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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Das ander Buch/
Joch vber den Halß geworffen/ eine Provintz/ Königreich vnnd Land-
schafft nach der ander an sich gerissen/ vnnd also den Meister gespielet.
Durch gleiche Begebenheit haben sich die Gothen vnd Longobarden vor die-
sem deß Welsch Landes/ die Francken Franckreichs/ die Sachsen En-
gellandes bemächtiget/ wie Bodinus darvon weitleufftig discurriret. lib.
5. de Repub. c. 5. p. m. 901.

Es ist auch wol gewiß vnnd hat die Experientz die vorige vnd jtzige
Welt es gelehret/ daß selten ein fremb der Potentat einem zu Hülffe kom-
me/ wann er nicht seines eygenen Nutzens halber darzu mit bewogen
wird.

Es ist von glaubwürdigen referirt, als bey diesem nochwehrendem
Teutschen Kriege ein vornehmes Haupt deß Reichs gegen einen auß-
wertigen Potentaten/ deme er eine statliche Vestunge einraumen sollen/
erwehnet/ daß man jhme als einem Naheange wandten/ vnd deme man
als Freund zu Hülffe käme/ solches nicht zumuthen möchte/ jener geant-
wortet: Es hätte der Jacob dem Laban der Schaffe auch nicht vmb.
sonst gehütet/ darvon zu lesen im 1. Buch Mos. cap. 30. David begehrte
auch von dem Nabal eine Reutterzehrunge oder recompens, nurent
darumb/ daß seine deß Nabals Hirten von seinen Soldaten nicht ver-
höhnet/ jhnen nichtes genommen/ vnd also für sie Sicherheit gehabt. 1.
Samuel. cap. 25.



AXIOMA CXXXVIII.
Es gehen auch in rechtmässigen vnd billigen Kriegen
solche
Exorbitantien vnd Grawsamkeiten vor/
(1.) Adeo
abomi-
nanda res
bellum est,
ut etiam
bella justa,
quae vix
unquam
ram felici-
ter cedunt,
quin plus
adferant mali, quam boni detestanda & pro viribus fugienda Augustin. de civil.-
Dei. 19.
daran Gott einen grossen Eckel vnd Miß-
fallen hat.
(1.)

ES hatte zwar der König David das Zeugnuß in der Schrifft/
daß er deß Herren Krieg führete. 1. Samuel c. 25. v. 28. dannoch
als er auff Gutachten deß Propheten Nathans. 2. Sam. 7. v. 3.
sich fürnahm Gott ein Hauß zu bawen/ darin ruhen solte die Lade
deß Bundes deß Herren/ vnd ein Fußschemel den Füssen Gottes/ ließ
"jhme Gott durch gemelten Propheten Nathan sagen: Du solt meinem

Namen

Das ander Buch/
Joch vber den Halß geworffen/ eine Provintz/ Koͤnigreich vnnd Land-
ſchafft nach der ander an ſich geriſſen/ vnnd alſo den Meiſter geſpielet.
Durch gleiche Begebenheit haben ſich die Gothen vñ Longobardẽ vor die-
ſem deß Welſch Landes/ die Francken Franckreichs/ die Sachſen En-
gellandes bemaͤchtiget/ wie Bodinus darvon weitleufftig diſcurriret. lib.
5. de Repub. c. 5. p. m. 901.

Es iſt auch wol gewiß vnnd hat die Experientz die vorige vnd jtzige
Welt es gelehret/ daß ſelten ein fremb der Potentat einem zu Hülffe kom-
me/ wann er nicht ſeines eygenen Nutzens halber darzu mit bewogen
wird.

Es iſt von glaubwuͤrdigen referirt, als bey dieſem nochwehrendem
Teutſchen Kriege ein vornehmes Haupt deß Reichs gegen einen auß-
wertigen Potentaten/ deme er eine ſtatliche Veſtunge einraumen ſollen/
erwehnet/ daß man jhme als einem Naheange wandten/ vnd deme man
als Freund zu Huͤlffe kaͤme/ ſolches nicht zumuthen moͤchte/ jener geant-
wortet: Es haͤtte der Jacob dem Laban der Schaffe auch nicht vmb.
ſonſt gehütet/ darvon zu leſen im 1. Buch Moſ. cap. 30. David begehrte
auch von dem Nabal eine Reutterzehrunge oder recompens, nurent
darumb/ daß ſeine deß Nabals Hirten von ſeinen Soldaten nicht ver-
hoͤhnet/ jhnen nichtes genommen/ vnd alſo fuͤr ſie Sicherheit gehabt. 1.
Samuel. cap. 25.



AXIOMA CXXXVIII.
Es gehen auch in rechtmaͤſſigen vnd billigen Kriegen
ſolche
Exorbitantien vnd Grawſamkeiten vor/
(1.) Adeò
abomi-
nanda res
bellum eſt,
ut etiam
bella juſta,
quæ vix
unquam
ram felici-
ter cedunt,
quin plus
adferant mali, quam boni deteſtanda & pro viribus fugienda Auguſtin. de civil.-
Dei. 19.
daran Gott einen groſſen Eckel vnd Miß-
fallen hat.
(1.)

ES hatte zwar der Koͤnig David das Zeugnuß in der Schrifft/
daß er deß Herren Krieg fuͤhrete. 1. Samuel c. 25. v. 28. dannoch
als er auff Gutachten deß Propheten Nathans. 2. Sam. 7. v. 3.
ſich fuͤrnahm Gott ein Hauß zu bawen/ darin ruhen ſolte die Lade
deß Bundes deß Herren/ vnd ein Fußſchemel den Fuͤſſen Gottes/ ließ
‟jhme Gott durch gemelten Propheten Nathan ſagen: Du ſolt meinem

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[300/0478] Das ander Buch/ Joch vber den Halß geworffen/ eine Provintz/ Koͤnigreich vnnd Land- ſchafft nach der ander an ſich geriſſen/ vnnd alſo den Meiſter geſpielet. Durch gleiche Begebenheit haben ſich die Gothen vñ Longobardẽ vor die- ſem deß Welſch Landes/ die Francken Franckreichs/ die Sachſen En- gellandes bemaͤchtiget/ wie Bodinus darvon weitleufftig diſcurriret. lib. 5. de Repub. c. 5. p. m. 901. Es iſt auch wol gewiß vnnd hat die Experientz die vorige vnd jtzige Welt es gelehret/ daß ſelten ein fremb der Potentat einem zu Hülffe kom- me/ wann er nicht ſeines eygenen Nutzens halber darzu mit bewogen wird. Es iſt von glaubwuͤrdigen referirt, als bey dieſem nochwehrendem Teutſchen Kriege ein vornehmes Haupt deß Reichs gegen einen auß- wertigen Potentaten/ deme er eine ſtatliche Veſtunge einraumen ſollen/ erwehnet/ daß man jhme als einem Naheange wandten/ vnd deme man als Freund zu Huͤlffe kaͤme/ ſolches nicht zumuthen moͤchte/ jener geant- wortet: Es haͤtte der Jacob dem Laban der Schaffe auch nicht vmb. ſonſt gehütet/ darvon zu leſen im 1. Buch Moſ. cap. 30. David begehrte auch von dem Nabal eine Reutterzehrunge oder recompens, nurent darumb/ daß ſeine deß Nabals Hirten von ſeinen Soldaten nicht ver- hoͤhnet/ jhnen nichtes genommen/ vnd alſo fuͤr ſie Sicherheit gehabt. 1. Samuel. cap. 25. AXIOMA CXXXVIII. Es gehen auch in rechtmaͤſſigen vnd billigen Kriegen ſolche Exorbitantien vnd Grawſamkeiten vor/ daran Gott einen groſſen Eckel vnd Miß- fallen hat. (1.) ES hatte zwar der Koͤnig David das Zeugnuß in der Schrifft/ daß er deß Herren Krieg fuͤhrete. 1. Samuel c. 25. v. 28. dannoch als er auff Gutachten deß Propheten Nathans. 2. Sam. 7. v. 3. ſich fuͤrnahm Gott ein Hauß zu bawen/ darin ruhen ſolte die Lade deß Bundes deß Herren/ vnd ein Fußſchemel den Fuͤſſen Gottes/ ließ ‟jhme Gott durch gemelten Propheten Nathan ſagen: Du ſolt meinem Namen

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/478>, abgerufen am 20.04.2024.