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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Von dem Hauß-vnd Ehestande.


AXIOMA XI.
Schmincken/ mit Farben/ Olitäten seine Gestalt vnd
Angesicht zu ziehren/ stehet Gottseeligen vnd
frommen Frawen vnnd Jungfrawen
nicht wol an.

ES ist nichts newes in der Welt daß sich das Frawenzimmer schminckt/
GOtt der HErr klaget darüber vnterschiedlich bey den Propheten bey dem
Esaia spricht er: Darumb daß die Töcher Zion so stoltz seynd/ vnnd gehen
mit auff gerichtetem Halse/ mit geschminckten Angesichten/etc. wolle er den
Scheitel der Töchter Zion kahl machen vnnd jhr Geschmeide wegnehmen Esai.
Cap. 3. v. 16. als Jehu von GOtt zum König gesetzet vnd zu Jesreel einzoge/ meldet
die Schrifft/ daß die Gottlose Königin Jesabel jhr Angesicht geschmincket vnnd jhr
Haupt geschmucket/ aber sie ward gar bald vber Halß vnd Kopff/ mit jhrem ge-
schmincktem Angesicht/ zum Fenster herauß gestürtzet/ vnnd jhr Aaß so jämmerlich
zugerichtet/ wie das Koth/ daß man nichtes mehr davon gefunden als die Scheitel
im andern Buch der König. Cap. 9. v. 30. & seqq. Hat nun GOtt die Töchter
Zion darumb gestraffet/ so wird ers andern nicht schencken. GOtt hat einem jeden
eine Gestalt gegeben wie er gewolt. Du wahrest/ spricht David zu dem HErren/
vber mir in Mutterleibe/ daß ich wunderbarlich gemachet bin. Meine Gebeine wa-
ren dir nicht verholen/ da ich im verborgen gemachet ward/ da ich gebildet ward vnten
in der Erde Psalm 139. Hat nun GOtt einen jeden Menschen im verborgen vnd in
Mutterleibe gebildet wie er seyn sol/ so ist gewisse/ daß der so sich anders durch
Schmincke vnd dergleichen Dingt ziehren vnd schmücken wil/ seinen Schöpffer zu
reformiren gedencket/ welches nicht von GOtt sondern von dem leydigen Teuffel/
der da GOttes Affe ist vnd in allem gern nach gaffen wil vmb die Leuthe von GOtt
jhrem Schöpffer ab vnd an sich zuziehen/ herrühret. Es ist auch ein leichtfertig
Gemüthe darauß zuspühren/ daß man durch falschen gemachten Schein/ jemande
zu vnkeuscher Brunst reitzen vnd bewegen wil. Ja sie verderben entlich damit
jhre natürliche schöne Haut vnd Haar/ inficiren vnnd vergifften gleichsam jhren
gesunden Leib daß sie endlich gar heßlich vnnd vngesund werden/ wie solches die Er-
fahrung bezeuget. (Color arte compositus, inquinat corpus, non mutat.) vid.
Drexeli. in Trisinegilt lib. 3. de corpor. cult. Cap. 5. ubi multis. dislerit.
Daß sich das
Frawenzimmer/ reinlich/ net vnnd sauber hält/ aber doch seine eusserliche Gestalt

lässet
d
Von dem Hauß-vnd Eheſtande.


AXIOMA XI.
Schmincken/ mit Farben/ Olitaͤten ſeine Geſtalt vnd
Angeſicht zu ziehren/ ſtehet Gottſeeligen vnd
frommen Frawen vnnd Jungfrawen
nicht wol an.

ES iſt nichts newes in der Welt daß ſich das Frawenzimmer ſchminckt/
GOtt der HErꝛ klaget daruͤber vnterſchiedlich bey den Propheten bey dem
Eſaia ſpricht er: Darumb daß die Toͤcher Zion ſo ſtoltz ſeynd/ vnnd gehen
mit auff gerichtetem Halſe/ mit geſchminckten Angeſichten/ꝛc. wolle er den
Scheitel der Toͤchter Zion kahl machen vnnd jhr Geſchmeide wegnehmen Eſai.
Cap. 3. v. 16. als Jehu von GOtt zum Koͤnig geſetzet vnd zu Jeſreel einzoge/ meldet
die Schrifft/ daß die Gottloſe Koͤnigin Jeſabel jhr Angeſicht geſchmincket vnnd jhr
Haupt geſchmucket/ aber ſie ward gar bald vber Halß vnd Kopff/ mit jhrem ge-
ſchmincktem Angeſicht/ zum Fenſter herauß geſtuͤrtzet/ vnnd jhr Aaß ſo jaͤmmerlich
zugerichtet/ wie das Koth/ daß man nichtes mehr davon gefunden als die Scheitel
im andern Buch der Koͤnig. Cap. 9. v. 30. & ſeqq. Hat nun GOtt die Toͤchter
Zion darumb geſtraffet/ ſo wird ers andern nicht ſchencken. GOtt hat einem jeden
eine Geſtalt gegeben wie er gewolt. Du wahreſt/ ſpricht David zu dem HErꝛen/
vber mir in Mutterleibe/ daß ich wunderbarlich gemachet bin. Meine Gebeine wa-
ren dir nicht verholen/ da ich im verborgen gemachet ward/ da ich gebildet ward vnten
in der Erde Pſalm 139. Hat nun GOtt einen jeden Menſchen im verborgen vnd in
Mutterleibe gebildet wie er ſeyn ſol/ ſo iſt gewiſſe/ daß der ſo ſich anders durch
Schmincke vnd dergleichen Dingt ziehren vnd ſchmuͤcken wil/ ſeinen Schoͤpffer zu
reformiren gedencket/ welches nicht von GOtt ſondern von dem leydigen Teuffel/
der da GOttes Affe iſt vnd in allem gern nach gaffen wil vmb die Leuthe von GOtt
jhrem Schoͤpffer ab vnd an ſich zuziehen/ herꝛuͤhret. Es iſt auch ein leichtfertig
Gemuͤthe darauß zuſpuͤhren/ daß man durch falſchen gemachten Schein/ jemande
zu vnkeuſcher Brunſt reitzen vnd bewegen wil. Ja ſie verderben entlich damit
jhre natuͤrliche ſchoͤne Haut vnd Haar/ inficiren vnnd vergifften gleichſam jhren
geſunden Leib daß ſie endlich gar heßlich vnnd vngeſund werden/ wie ſolches die Er-
fahrung bezeuget. (Color arte compoſitus, inquinat corpus, non mutat.) vid.
Drexeli. in Triſinegilt lib. 3. de corpor. cult. Cap. 5. ubi multis. diſlerit.
Daß ſich das
Frawenzimmer/ reinlich/ net vnnd ſauber haͤlt/ aber doch ſeine euſſerliche Geſtalt

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[25/0659] Von dem Hauß-vnd Eheſtande. AXIOMA XI. Schmincken/ mit Farben/ Olitaͤten ſeine Geſtalt vnd Angeſicht zu ziehren/ ſtehet Gottſeeligen vnd frommen Frawen vnnd Jungfrawen nicht wol an. ES iſt nichts newes in der Welt daß ſich das Frawenzimmer ſchminckt/ GOtt der HErꝛ klaget daruͤber vnterſchiedlich bey den Propheten bey dem Eſaia ſpricht er: Darumb daß die Toͤcher Zion ſo ſtoltz ſeynd/ vnnd gehen mit auff gerichtetem Halſe/ mit geſchminckten Angeſichten/ꝛc. wolle er den Scheitel der Toͤchter Zion kahl machen vnnd jhr Geſchmeide wegnehmen Eſai. Cap. 3. v. 16. als Jehu von GOtt zum Koͤnig geſetzet vnd zu Jeſreel einzoge/ meldet die Schrifft/ daß die Gottloſe Koͤnigin Jeſabel jhr Angeſicht geſchmincket vnnd jhr Haupt geſchmucket/ aber ſie ward gar bald vber Halß vnd Kopff/ mit jhrem ge- ſchmincktem Angeſicht/ zum Fenſter herauß geſtuͤrtzet/ vnnd jhr Aaß ſo jaͤmmerlich zugerichtet/ wie das Koth/ daß man nichtes mehr davon gefunden als die Scheitel im andern Buch der Koͤnig. Cap. 9. v. 30. & ſeqq. Hat nun GOtt die Toͤchter Zion darumb geſtraffet/ ſo wird ers andern nicht ſchencken. GOtt hat einem jeden eine Geſtalt gegeben wie er gewolt. Du wahreſt/ ſpricht David zu dem HErꝛen/ vber mir in Mutterleibe/ daß ich wunderbarlich gemachet bin. Meine Gebeine wa- ren dir nicht verholen/ da ich im verborgen gemachet ward/ da ich gebildet ward vnten in der Erde Pſalm 139. Hat nun GOtt einen jeden Menſchen im verborgen vnd in Mutterleibe gebildet wie er ſeyn ſol/ ſo iſt gewiſſe/ daß der ſo ſich anders durch Schmincke vnd dergleichen Dingt ziehren vnd ſchmuͤcken wil/ ſeinen Schoͤpffer zu reformiren gedencket/ welches nicht von GOtt ſondern von dem leydigen Teuffel/ der da GOttes Affe iſt vnd in allem gern nach gaffen wil vmb die Leuthe von GOtt jhrem Schoͤpffer ab vnd an ſich zuziehen/ herꝛuͤhret. Es iſt auch ein leichtfertig Gemuͤthe darauß zuſpuͤhren/ daß man durch falſchen gemachten Schein/ jemande zu vnkeuſcher Brunſt reitzen vnd bewegen wil. Ja ſie verderben entlich damit jhre natuͤrliche ſchoͤne Haut vnd Haar/ inficiren vnnd vergifften gleichſam jhren geſunden Leib daß ſie endlich gar heßlich vnnd vngeſund werden/ wie ſolches die Er- fahrung bezeuget. (Color arte compoſitus, inquinat corpus, non mutat.) vid. Drexeli. in Triſinegilt lib. 3. de corpor. cult. Cap. 5. ubi multis. diſlerit. Daß ſich das Frawenzimmer/ reinlich/ net vnnd ſauber haͤlt/ aber doch ſeine euſſerliche Geſtalt laͤſſet d

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/659>, abgerufen am 25.04.2024.