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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Das dritte Buch/
aber auch mit diesem Vnterschied zuverstehen/ dafern der Obrigkeit Befehl nicht
wider GOtt/ die Liebe deß Nechsten vnd das Gewissen lieffe/ dann widriges Falls
ist man der Obrigkeit keinen Gehorsam zu leisten schüldig/ wie droben im 2. Buch
Axiom. 25. weit leufftig auß der Schrifft behauptet/ vnnd wäre auch solches Falles
frommer Eltern trewe Warnung den Obrigkeitlichen Befehlichen vorzuziehen.
Als der grawsame wütrige Tyrann Antiochus die sieben Brüder Macchabeer in
Gegenwart der Mutter martern/ peinigen vnd darumb tödten ließ/ daß sie nicht
wider Gottes Gesetz vnd jhr Gewissen handeln vnnd jhme darin Gehorsam leysten
wolten/ seynd sie von der Mutter wider deß Tyrannischen Königs Gebott strack
animirt, getröstet vnd mit diesen Worten ermahnet: Jch bin ja ewre Mutter vnd
habe euch gebohren/ aber den Athem vnnd das Leben habe ich euch nicht gegeben/
noch ewre Gliedmaß also gemachet/ darumb so wird der/ der die Welt vnnd alle
Menschen geschaffenhat/ euch den Athem vnnd das Leben gnädiglich wider geben/
wie jhrs jetz vmb seines Gesetzes willen waget vnnd fahren lasset/ im 2. Buch der
Macchab. Cap. 7. v. 22. in diesem Fall haben die Söhne recht vnd wol gethan/
daß sie der Mutter Vermahnung den Gottlosen Gebotten deß Königs vorge-
zogen.



AXIOMA XXXI.
Ausser der Ehe erzeugete Kinder/ gerathen ins
gemein vbel/ zu weilen aber auch wol.

WEil der Ehestand von GOtt vornemblich zur Kinderzucht vnnd Ver-
mehrung deß Menschlichen Geschlechtes eingesetzet/ hat er auch densel-
ben vnnd darauß entstehende Prolification vnnd Kinderzucht sonderlich
gesegnet/ vnnd hasset hingegen alle vnordentliche Vermischungen/ dero-
wegen darbey kein Seegen noch gutes Gedeyen zuerwarten. Hiervon redet die
Weißheit Salomonis also: Was auß der Hurerey gepflantzet wird/ das wird
nicht tieff wurtzeln/ noch gewissen Grund setzen. Vnd ob sie eine Zeitlang an den
Zweigen grünen/ werden sie/ weil sie gar lose stehen/ vom Winde beweget/ vnd von
starcken Winden außgerottet. Dann die Kinder so auß vnehelichen Beyschlaff
gebohren/ müssen zeugen von der Boßheit wider die Eltern/ wann man sie fraget/
im Buch der Weißheit Cap. 3. dahero auch in dem Levitischen Ceremonial Gesetze/
die Huren Kinder auß der Gemein der Priester geschlossen auch nach dem zehenden
Glied. Jm 5. Buch Mos. Cap. 23 v. 2. Wie aber deme/ so bezeugen die Exempel

H. Schrifft/

Das dritte Buch/
aber auch mit dieſem Vnterſchied zuverſtehen/ dafern der Obrigkeit Befehl nicht
wider GOtt/ die Liebe deß Nechſten vnd das Gewiſſen lieffe/ dann widriges Falls
iſt man der Obrigkeit keinen Gehorſam zu leiſten ſchuͤldig/ wie droben im 2. Buch
Axiom. 25. weit leufftig auß der Schrifft behauptet/ vnnd waͤre auch ſolches Falles
frommer Eltern trewe Warnung den Obrigkeitlichen Befehlichen vorzuziehen.
Als der grawſame wuͤtrige Tyrann Antiochus die ſieben Brüder Macchabeer in
Gegenwart der Mutter martern/ peinigen vnd darumb toͤdten ließ/ daß ſie nicht
wider Gottes Geſetz vnd jhr Gewiſſen handeln vnnd jhme darin Gehorſam leyſten
wolten/ ſeynd ſie von der Mutter wider deß Tyranniſchen Koͤnigs Gebott ſtrack
animirt, getroͤſtet vnd mit dieſen Worten ermahnet: Jch bin ja ewre Mutter vnd
habe euch gebohren/ aber den Athem vnnd das Leben habe ich euch nicht gegeben/
noch ewre Gliedmaß alſo gemachet/ darumb ſo wird der/ der die Welt vnnd alle
Menſchen geſchaffenhat/ euch den Athem vnnd das Leben gnaͤdiglich wider geben/
wie jhrs jetz vmb ſeines Geſetzes willen waget vnnd fahren laſſet/ im 2. Buch der
Macchab. Cap. 7. v. 22. in dieſem Fall haben die Soͤhne recht vnd wol gethan/
daß ſie der Mutter Vermahnung den Gottloſen Gebotten deß Koͤnigs vorge-
zogen.



AXIOMA XXXI.
Auſſer der Ehe erzeugete Kinder/ gerathen ins
gemein vbel/ zu weilen aber auch wol.

WEil der Eheſtand von GOtt vornemblich zur Kinderzucht vnnd Ver-
mehrung deß Menſchlichen Geſchlechtes eingeſetzet/ hat er auch denſel-
ben vnnd darauß entſtehende Prolification vnnd Kinderzucht ſonderlich
geſegnet/ vnnd haſſet hingegen alle vnordentliche Vermiſchungen/ dero-
wegen darbey kein Seegen noch gutes Gedeyen zuerwarten. Hiervon redet die
Weißheit Salomonis alſo: Was auß der Hurerey gepflantzet wird/ das wird
nicht tieff wurtzeln/ noch gewiſſen Grund ſetzen. Vnd ob ſie eine Zeitlang an den
Zweigen gruͤnen/ werden ſie/ weil ſie gar loſe ſtehen/ vom Winde beweget/ vnd von
ſtarcken Winden außgerottet. Dann die Kinder ſo auß vnehelichen Beyſchlaff
gebohren/ müſſen zeugen von der Boßheit wider die Eltern/ wann man ſie fraget/
im Buch der Weißheit Cap. 3. dahero auch in dem Levitiſchen Ceremonial Geſetze/
die Huren Kinder auß der Gemein der Prieſter geſchloſſen auch nach dem zehenden
Glied. Jm 5. Buch Moſ. Cap. 23 v. 2. Wie aber deme/ ſo bezeugen die Exempel

H. Schrifft/
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[62/0696] Das dritte Buch/ aber auch mit dieſem Vnterſchied zuverſtehen/ dafern der Obrigkeit Befehl nicht wider GOtt/ die Liebe deß Nechſten vnd das Gewiſſen lieffe/ dann widriges Falls iſt man der Obrigkeit keinen Gehorſam zu leiſten ſchuͤldig/ wie droben im 2. Buch Axiom. 25. weit leufftig auß der Schrifft behauptet/ vnnd waͤre auch ſolches Falles frommer Eltern trewe Warnung den Obrigkeitlichen Befehlichen vorzuziehen. Als der grawſame wuͤtrige Tyrann Antiochus die ſieben Brüder Macchabeer in Gegenwart der Mutter martern/ peinigen vnd darumb toͤdten ließ/ daß ſie nicht wider Gottes Geſetz vnd jhr Gewiſſen handeln vnnd jhme darin Gehorſam leyſten wolten/ ſeynd ſie von der Mutter wider deß Tyranniſchen Koͤnigs Gebott ſtrack animirt, getroͤſtet vnd mit dieſen Worten ermahnet: Jch bin ja ewre Mutter vnd habe euch gebohren/ aber den Athem vnnd das Leben habe ich euch nicht gegeben/ noch ewre Gliedmaß alſo gemachet/ darumb ſo wird der/ der die Welt vnnd alle Menſchen geſchaffenhat/ euch den Athem vnnd das Leben gnaͤdiglich wider geben/ wie jhrs jetz vmb ſeines Geſetzes willen waget vnnd fahren laſſet/ im 2. Buch der Macchab. Cap. 7. v. 22. in dieſem Fall haben die Soͤhne recht vnd wol gethan/ daß ſie der Mutter Vermahnung den Gottloſen Gebotten deß Koͤnigs vorge- zogen. AXIOMA XXXI. Auſſer der Ehe erzeugete Kinder/ gerathen ins gemein vbel/ zu weilen aber auch wol. WEil der Eheſtand von GOtt vornemblich zur Kinderzucht vnnd Ver- mehrung deß Menſchlichen Geſchlechtes eingeſetzet/ hat er auch denſel- ben vnnd darauß entſtehende Prolification vnnd Kinderzucht ſonderlich geſegnet/ vnnd haſſet hingegen alle vnordentliche Vermiſchungen/ dero- wegen darbey kein Seegen noch gutes Gedeyen zuerwarten. Hiervon redet die Weißheit Salomonis alſo: Was auß der Hurerey gepflantzet wird/ das wird nicht tieff wurtzeln/ noch gewiſſen Grund ſetzen. Vnd ob ſie eine Zeitlang an den Zweigen gruͤnen/ werden ſie/ weil ſie gar loſe ſtehen/ vom Winde beweget/ vnd von ſtarcken Winden außgerottet. Dann die Kinder ſo auß vnehelichen Beyſchlaff gebohren/ müſſen zeugen von der Boßheit wider die Eltern/ wann man ſie fraget/ im Buch der Weißheit Cap. 3. dahero auch in dem Levitiſchen Ceremonial Geſetze/ die Huren Kinder auß der Gemein der Prieſter geſchloſſen auch nach dem zehenden Glied. Jm 5. Buch Moſ. Cap. 23 v. 2. Wie aber deme/ ſo bezeugen die Exempel H. Schrifft/

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/696>, abgerufen am 18.04.2024.