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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Christo? Summa/ die Papisten an den Evangelischen Grentzen/ machens wie jenes Thier mit Nahmen Chamaeleon/ welches/ wie der Wind wehet/ darnach ändert es seine eusserliche Farbe: Also die Papisten/ weilen sie sich ihrer allzu groben Lehr allgemach schämen/ so änderen sie ihren eusserlichen Schein nach dem Evangelischen Himmel: Aber dannoch/ ob sie schon tausend mahl sagen/ sie erkennen keinen anderen Mittler als Christum/ auch kein ander Verdienst/ als das Verdienst Christi/ so eussert sich doch das Wieder-Spiel in allen ihren Wercken. Wann sie demnach sagen/ Christus ist mein eintziger Mittler/ das Verdienst Christi ist mein eintziger Trost und Zuversicht/ ists doch eben so viel/ als wann eine Ehe-Frau sägte: Mein Ehe-Herr ist mein eintziger Schatz/ und würde aber darneben bey einem Ehebrecher im Huren-Bett erwischet. Weilen demnach diese Treu-lose Mutter die Römische Kirche das Verdienst Christi und das hertzliche Vertrauen zu ihm/ dem eintzigen Bräutigam der wahren Kirchen/ verlassen hat/ und durch Treu-lose Hurerey sich von ihm abgewendet/ so scheide ich mich auch mit gutem Gewissen von ihr/ nach dem Naht GOttes Oseae 2. v. 2. Sprechet das Urtheil über eure Mutter/ sie seye nicht mein Weib/ und ich will sie nicht haben: Heisset sie ihre Hurerey von ihr weg thun/ und das Hertz eintzig und allein zu Christo wenden.

Diß ist nun der Glaube/ in welchem ich entschlossen bin/ mit überführtem und ruhigen Gewissen/ freudig für GOtt zu treten. Und ob ich schon weiß/ daß dieser Evangelische und Apostolisch-Catholische Glaube in viele tausend Hertzen ausgebreitet ist/ und die Güte GOttes nicht gestattet/ daß selbiger nur allein in eines eintzigen Menschens Hertzen auf Erden sich befinde: Gesetzet dannoch/ es wäre kein Mensch neben mir desselbigen Glaubens / so wolte ich doch und könte auch nicht diese erkannte Warheiten fahren lassen: Sondern wolte lieber das Leben/ als diß edle Glaubens-Licht daran strecken. Verfluche demnach und bereue von Hertzen mein Sündiges/ mit vielen Greuelen im Pabstum überhäufftes Leben/ und duncke meine Feder in die bluhtige Seiten meines gemarterten JEsu/ und ziehe mit dieser kostbaren Purpur-Farbe einen Strich durch alle meine ärgerliche/ im Pabstum gegen die Evangelische Warheit ausgesprengte Schrifften: Verhoffe auch mit Paulo Coloss. 2. v. 14. GOtt werde die Handschrifft/ so wider mich ist/ und den grossen Schulden-Brieff meiner Sünden an sein H. Creutz hefften und vertilgen: Mir auch seine kräfftige Gnade ertheilen / daß ich den übel-eingerichteten Lauff meines vorigen Lebens ersetze mit einem besseren und seeligem ENDE.

Christo? Summa/ die Papisten an den Evangelischen Grentzen/ machens wie jenes Thier mit Nahmen Chamaeleon/ welches/ wie der Wind wehet/ darnach ändert es seine eusserliche Farbe: Also die Papisten/ weilen sie sich ihrer allzu groben Lehr allgemach schämen/ so änderen sie ihren eusserlichen Schein nach dem Evangelischen Himmel: Aber dannoch/ ob sie schon tausend mahl sagen/ sie erkennen keinen anderen Mittler als Christum/ auch kein ander Verdienst/ als das Verdienst Christi/ so eussert sich doch das Wieder-Spiel in allen ihren Wercken. Wann sie demnach sagen/ Christus ist mein eintziger Mittler/ das Verdienst Christi ist mein eintziger Trost und Zuversicht/ ists doch eben so viel/ als wann eine Ehe-Frau sägte: Mein Ehe-Herr ist mein eintziger Schatz/ und würde aber darneben bey einem Ehebrecher im Huren-Bett erwischet. Weilen demnach diese Treu-lose Mutter die Römische Kirche das Verdienst Christi und das hertzliche Vertrauen zu ihm/ dem eintzigen Bräutigam der wahren Kirchen/ verlassen hat/ und durch Treu-lose Hurerey sich von ihm abgewendet/ so scheide ich mich auch mit gutem Gewissen von ihr/ nach dem Naht GOttes Oseae 2. v. 2. Sprechet das Urtheil über eure Mutter/ sie seye nicht mein Weib/ und ich will sie nicht haben: Heisset sie ihre Hurerey von ihr weg thun/ und das Hertz eintzig und allein zu Christo wenden.

Diß ist nun der Glaube/ in welchem ich entschlossen bin/ mit überführtem und ruhigen Gewissen/ freudig für GOtt zu treten. Und ob ich schon weiß/ daß dieser Evangelische und Apostolisch-Catholische Glaube in viele tausend Hertzen ausgebreitet ist/ und die Güte GOttes nicht gestattet/ daß selbiger nur allein in eines eintzigen Menschens Hertzen auf Erden sich befinde: Gesetzet dannoch/ es wäre kein Mensch neben mir desselbigen Glaubens / so wolte ich doch und könte auch nicht diese erkannte Warheiten fahren lassen: Sondern wolte lieber das Leben/ als diß edle Glaubens-Licht daran strecken. Verfluche demnach und bereue von Hertzen mein Sündiges/ mit vielen Greuelen im Pabstum überhäufftes Leben/ und duncke meine Feder in die bluhtige Seiten meines gemarterten JEsu/ und ziehe mit dieser kostbaren Purpur-Farbe einen Strich durch alle meine ärgerliche/ im Pabstum gegen die Evangelische Warheit ausgesprengte Schrifften: Verhoffe auch mit Paulo Coloss. 2. v. 14. GOtt werde die Handschrifft/ so wider mich ist/ und den grossen Schulden-Brieff meiner Sünden an sein H. Creutz hefften und vertilgen: Mir auch seine kräfftige Gnade ertheilen / daß ich den übel-eingerichteten Lauff meines vorigen Lebens ersetze mit einem besseren und seeligem ENDE.

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[220/0520] Christo? Summa/ die Papisten an den Evangelischen Grentzen/ machens wie jenes Thier mit Nahmen Chamaeleon/ welches/ wie der Wind wehet/ darnach ändert es seine eusserliche Farbe: Also die Papisten/ weilen sie sich ihrer allzu groben Lehr allgemach schämen/ so änderen sie ihren eusserlichen Schein nach dem Evangelischen Himmel: Aber dannoch/ ob sie schon tausend mahl sagen/ sie erkennen keinen anderen Mittler als Christum/ auch kein ander Verdienst/ als das Verdienst Christi/ so eussert sich doch das Wieder-Spiel in allen ihren Wercken. Wann sie demnach sagen/ Christus ist mein eintziger Mittler/ das Verdienst Christi ist mein eintziger Trost und Zuversicht/ ists doch eben so viel/ als wann eine Ehe-Frau sägte: Mein Ehe-Herr ist mein eintziger Schatz/ und würde aber darneben bey einem Ehebrecher im Huren-Bett erwischet. Weilen demnach diese Treu-lose Mutter die Römische Kirche das Verdienst Christi und das hertzliche Vertrauen zu ihm/ dem eintzigen Bräutigam der wahren Kirchen/ verlassen hat/ und durch Treu-lose Hurerey sich von ihm abgewendet/ so scheide ich mich auch mit gutem Gewissen von ihr/ nach dem Naht GOttes Oseae 2. v. 2. Sprechet das Urtheil über eure Mutter/ sie seye nicht mein Weib/ und ich will sie nicht haben: Heisset sie ihre Hurerey von ihr weg thun/ und das Hertz eintzig und allein zu Christo wenden. Diß ist nun der Glaube/ in welchem ich entschlossen bin/ mit überführtem und ruhigen Gewissen/ freudig für GOtt zu treten. Und ob ich schon weiß/ daß dieser Evangelische und Apostolisch-Catholische Glaube in viele tausend Hertzen ausgebreitet ist/ und die Güte GOttes nicht gestattet/ daß selbiger nur allein in eines eintzigen Menschens Hertzen auf Erden sich befinde: Gesetzet dannoch/ es wäre kein Mensch neben mir desselbigen Glaubens / so wolte ich doch und könte auch nicht diese erkannte Warheiten fahren lassen: Sondern wolte lieber das Leben/ als diß edle Glaubens-Licht daran strecken. Verfluche demnach und bereue von Hertzen mein Sündiges/ mit vielen Greuelen im Pabstum überhäufftes Leben/ und duncke meine Feder in die bluhtige Seiten meines gemarterten JEsu/ und ziehe mit dieser kostbaren Purpur-Farbe einen Strich durch alle meine ärgerliche/ im Pabstum gegen die Evangelische Warheit ausgesprengte Schrifften: Verhoffe auch mit Paulo Coloss. 2. v. 14. GOtt werde die Handschrifft/ so wider mich ist/ und den grossen Schulden-Brieff meiner Sünden an sein H. Creutz hefften und vertilgen: Mir auch seine kräfftige Gnade ertheilen / daß ich den übel-eingerichteten Lauff meines vorigen Lebens ersetze mit einem besseren und seeligem ENDE.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/520>, abgerufen am 28.03.2024.