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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Von dem weltlichen Stande.
faß wohnete/ vnd wie König Alexander der Grosse/ jhn einsmahls darin
besuchete vnd begehrete er solte sagen was er von jhm haben wolte/ sol-
ches solte jhm werden/ er seiner Meynung klüglich geantwortet/ Alexan-
der solte/ jhme Diogeni, nurent das lassen/ (nemblich deß Tages oder
Sonnenschein/ meynent) was er jhme nicht geben könte. Was war aber
Diogenes auch anders als ein grosser Narr/ in seiner grossen Kunst/ daß
er eben darin Ehrsuchete/ daß er im Weinfaß lage vnd spintisirte/ da doch
Häuser zur Wohnung/ die Weinfässer zu einem andern behuff gemachet
vnd gebrauchet werden. Jener Philosophus warff sein Reichthumb auß
grosser vorgebildeten Weißheit ins Meer/ sagende/ ich wil dich ersäuffen/(6) Honor
& opes
cum a san-
ctis & bo-
nis possi-
dentur,
materia
sunt vir-
tutum. ae-
ternae fe-
licitatis
typi &
symbola
Adam.
Contzen
de Star.
Magnat.
& Aulic.
cap.
6.

damit ich nicht von dir ersäufft werde/ gleich als wäre Geld vnd Reich-
thumb an sich böse/ da es doch ein Segen Gottes. (6) Abraham/ Jsaac/
Jacob/ David/ Salomon vnd andere gottselige Leuthe/ sind auch reich
gewesen/ vnd jhr Reichthumb zu Gottes Ehre vnd deß Nächsten Nutzen
angewendet/ aber nichts darvon ins Meer geworffen. Jst derowegen
dieser Philosophus auch ein Narr in seiner Kunst gewesen. Es haben
auch die alte Philosophi jhre Secten vnder sich gehabt/ da sind gewesen
Aristotelici, Platonici, Stoici, &c. Ein jeder vnder denen hat sich ge-
daucht der klügeste zu seyn/ haben gewaltig wider ein ander disputiret
vnd geschrieben/ vnd hat ein jeder gerühmet/ daß seine Philosophia vnd
opinio die beste seye/ wie dann noch heut zu Tage die Peripatetici vnd
Ramaei, so hart vnd eifferig wider einander pro palma streitten/ daß sich
mancher ehe todt schlagen ließ/ ehe er zugebe/ daß Rami Logica vnd Me-
thodus
so gut wäre als das organon Aristotelis, da man doch den Bie-
nen gleich auß einem jeden das beste nehmen/ vnd das übrigekönte seyn
lassen. Sie sind aber auch nach deß Propheten Außspruch Narren in
jhrer Kunst. Von den Scholasticis vnd jhren vnnützen Fragen vnd ver-
geblichen nichtigen Subtilitäten wil ich jetzo schweigen.



AXIOMA XC.
Nach grossen Thaten/ haben offt grosse Leuthe auch
grosse Fehler vnd Thorheiten begangen.

DIese Regul exemplificirt D. Lutherus in seinen notis Biblicis
mit dem Exempel Jephta/ der nach erhaltener victori wegen
seines Gelübds sich vmb seine Tochter gebracht. Jud. Cap. 11.

vnd
Ccc ij

Von dem weltlichen Stande.
faß wohnete/ vnd wie Koͤnig Alexander der Groſſe/ jhn einsmahls darin
beſuchete vnd begehrete er ſolte ſagen was er von jhm haben wolte/ ſol-
ches ſolte jhm werden/ er ſeiner Meynung kluͤglich geantwortet/ Alexan-
der ſolte/ jhme Diogeni, nurent das laſſen/ (nemblich deß Tages oder
Sonnenſchein/ meynent) was er jhme nicht geben koͤnte. Was war aber
Diogenes auch anders als ein groſſer Narr/ in ſeiner groſſen Kunſt/ daß
er eben darin Ehrſuchete/ daß er im Weinfaß lage vnd ſpintiſirte/ da doch
Haͤuſer zur Wohnung/ die Weinfaͤſſer zu einem andern behuff gemachet
vnd gebrauchet werden. Jener Philoſophus warff ſein Reichthumb auß
groſſer vorgebildeten Weißheit ins Meer/ ſagende/ ich wil dich erſaͤuffen/(6) Honor
& opes
cum à ſan-
ctis & bo-
nis poſſi-
dentur,
materia
ſunt vir-
tutum. æ-
ternæ fe-
licitatis
typi &
ſymbola
Adam.
Contzen
de Star.
Magnat.
& Aulic.
cap.
6.

damit ich nicht von dir erſaͤufft werde/ gleich als waͤre Geld vnd Reich-
thumb an ſich boͤſe/ da es doch ein Segen Gottes. (6) Abraham/ Jſaac/
Jacob/ David/ Salomon vnd andere gottſelige Leuthe/ ſind auch reich
geweſen/ vnd jhr Reichthumb zu Gottes Ehre vnd deß Naͤchſten Nutzen
angewendet/ aber nichts darvon ins Meer geworffen. Jſt derowegen
dieſer Philoſophus auch ein Narr in ſeiner Kunſt geweſen. Es haben
auch die alte Philoſophi jhre Secten vnder ſich gehabt/ da ſind geweſen
Ariſtotelici, Platonici, Stoici, &c. Ein jeder vnder denen hat ſich ge-
daucht der kluͤgeſte zu ſeyn/ haben gewaltig wider ein ander diſputiret
vnd geſchrieben/ vnd hat ein jeder gerühmet/ daß ſeine Philoſophia vnd
opinio die beſte ſeye/ wie dann noch heut zu Tage die Peripatetici vnd
Ramæi, ſo hart vnd eifferig wider einander pro palma ſtreitten/ daß ſich
mancher ehe todt ſchlagen ließ/ ehe er zugebe/ daß Rami Logica vnd Me-
thodus
ſo gut waͤre als das organon Ariſtotelis, da man doch den Bie-
nen gleich auß einem jeden das beſte nehmen/ vnd das uͤbrigekoͤnte ſeyn
laſſen. Sie ſind aber auch nach deß Propheten Außſpruch Narren in
jhrer Kunſt. Von den Scholaſticis vnd jhren vnnuͤtzen Fragen vnd ver-
geblichen nichtigen Subtilitaͤten wil ich jetzo ſchweigen.



AXIOMA XC.
Nach groſſen Thaten/ haben offt groſſe Leuthe auch
groſſe Fehler vnd Thorheiten begangen.

DIeſe Regul exemplificirt D. Lutherus in ſeinen notis Biblicis
mit dem Exempel Jephta/ der nach erhaltener victori wegen
ſeines Geluͤbds ſich vmb ſeine Tochter gebracht. Jud. Cap. 11.

vnd
Ccc ij
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[203/0389] Von dem weltlichen Stande. faß wohnete/ vnd wie Koͤnig Alexander der Groſſe/ jhn einsmahls darin beſuchete vnd begehrete er ſolte ſagen was er von jhm haben wolte/ ſol- ches ſolte jhm werden/ er ſeiner Meynung kluͤglich geantwortet/ Alexan- der ſolte/ jhme Diogeni, nurent das laſſen/ (nemblich deß Tages oder Sonnenſchein/ meynent) was er jhme nicht geben koͤnte. Was war aber Diogenes auch anders als ein groſſer Narr/ in ſeiner groſſen Kunſt/ daß er eben darin Ehrſuchete/ daß er im Weinfaß lage vnd ſpintiſirte/ da doch Haͤuſer zur Wohnung/ die Weinfaͤſſer zu einem andern behuff gemachet vnd gebrauchet werden. Jener Philoſophus warff ſein Reichthumb auß groſſer vorgebildeten Weißheit ins Meer/ ſagende/ ich wil dich erſaͤuffen/ damit ich nicht von dir erſaͤufft werde/ gleich als waͤre Geld vnd Reich- thumb an ſich boͤſe/ da es doch ein Segen Gottes. (6) Abraham/ Jſaac/ Jacob/ David/ Salomon vnd andere gottſelige Leuthe/ ſind auch reich geweſen/ vnd jhr Reichthumb zu Gottes Ehre vnd deß Naͤchſten Nutzen angewendet/ aber nichts darvon ins Meer geworffen. Jſt derowegen dieſer Philoſophus auch ein Narr in ſeiner Kunſt geweſen. Es haben auch die alte Philoſophi jhre Secten vnder ſich gehabt/ da ſind geweſen Ariſtotelici, Platonici, Stoici, &c. Ein jeder vnder denen hat ſich ge- daucht der kluͤgeſte zu ſeyn/ haben gewaltig wider ein ander diſputiret vnd geſchrieben/ vnd hat ein jeder gerühmet/ daß ſeine Philoſophia vnd opinio die beſte ſeye/ wie dann noch heut zu Tage die Peripatetici vnd Ramæi, ſo hart vnd eifferig wider einander pro palma ſtreitten/ daß ſich mancher ehe todt ſchlagen ließ/ ehe er zugebe/ daß Rami Logica vnd Me- thodus ſo gut waͤre als das organon Ariſtotelis, da man doch den Bie- nen gleich auß einem jeden das beſte nehmen/ vnd das uͤbrigekoͤnte ſeyn laſſen. Sie ſind aber auch nach deß Propheten Außſpruch Narren in jhrer Kunſt. Von den Scholaſticis vnd jhren vnnuͤtzen Fragen vnd ver- geblichen nichtigen Subtilitaͤten wil ich jetzo ſchweigen. (6) Honor & opes cum à ſan- ctis & bo- nis poſſi- dentur, materia ſunt vir- tutum. æ- ternæ fe- licitatis typi & ſymbola Adam. Contzen de Star. Magnat. & Aulic. cap. 6. AXIOMA XC. Nach groſſen Thaten/ haben offt groſſe Leuthe auch groſſe Fehler vnd Thorheiten begangen. DIeſe Regul exemplificirt D. Lutherus in ſeinen notis Biblicis mit dem Exempel Jephta/ der nach erhaltener victori wegen ſeines Geluͤbds ſich vmb ſeine Tochter gebracht. Jud. Cap. 11. vnd Ccc ij

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/389>, abgerufen am 29.03.2024.