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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Von dem weltlichen Stande.

Als Hospinianus König Carln deß IX. in Franckreich Cantzler
vermercket/ daß der König seiner auffrechten actionen vnd Rathschläge
halber jhme ein vngnädig Gesicht gegeben/ vnd damit seine Vngnade
blicken lassen/ hat er seine condition resigniret vnd den Hoff bey Zeiten
verlassen. Eberhard. Weihe de Aulic. Politic. Axiom. 343. Wie der
Cardinal Granvellanus merckte daß seine grosse Hoffgnade/ bey der Gu-
bernantin in Niederland/ Hertzogin von Parma durch der Stände viel-
fältige Beschuldigung vnd Anklage/ sich jhrer Gewonheit nach enderte/
war er bereit den Hoff zeitlich zu quitiren, vnd ließ sich daneben verneh-
men: Aulae potentiam plus habere in fronte, quam in recessu. Et huma-
na omnia reperiri plerumque minora dum possidentur, quam dum opta-
ta finguntur:
das ist/ es wäre mit der Hoff-vnd Herrngnade bewandt
wie mit andern Sachen dieser eiteln Welt/ so lange man darnach strebet
vnd trachtet/ kommen sie einem viel grösser vnd herrlicher in der Einbil-
dung vor/ als mans hernach wann man darzu gelanget/ im Werck be-(4) In au-
la, bello &
amore ra-
ro capitur
quod
quaeritur.

finde. (4) Famian. Strad. de Bell. Belgic. lib. 4. p. 153. Ja sie kan auch wol
einem schönen Apffel der außwendig roth vnd fein/ inwendig gar wurm-
stichicht verglichen werde. Gewiß ist es wann ein Herr einmahl auff einen
Hoffdiener eine Vngnade geworffen/ ist gleicher Danck/ vnd eben eins/
er mache es gut oder böse. Ja es ist alsdann wie man im Sprichwort sa-
get. Gleiche viel/ ob einer in die Stube hofiehret oder sie wider rein ma-
chet. Andere sagen/ der Hoff sey wie ein Huhre/ wird eines bald satt/ vnd
giebet einen vmb den andern. Aula velut meretrix, hunc nunc, nunc susci-
pit illum. Et quem suscepit, deiicit & reiicit. Johan. Leibi. in suis studen-
tic. Apophtegmat.



AXIOMA C.
Beständige vnd sichere Herrngnade kompt von
Gott vnd wehret so lange als
Gott wil.

ALs der Prophet Daniel neben andern seinen Gesellen in die Ba-
bylonische Gefängnuß geriethe/ vnd jhrer vor andern hervor
leuchtender trefflichen qualitäten vnd Gestalt halber an den Köni-
glichen Hoff Nebucadnezars zu mehrerer information vnd Auff-
wartung gebracht wahren/ meldet die Schrifft/ daß GOtt Daniel

Gnade
Fff
Von dem weltlichen Stande.

Als Hoſpinianus Koͤnig Carln deß IX. in Franckreich Cantzler
vermercket/ daß der Koͤnig ſeiner auffrechten actionen vnd Rathſchlaͤge
halber jhme ein vngnaͤdig Geſicht gegeben/ vnd damit ſeine Vngnade
blicken laſſen/ hat er ſeine condition reſigniret vnd den Hoff bey Zeiten
verlaſſen. Eberhard. Weihe de Aulic. Politic. Axiom. 343. Wie der
Cardinal Granvellanus merckte daß ſeine groſſe Hoffgnade/ bey der Gu-
bernantin in Niederland/ Hertzogin von Parma durch der Staͤnde viel-
faͤltige Beſchuldigung vnd Anklage/ ſich jhrer Gewonheit nach enderte/
war er bereit den Hoff zeitlich zu quitiren, vnd ließ ſich daneben verneh-
men: Aulæ potentiam plus habere in fronte, quam in receſſu. Et huma-
na omnia reperiri plerumque minora dum poſſidentur, quam dum opta-
ta finguntur:
das iſt/ es waͤre mit der Hoff-vnd Herꝛngnade bewandt
wie mit andern Sachen dieſer eiteln Welt/ ſo lange man darnach ſtrebet
vnd trachtet/ kommen ſie einem viel groͤſſer vnd herꝛlicher in der Einbil-
dung vor/ als mans hernach wann man darzu gelanget/ im Werck be-(4) In au-
la, bello &
amore ra-
rò capitur
quod
quæritur.

finde. (4) Famian. Strad. de Bell. Belgic. lib. 4. p. 153. Ja ſie kan auch wol
einem ſchoͤnen Apffel der außwendig roth vnd fein/ inwendig gar wurm-
ſtichicht verglichen werdē. Gewiß iſt es wañ ein Herꝛ einmahl auff einen
Hoffdiener eine Vngnade geworffen/ iſt gleicher Danck/ vnd eben eins/
er mache es gut oder boͤſe. Ja es iſt alsdann wie man im Sprichwort ſa-
get. Gleiche viel/ ob einer in die Stube hofiehret oder ſie wider rein ma-
chet. Andere ſagen/ der Hoff ſey wie ein Huhre/ wird eines bald ſatt/ vnd
giebet einen vmb den andern. Aula velut meretrix, hunc nunc, nunc ſuſci-
pit illum. Et quem ſuſcepit, deiicit & reiicit. Johan. Leibi. in ſuis ſtuden-
tic. Apophtegmat.



AXIOMA C.
Beſtaͤndige vnd ſichere Herꝛngnade kompt von
Gott vnd wehret ſo lange als
Gott wil.

ALs der Prophet Daniel neben andern ſeinen Geſellen in die Ba-
byloniſche Gefaͤngnuß geriethe/ vnd jhrer vor andern hervor
leuchtender trefflichen qualitaͤten vnd Geſtalt halber an den Koͤni-
glichen Hoff Nebucadnezars zu mehrerer information vnd Auff-
wartung gebracht wahren/ meldet die Schrifft/ daß GOtt Daniel

Gnade
Fff
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[225/0411] Von dem weltlichen Stande. Als Hoſpinianus Koͤnig Carln deß IX. in Franckreich Cantzler vermercket/ daß der Koͤnig ſeiner auffrechten actionen vnd Rathſchlaͤge halber jhme ein vngnaͤdig Geſicht gegeben/ vnd damit ſeine Vngnade blicken laſſen/ hat er ſeine condition reſigniret vnd den Hoff bey Zeiten verlaſſen. Eberhard. Weihe de Aulic. Politic. Axiom. 343. Wie der Cardinal Granvellanus merckte daß ſeine groſſe Hoffgnade/ bey der Gu- bernantin in Niederland/ Hertzogin von Parma durch der Staͤnde viel- faͤltige Beſchuldigung vnd Anklage/ ſich jhrer Gewonheit nach enderte/ war er bereit den Hoff zeitlich zu quitiren, vnd ließ ſich daneben verneh- men: Aulæ potentiam plus habere in fronte, quam in receſſu. Et huma- na omnia reperiri plerumque minora dum poſſidentur, quam dum opta- ta finguntur: das iſt/ es waͤre mit der Hoff-vnd Herꝛngnade bewandt wie mit andern Sachen dieſer eiteln Welt/ ſo lange man darnach ſtrebet vnd trachtet/ kommen ſie einem viel groͤſſer vnd herꝛlicher in der Einbil- dung vor/ als mans hernach wann man darzu gelanget/ im Werck be- finde. (4) Famian. Strad. de Bell. Belgic. lib. 4. p. 153. Ja ſie kan auch wol einem ſchoͤnen Apffel der außwendig roth vnd fein/ inwendig gar wurm- ſtichicht verglichen werdē. Gewiß iſt es wañ ein Herꝛ einmahl auff einen Hoffdiener eine Vngnade geworffen/ iſt gleicher Danck/ vnd eben eins/ er mache es gut oder boͤſe. Ja es iſt alsdann wie man im Sprichwort ſa- get. Gleiche viel/ ob einer in die Stube hofiehret oder ſie wider rein ma- chet. Andere ſagen/ der Hoff ſey wie ein Huhre/ wird eines bald ſatt/ vnd giebet einen vmb den andern. Aula velut meretrix, hunc nunc, nunc ſuſci- pit illum. Et quem ſuſcepit, deiicit & reiicit. Johan. Leibi. in ſuis ſtuden- tic. Apophtegmat. (4) In au- la, bello & amore ra- rò capitur quod quæritur. AXIOMA C. Beſtaͤndige vnd ſichere Herꝛngnade kompt von Gott vnd wehret ſo lange als Gott wil. ALs der Prophet Daniel neben andern ſeinen Geſellen in die Ba- byloniſche Gefaͤngnuß geriethe/ vnd jhrer vor andern hervor leuchtender trefflichen qualitaͤten vnd Geſtalt halber an den Koͤni- glichen Hoff Nebucadnezars zu mehrerer information vnd Auff- wartung gebracht wahren/ meldet die Schrifft/ daß GOtt Daniel Gnade Fff

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/411>, abgerufen am 29.03.2024.