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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Das dritte Buch/


AXIOMA LVI.
Durch Gottloß vnordentlich Wesen/ auch Ver-
messenheit kan der Mensche das gesetzte

(1) Deus
constituit
hon ini
terminum,
quem praeterire non potest, ita tamen moderatur vitae humanae cursum atque exitum Divina
Providenria, ut causas secundas nec excludat, nec ad eas sit alligata. Acterminus vitae certus
quidem est, nec tamen Parcarum quadam Lege & Stoica necessitate absolutus D. Gerhard.
Aphorism. Theol. 51. 52. & 54. Cap.
6.
Ziehl seines Lebens ver-
rücken.
(1)

DIeses ist zwar gewiß/ daß ein jeder Mensch seine bestimbte Zeit
habe/ vnd die Zahl seiner Monde bey GOtt stehen der einem
jeden sein Ziehl gesetzet/ das er nicht vber gehen wird/ nach dem
Außspruch Hiobs/ Cap. 14. v. 5. Syrach Cap. 37. Er hat alle
vnsere Tage auff sein Buch geschrieben/ Psalm. 139. v. 16. keiner kan
darvon noch darzu thun. Vnd vnsere Zeit stehet in seinen Händen/
Psalm. 31. v. 15. Dannoch ist fürs erste GOtt selber daran nicht gebunden
der die Tage der Gottseligen verlängern/ vnd sie mit langem Leben sätti-
gen kan vnd wil nach dem 91. Psalm. v. ult. gestalter dann dem König
Hißkia auff sein einbrünstiges Gebett/ fünffzehen Jahre zugesetzet vnd
das gesteckte Ziehl weit er fortgerucket/ im 2. Buch der König. Cap. 20.
v. 6. Gasi Cap. 38. v. 5. Die Furcht deß HErren mehret die Tage/
aber die Jahre daß Gottlosen werden verkürtzet/ lehret Salomon in sei-
nen Spricktwörtern Cap. 10. v. 27. Ja GOtt verkürtzet die Zeit jhrer
Jugend. Psalm. 89. v. 4. 6. Also ward Ger deß Juda ältister Sohn
seiner Boßheit vnnd vbelen Verhaltens halber in seiner Jugendt von
dem HErrn getödtet vnd sein gesetztes Ziehl/ welchem nach er lange leben
können verkürtzet/ 1. Mos. Cap. 38 v. 7. vnd müssen die Blutgierigen vnd
Falschen jhr Leben nicht zur helffte bringen/ Psal. 55. v 24.

Dahero der König David vmb Verlengerung seines Lebens GOtt
anruffet/ vnd spricht; Jch wil HErr ruffen zu dir/ dem HErren
wil ich flehen/ was ist Nutz an meinem Blut wann ich todt bin? Psal.

30. v. 9. 10.
Das dritte Buch/


AXIOMA LVI.
Durch Gottloß vnordentlich Weſen/ auch Ver-
meſſenheit kan der Menſche das geſetzte

(1) Deus
conſtituit
hon ini
terminum,
quem præterire non poteſt, ita tamen moderatur vitæ humanæ curſum atque exitum Divina
Providenria, ut cauſas ſecundas nec excludat, nec ad eas ſit alligata. Acterminus vitæ certus
quidem eſt, nec tamen Parcarum quadam Lege & Stoica neceſſitate abſolutus D. Gerhard.
Aphoriſm. Theol. 51. 52. & 54. Cap.
6.
Ziehl ſeines Lebens ver-
ꝛuͤcken.
(1)

DIeſes iſt zwar gewiß/ daß ein jeder Menſch ſeine beſtimbte Zeit
habe/ vnd die Zahl ſeiner Monde bey GOtt ſtehen der einem
jeden ſein Ziehl geſetzet/ das er nicht vber gehen wird/ nach dem
Außſpruch Hiobs/ Cap. 14. v. 5. Syrach Cap. 37. Er hat alle
vnſere Tage auff ſein Buch geſchrieben/ Pſalm. 139. v. 16. keiner kan
darvon noch darzu thun. Vnd vnſere Zeit ſtehet in ſeinen Haͤnden/
Pſalm. 31. v. 15. Dannoch iſt fuͤrs erſte GOtt ſelber daran nicht gebunden
der die Tage der Gottſeligen verlaͤngern/ vnd ſie mit langem Leben ſaͤtti-
gen kan vnd wil nach dem 91. Pſalm. v. ult. geſtalter dann dem Koͤnig
Hißkia auff ſein einbruͤnſtiges Gebett/ fuͤnffzehen Jahre zugeſetzet vnd
das geſteckte Ziehl weit er fortgerucket/ im 2. Buch der Koͤnig. Cap. 20.
v. 6. Gaſi Cap. 38. v. 5. Die Furcht deß HErren mehret die Tage/
aber die Jahre daß Gottloſen werden verkuͤrtzet/ lehret Salomon in ſei-
nen Spricktwoͤrtern Cap. 10. v. 27. Ja GOtt verkuͤrtzet die Zeit jhrer
Jugend. Pſalm. 89. v. 4. 6. Alſo ward Ger deß Juda aͤltiſter Sohn
ſeiner Boßheit vnnd vbelen Verhaltens halber in ſeiner Jugendt von
dem HErꝛn getoͤdtet vnd ſein geſetztes Ziehl/ welchem nach er lange leben
koͤnnen verkuͤrtzet/ 1. Moſ. Cap. 38 v. 7. vnd muͤſſen die Blutgierigen vnd
Falſchen jhr Leben nicht zur helffte bringen/ Pſal. 55. v 24.

Dahero der Koͤnig David vmb Verlengerung ſeines Lebens GOtt
anruffet/ vnd ſpricht; Jch wil HErr ruffen zu dir/ dem HErren
wil ich flehen/ was iſt Nutz an meinem Blut wann ich todt bin? Pſal.

30. v. 9. 10.
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[114/0748] Das dritte Buch/ AXIOMA LVI. Durch Gottloß vnordentlich Weſen/ auch Ver- meſſenheit kan der Menſche das geſetzte Ziehl ſeines Lebens ver- ꝛuͤcken. (1) DIeſes iſt zwar gewiß/ daß ein jeder Menſch ſeine beſtimbte Zeit habe/ vnd die Zahl ſeiner Monde bey GOtt ſtehen der einem jeden ſein Ziehl geſetzet/ das er nicht vber gehen wird/ nach dem Außſpruch Hiobs/ Cap. 14. v. 5. Syrach Cap. 37. Er hat alle vnſere Tage auff ſein Buch geſchrieben/ Pſalm. 139. v. 16. keiner kan darvon noch darzu thun. Vnd vnſere Zeit ſtehet in ſeinen Haͤnden/ Pſalm. 31. v. 15. Dannoch iſt fuͤrs erſte GOtt ſelber daran nicht gebunden der die Tage der Gottſeligen verlaͤngern/ vnd ſie mit langem Leben ſaͤtti- gen kan vnd wil nach dem 91. Pſalm. v. ult. geſtalter dann dem Koͤnig Hißkia auff ſein einbruͤnſtiges Gebett/ fuͤnffzehen Jahre zugeſetzet vnd das geſteckte Ziehl weit er fortgerucket/ im 2. Buch der Koͤnig. Cap. 20. v. 6. Gaſi Cap. 38. v. 5. Die Furcht deß HErren mehret die Tage/ aber die Jahre daß Gottloſen werden verkuͤrtzet/ lehret Salomon in ſei- nen Spricktwoͤrtern Cap. 10. v. 27. Ja GOtt verkuͤrtzet die Zeit jhrer Jugend. Pſalm. 89. v. 4. 6. Alſo ward Ger deß Juda aͤltiſter Sohn ſeiner Boßheit vnnd vbelen Verhaltens halber in ſeiner Jugendt von dem HErꝛn getoͤdtet vnd ſein geſetztes Ziehl/ welchem nach er lange leben koͤnnen verkuͤrtzet/ 1. Moſ. Cap. 38 v. 7. vnd muͤſſen die Blutgierigen vnd Falſchen jhr Leben nicht zur helffte bringen/ Pſal. 55. v 24. Dahero der Koͤnig David vmb Verlengerung ſeines Lebens GOtt anruffet/ vnd ſpricht; Jch wil HErr ruffen zu dir/ dem HErren wil ich flehen/ was iſt Nutz an meinem Blut wann ich todt bin? Pſal. 30. v. 9. 10.

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/748>, abgerufen am 19.04.2024.