prophet Jeremias Cap. 51. v. 17.

ES iſt nicht ohne/ vnd in der Warheit alſo/ wie man pflegt zufa-
(1) Stulto-
rum infi-
nitus eſt
numerus,
Thom. de
Aquin. in
Com-
ment. ad
Boëtium,
proſ. 3. Itẽ. Stultorum plena ſunt omnia. Nemo ſine erimine vivit.
gen: Narren iſt kein Hand voll/ ſondern alle Land voll. (1) Gewiß
iſt es wie Eraſmus in ſeiner Moria diſcurriret, daß kein Menſch in
der Welt geweſen vnd noch ſey der nicht ein Stuck vom Narren
gefreſſen/ oder der nicht ſeinen eygenẽ Gecken immerforth bey ſich gleich-
ſamb in einer Keutze auff dem Rucken oder im Buſem trage/ nurent
daß dieſer Vnderſcheid darbey/ daß bey einem der Geck mehr hervor
gucket/ als bey einem andern/ vnd einer denſelben beſſer zu verbergen

weiß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0386" n="200"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das ander Buch/</hi></fw><lb/>
&#x017F;einen Hoffleuthen vnd Landvo&#x0364;gten/ dahin verleiten/ daß er den vn&#x017F;chul-<lb/>
dtgen Daniel den grimmigen Lo&#x0364;wen vorwarffe/ Daniel. Cap. 6. Sol-<lb/>
che Ra&#x0364;the haben vn&#x017F;elige Gedancken vnd führen &#x017F;cha&#x0364;dliche Rath&#x017F;chla&#x0364;-<lb/>
ge Ezechiel. Cap. 11. v. 2.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">AXIOMA LXXXVIII</hi>.</hi><lb/><note place="left">(1) Kluge<lb/>
Hu&#x0364;ner le-<lb/>
gen auch<lb/>
zu weilen<lb/>
in den<lb/>
Ne&#x017F;&#x017F;ein<lb/>
vnd ver-<lb/>
brennen<lb/>
&#x017F;ich dar-<lb/>
an.<lb/><hi rendition="#aq">Aliquan-<lb/>
do bonus<lb/>
Dormitat<lb/>
Homer<hi rendition="#sup">&#xA770;</hi>. Omnes profectò omnium tempor&#x0169; Senatores ac viri præ&#x017F;tantes, qui vel fuerunt<lb/>
aliquãdo, vel hodie &#x017F;unt, errarunt, &amp; &#x017F;æpe errare &amp; labi po&#x017F;&#x017F;unt. Cominæ. lib. 8. Commentar.</hi></note><hi rendition="#b">Ver&#x017F;ta&#x0364;ndige kluge Leuthe geben auch zuweilen<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en Rath.</hi> (1)</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">V</hi>On Jonadab Davids Brudern Sohn zeuget die Schrifft daß<lb/>
er ein &#x017F;ehr wei&#x017F;er Mann gewe&#x017F;en. 2. Samuel. Cap. 13. v. 3. dan-<lb/>
noch als der Ammon Davids Sohn in vnkeu&#x017F;cher Liebe gegen<lb/>
&#x017F;eine Schwe&#x017F;ter Thamar enthrandte/ hat er jhme den bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Rath gegeben/ wie er zu &#x017F;olchen ohnziemblichen Vorhaben durch &#x017F;onder-<lb/>
bahre Li&#x017F;t vnd Ge&#x017F;chwindigkeit gelangen &#x017F;olte/ welches dann auch al&#x017F;o<lb/>
angangen. <hi rendition="#aq">d. Cap.</hi> 13.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">AXIOMA LXXXIX</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Alle Men&#x017F;chen &#x017F;ind Narren mit jhrer Kun&#x017F;t/ &#x017F;pricht<lb/>
der Prophet Jeremias Cap. 51. v. 17.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>S i&#x017F;t nicht ohne/ vnd in der Warheit al&#x017F;o/ wie man pflegt zufa-<lb/><note place="left">(1) <hi rendition="#aq">Stulto-<lb/>
rum infi-<lb/>
nitus e&#x017F;t<lb/>
numerus,<lb/>
Thom. de<lb/>
Aquin. in<lb/>
Com-<lb/>
ment. ad<lb/>
Boëtium,<lb/>
pro&#x017F;. 3. It&#x1EBD;. Stultorum plena &#x017F;unt omnia. Nemo &#x017F;ine erimine vivit.</hi></note>gen: Narren i&#x017F;t kein Hand voll/ &#x017F;ondern alle Land voll. (1) Gewiß<lb/>
i&#x017F;t es wie <hi rendition="#aq">Era&#x017F;mus</hi> in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Moria di&#x017F;curriret,</hi> daß kein Men&#x017F;ch in<lb/>
der Welt gewe&#x017F;en vnd noch &#x017F;ey der nicht ein Stuck vom Narren<lb/>
gefre&#x017F;&#x017F;en/ oder der nicht &#x017F;einen eygen&#x1EBD; Gecken immerforth bey &#x017F;ich gleich-<lb/>
&#x017F;amb in einer Keutze auff dem Rucken oder im Bu&#x017F;em trage/ nurent<lb/>
daß die&#x017F;er Vnder&#x017F;cheid darbey/ daß bey einem der Geck mehr hervor<lb/>
gucket/ als bey einem andern/ vnd einer den&#x017F;elben be&#x017F;&#x017F;er zu verbergen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">weiß</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0386] Das ander Buch/ ſeinen Hoffleuthen vnd Landvoͤgten/ dahin verleiten/ daß er den vnſchul- dtgen Daniel den grimmigen Loͤwen vorwarffe/ Daniel. Cap. 6. Sol- che Raͤthe haben vnſelige Gedancken vnd führen ſchaͤdliche Rathſchlaͤ- ge Ezechiel. Cap. 11. v. 2. AXIOMA LXXXVIII. Verſtaͤndige kluge Leuthe geben auch zuweilen boͤſen Rath. (1) VOn Jonadab Davids Brudern Sohn zeuget die Schrifft daß er ein ſehr weiſer Mann geweſen. 2. Samuel. Cap. 13. v. 3. dan- noch als der Ammon Davids Sohn in vnkeuſcher Liebe gegen ſeine Schweſter Thamar enthrandte/ hat er jhme den boͤſen Rath gegeben/ wie er zu ſolchen ohnziemblichen Vorhaben durch ſonder- bahre Liſt vnd Geſchwindigkeit gelangen ſolte/ welches dann auch alſo angangen. d. Cap. 13. AXIOMA LXXXIX. Alle Menſchen ſind Narren mit jhrer Kunſt/ ſpricht der Prophet Jeremias Cap. 51. v. 17. ES iſt nicht ohne/ vnd in der Warheit alſo/ wie man pflegt zufa- gen: Narren iſt kein Hand voll/ ſondern alle Land voll. (1) Gewiß iſt es wie Eraſmus in ſeiner Moria diſcurriret, daß kein Menſch in der Welt geweſen vnd noch ſey der nicht ein Stuck vom Narren gefreſſen/ oder der nicht ſeinen eygenẽ Gecken immerforth bey ſich gleich- ſamb in einer Keutze auff dem Rucken oder im Buſem trage/ nurent daß dieſer Vnderſcheid darbey/ daß bey einem der Geck mehr hervor gucket/ als bey einem andern/ vnd einer denſelben beſſer zu verbergen weiß (1) Stulto- rum infi- nitus eſt numerus, Thom. de Aquin. in Com- ment. ad Boëtium, proſ. 3. Itẽ. Stultorum plena ſunt omnia. Nemo ſine erimine vivit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/386
Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/386>, abgerufen am 25.04.2024.