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[Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700.

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Courage. Warumb aber nicht?
Gretgen. Fragstu warumb? als wenn du es et-
wa nicht wüstest/ daß er sich eine Glücks-
Bude zugelegt/ und darinnen alle seine Mo-
bilien verspielet hat.
Courage. Je warumb nimmt er solche närrische
Dinge vor/ und bringt sich muthwillig umb
das Seinige.
Grete. Ich kan es wohl sagen/ daß er Zeit seiner
Tage noch nicht so melancholisch gewesen ist/
als ietzo/ zumahl/ da ihm seine beyden Läuf-
fer uud der Cammer-Junge/ sein Haußdieb/
mir der Livrey durchgegangen seyn.
Courage. Von den Läuffern habe ich nichts ge-
hört/ aber von dem Jungen das weiß ich/ ich
dachte aber/ den hätten sie wieder ertappt/
und die Livrey ausgezogen?
Grete. Ja/ von dem hat der Herr Graf die Liv-
rey auch wieder bekommen/ aber von den an-
dern nicht.
Courage. Wo ist denn dein Herr?
Grete. Er sitzt drinnen in seinem Zimmer/ und
hat sich gantz geistlich angezogen/ und ließt
stets in einem großen Buche/ ich horchte vor-
hin ein bißgen zu/ da hörte ich/ daß er sagte/
Er wolte das Hof-Leben gantz cassiren/ und
ein Apt werden.
Courage. Was machten aber seine Leute?
Grete. Dieselben stunden alle in langen Män-
teln umb ihn herumb/ und hatten ein iedwe-
der ein Buch unter dem Arme.
Courage. Ich dencke/ weil er alles in seinem
Glücks-Topffe zugesetzt hat/ so wil er gar
ein Pietiste werden.

Grete.
Courage. Warumb aber nicht?
Gretgen. Fragſtu warumb? als wenn du es et-
wa nicht wuͤſteſt/ daß er ſich eine Gluͤcks-
Bude zugelegt/ und darinnen alle ſeine Mo-
bilien verſpielet hat.
Courage. Je warumb nimmt er ſolche naͤrriſche
Dinge vor/ und bringt ſich muthwillig umb
das Seinige.
Grete. Ich kan es wohl ſagen/ daß er Zeit ſeiner
Tage noch nicht ſo melancholiſch geweſen iſt/
als ietzo/ zumahl/ da ihm ſeine beyden Laͤuf-
fer uud der Cammer-Junge/ ſein Haußdieb/
mir der Livrey durchgegangen ſeyn.
Courage. Von den Laͤuffern habe ich nichts ge-
hoͤrt/ aber von dem Jungen das weiß ich/ ich
dachte aber/ den haͤtten ſie wieder ertappt/
und die Livrey ausgezogen?
Grete. Ja/ von dem hat der Herr Graf die Liv-
rey auch wieder bekommen/ aber von den an-
dern nicht.
Courage. Wo iſt denn dein Herr?
Grete. Er ſitzt drinnen in ſeinem Zimmer/ und
hat ſich gantz geiſtlich angezogen/ und ließt
ſtets in einem großen Buche/ ich horchte vor-
hin ein bißgen zu/ da hoͤrte ich/ daß er ſagte/
Er wolte das Hof-Leben gantz caſſiren/ und
ein Apt werden.
Courage. Was machten aber ſeine Leute?
Grete. Dieſelben ſtunden alle in langen Maͤn-
teln umb ihn herumb/ und hatten ein iedwe-
der ein Buch unter dem Arme.
Courage. Ich dencke/ weil er alles in ſeinem
Gluͤcks-Topffe zugeſetzt hat/ ſo wil er gar
ein Pietiſte werden.

Grete.
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[118/0129] Courage. Warumb aber nicht? Gretgen. Fragſtu warumb? als wenn du es et- wa nicht wuͤſteſt/ daß er ſich eine Gluͤcks- Bude zugelegt/ und darinnen alle ſeine Mo- bilien verſpielet hat. Courage. Je warumb nimmt er ſolche naͤrriſche Dinge vor/ und bringt ſich muthwillig umb das Seinige. Grete. Ich kan es wohl ſagen/ daß er Zeit ſeiner Tage noch nicht ſo melancholiſch geweſen iſt/ als ietzo/ zumahl/ da ihm ſeine beyden Laͤuf- fer uud der Cammer-Junge/ ſein Haußdieb/ mir der Livrey durchgegangen ſeyn. Courage. Von den Laͤuffern habe ich nichts ge- hoͤrt/ aber von dem Jungen das weiß ich/ ich dachte aber/ den haͤtten ſie wieder ertappt/ und die Livrey ausgezogen? Grete. Ja/ von dem hat der Herr Graf die Liv- rey auch wieder bekommen/ aber von den an- dern nicht. Courage. Wo iſt denn dein Herr? Grete. Er ſitzt drinnen in ſeinem Zimmer/ und hat ſich gantz geiſtlich angezogen/ und ließt ſtets in einem großen Buche/ ich horchte vor- hin ein bißgen zu/ da hoͤrte ich/ daß er ſagte/ Er wolte das Hof-Leben gantz caſſiren/ und ein Apt werden. Courage. Was machten aber ſeine Leute? Grete. Dieſelben ſtunden alle in langen Maͤn- teln umb ihn herumb/ und hatten ein iedwe- der ein Buch unter dem Arme. Courage. Ich dencke/ weil er alles in ſeinem Gluͤcks-Topffe zugeſetzt hat/ ſo wil er gar ein Pietiſte werden. Grete.

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Zitationshilfe: [Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700/129>, abgerufen am 24.04.2024.