Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Neundter Aufftritt.
Courage, Grethgen.
Greth. Habe ich dirs nicht gesagt/ Courage, daß
ein gut Wort manchmahl mehr hilfft/ als
sonsten was.
Courag. Das ist wahr/ Grethgen/ ich gab mei-
nen Herrn deinetwegen vortreffl. gute Wor-
te/ und es hätte mich lästerlich verdriessen sol-
len/ wenn er mir den Consens abgeschlagen
hätte.
Grethe. Gelt! es ist so besser/ als wenn du zu den
Advocaten wärest gegangen?
Courag. Ach/ du hertzes Kind/ ich wäre ohndem
nicht zu ihm gegangen; denn es hat mir
heute frühe eine Frau erzehlet/ daß derselbe
Fleck-Schreiber gantz nichts studieret hätte/
denn die Cäußgen die er bißweilen macht/
heist er nur lauter Intrüschen/ und mit sol-
chen Intrüschen führet er so manche ehrliche
Leute in die Processe hinein/ daß sie hernach-
mahls Ach und Weh über ihn schreien.
Grethe. Ey ich weiß gar wol/ ich wolte dirs im-
mer gestern sagen/ daß du zu demselben
Manne nicht gehen soltest/ denn es ist ein
rechter Ehren-Kräncker.
Courag. Je warum thut er aber das?
Grete. Je weiß mans denn? Neulich so hat er
ein paar Partheyen in einander gehetzt/ und
in seinen Concipirten Klag-Schreiben solche
Anzügligkeiten gebraucht/ daß ich dirs nicht
sagen kan.
Courag. Mich wundert aber/ daß so einen Calu-
mniant
en das Handwerck nicht gelegt wird.

Grete
Neundter Aufftritt.
Courage, Grethgen.
Greth. Habe ich dirs nicht geſagt/ Courage, daß
ein gut Wort manchmahl mehr hilfft/ als
ſonſten was.
Courag. Das iſt wahr/ Grethgen/ ich gab mei-
nẽ Herrn deinetwegen vortreffl. gute Wor-
te/ und es haͤtte mich laͤſterlich verdꝛieſſen ſol-
len/ wenn er mir den Conſens abgeſchlagen
haͤtte.
Grethe. Gelt! es iſt ſo beſſeꝛ/ als wenn du zu den
Advocaten waͤreſt gegangen?
Courag. Ach/ du hertzes Kind/ ich waͤre ohndem
nicht zu ihm gegangen; denn es hat mir
heute fruͤhe eine Frau erzehlet/ daß derſelbe
Fleck-Schꝛeiber gantz nichts ſtudieret haͤtte/
denn die Caͤußgen die er bißweilen macht/
heiſt er nur lauter Intrüſchen/ und mit ſol-
chen Intrüſchen fuͤhret er ſo manche ehrliche
Leute in die Proceſſe hinein/ daß ſie hernach-
mahls Ach und Weh uͤber ihn ſchreien.
Grethe. Ey ich weiß gar wol/ ich wolte dirs im-
mer geſtern ſagen/ daß du zu demſelben
Manne nicht gehen ſolteſt/ denn es iſt ein
rechter Ehren-Kraͤncker.
Courag. Je warum thut er aber das?
Grete. Je weiß mans denn? Neulich ſo hat er
ein paar Partheyen in einander gehetzt/ und
in ſeinen Concipirten Klag-Schreiben ſolche
Anzuͤgligkeiten gebraucht/ daß ich dirs nicht
ſagen kan.
Courag. Mich wundert aber/ daß ſo einen Calu-
mniant
en das Handwerck nicht gelegt wird.

Grete
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0125" n="14[114]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neundter Aufftritt.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#aq">Courage,</hi> <hi rendition="#fr">Grethgen.</hi> </stage><lb/>
          <sp who="#GRE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Greth.</hi> </speaker>
            <p>Habe ich dirs nicht ge&#x017F;agt/ <hi rendition="#aq">Courage,</hi> daß<lb/>
ein gut Wort manchmahl mehr hilfft/ als<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten was.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COU">
            <speaker> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Courag.</hi> </hi> </speaker>
            <p>Das i&#x017F;t wahr/ Grethgen/ ich gab mei-<lb/>
ne&#x0303; Herrn deinetwegen vortreffl. gute Wor-<lb/>
te/ und es ha&#x0364;tte mich la&#x0364;&#x017F;terlich verd&#xA75B;ie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ol-<lb/>
len/ wenn er mir den <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ens</hi> abge&#x017F;chlagen<lb/>
ha&#x0364;tte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Grethe.</hi> </speaker>
            <p>Gelt! es i&#x017F;t &#x017F;o be&#x017F;&#x017F;e&#xA75B;/ als wenn du zu den<lb/><hi rendition="#aq">Advocat</hi>en wa&#x0364;re&#x017F;t gegangen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COU">
            <speaker> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Courag.</hi> </hi> </speaker>
            <p>Ach/ du hertzes Kind/ ich wa&#x0364;re ohndem<lb/>
nicht zu ihm gegangen; denn es hat mir<lb/>
heute fru&#x0364;he eine Frau erzehlet/ daß der&#x017F;elbe<lb/>
Fleck-Sch&#xA75B;eiber gantz nichts &#x017F;tudieret ha&#x0364;tte/<lb/>
denn die Ca&#x0364;ußgen die er bißweilen macht/<lb/>
hei&#x017F;t er nur lauter <hi rendition="#aq">Intrü</hi>&#x017F;chen/ und mit &#x017F;ol-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Intrü</hi>&#x017F;chen fu&#x0364;hret er &#x017F;o manche ehrliche<lb/>
Leute in die Proce&#x017F;&#x017F;e hinein/ daß &#x017F;ie hernach-<lb/>
mahls Ach und Weh u&#x0364;ber ihn &#x017F;chreien.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Grethe.</hi> </speaker>
            <p>Ey ich weiß gar wol/ ich wolte dirs im-<lb/>
mer ge&#x017F;tern &#x017F;agen/ daß du zu dem&#x017F;elben<lb/>
Manne nicht gehen &#x017F;olte&#x017F;t/ denn es i&#x017F;t ein<lb/>
rechter Ehren-Kra&#x0364;ncker.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COU">
            <speaker> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Courag.</hi> </hi> </speaker>
            <p>Je warum thut er aber das?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Grete.</hi> </speaker>
            <p>Je weiß mans denn? Neulich &#x017F;o hat e<hi rendition="#fr">r</hi><lb/>
ein paar Partheyen in einander gehetzt/ und<lb/>
in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Concipirt</hi>en Klag-Schreiben &#x017F;olche<lb/>
Anzu&#x0364;gligkeiten gebraucht/ daß ich dirs nicht<lb/>
&#x017F;agen kan.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COU">
            <speaker> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Courag.</hi> </hi> </speaker>
            <p>Mich wundert aber/ daß &#x017F;o einen <hi rendition="#aq">Calu-<lb/>
mniant</hi>en das Handwerck nicht gelegt wird.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Grete</fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14[114]/0125] Neundter Aufftritt. Courage, Grethgen. Greth. Habe ich dirs nicht geſagt/ Courage, daß ein gut Wort manchmahl mehr hilfft/ als ſonſten was. Courag. Das iſt wahr/ Grethgen/ ich gab mei- nẽ Herrn deinetwegen vortreffl. gute Wor- te/ und es haͤtte mich laͤſterlich verdꝛieſſen ſol- len/ wenn er mir den Conſens abgeſchlagen haͤtte. Grethe. Gelt! es iſt ſo beſſeꝛ/ als wenn du zu den Advocaten waͤreſt gegangen? Courag. Ach/ du hertzes Kind/ ich waͤre ohndem nicht zu ihm gegangen; denn es hat mir heute fruͤhe eine Frau erzehlet/ daß derſelbe Fleck-Schꝛeiber gantz nichts ſtudieret haͤtte/ denn die Caͤußgen die er bißweilen macht/ heiſt er nur lauter Intrüſchen/ und mit ſol- chen Intrüſchen fuͤhret er ſo manche ehrliche Leute in die Proceſſe hinein/ daß ſie hernach- mahls Ach und Weh uͤber ihn ſchreien. Grethe. Ey ich weiß gar wol/ ich wolte dirs im- mer geſtern ſagen/ daß du zu demſelben Manne nicht gehen ſolteſt/ denn es iſt ein rechter Ehren-Kraͤncker. Courag. Je warum thut er aber das? Grete. Je weiß mans denn? Neulich ſo hat er ein paar Partheyen in einander gehetzt/ und in ſeinen Concipirten Klag-Schreiben ſolche Anzuͤgligkeiten gebraucht/ daß ich dirs nicht ſagen kan. Courag. Mich wundert aber/ daß ſo einen Calu- mnianten das Handwerck nicht gelegt wird. Grete

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700/125
Zitationshilfe: [Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700, S. 14[114]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700/125>, abgerufen am 16.04.2024.