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[Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700.

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Leon. Die Wirthin sagte mir/ wie daß er ein-
mahl ein paar Partheyen in einander
gehetzt/ über welches Unrecht dieser
Fleck-Schreiber von einem Frauenzim-
mer in öffentlicher Gerichts-Stube wä-
re ein alter Rock-Seicher geheissen wor-
den.
Courag. Was hätte er denn darzu gesaget?
Leon. Was solte er gesaget haben. Er hatte
solches zu registriren gebethen/ alleine
wegen anderer Affairen hattens die Ge-
richten nicht gehöret/ und war also die-
ses Frauenzimmer noch so mit einem
blauen Auge davon gekommen/ sonst
hätte er ihr unstreitig einen Injurien-
Proceß an den Halß geworffen.
Courag. Je könte war doch von diesem Fleck-
Schreiber eine perfecte Comoedie ma-
chen.
Leon. Ach wenn ichs nur nicht vergessen
hätte/ was mir die Wirthin alles von
den süssen Nächten/ und noch andern
Streichen/ so dieser Fleck-Schreiber soll
vorgenommen haben/ erzehlet hat.
Courag. Es scheint/ als wenn an demselben
Affocaten wohl nicht viel gebackens wä-
re.
Leon. Er soll aber sehr viel zu thun haben.
Courag. Ich will doch für die lange Weile hin
gehen für den Wein keller/ und ihn lassen
heraus kommen/ da will ich bald hören/
was er am Schilde führet.
(gehet ab.)
Leon.
Leon. Die Wirthin ſagte mir/ wie daß eꝛ ein-
mahl ein paar Partheyen in einander
gehetzt/ uͤber welches Unrecht dieſer
Fleck-Schreiber von einem Frauenzim-
meꝛ in oͤffentlicher Gerichts-Stube waͤ-
re ein alter Rock-Seicher geheiſſen wor-
den.
Courag. Was haͤtte er denn darzu geſaget?
Leon. Was ſolte er geſaget haben. Er hatte
ſolches zu regiſtriren gebethen/ alleine
wegen anderer Affairen hattens die Ge-
richten nicht gehoͤret/ und war alſo die-
ſes Frauenzimmer noch ſo mit einem
blauen Auge davon gekommen/ ſonſt
haͤtte er ihr unſtreitig einen Injurien-
Proceß an den Halß geworffen.
Courag. Je koͤnte war doch von dieſem Fleck-
Schreiber eine perfecte Comœdie ma-
chen.
Leon. Ach wenn ichs nur nicht vergeſſen
haͤtte/ was mir die Wirthin alles von
den ſuͤſſen Naͤchten/ und noch andern
Streichen/ ſo dieſer Fleck-Schreiber ſoll
vorgenommen haben/ erzehlet hat.
Courag. Es ſcheint/ als wenn an demſelben
Affocaten wohl nicht viel gebackens waͤ-
re.
Leon. Er ſoll aber ſehr viel zu thun haben.
Courag. Ich will doch fuͤr die lange Weile hin
gehen fuͤr den Wein keller/ und ihn laſſen
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(gehet ab.)
Leon.
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[56/0065] Leon. Die Wirthin ſagte mir/ wie daß eꝛ ein- mahl ein paar Partheyen in einander gehetzt/ uͤber welches Unrecht dieſer Fleck-Schreiber von einem Frauenzim- meꝛ in oͤffentlicher Gerichts-Stube waͤ- re ein alter Rock-Seicher geheiſſen wor- den. Courag. Was haͤtte er denn darzu geſaget? Leon. Was ſolte er geſaget haben. Er hatte ſolches zu regiſtriren gebethen/ alleine wegen anderer Affairen hattens die Ge- richten nicht gehoͤret/ und war alſo die- ſes Frauenzimmer noch ſo mit einem blauen Auge davon gekommen/ ſonſt haͤtte er ihr unſtreitig einen Injurien- Proceß an den Halß geworffen. Courag. Je koͤnte war doch von dieſem Fleck- Schreiber eine perfecte Comœdie ma- chen. Leon. Ach wenn ichs nur nicht vergeſſen haͤtte/ was mir die Wirthin alles von den ſuͤſſen Naͤchten/ und noch andern Streichen/ ſo dieſer Fleck-Schreiber ſoll vorgenommen haben/ erzehlet hat. Courag. Es ſcheint/ als wenn an demſelben Affocaten wohl nicht viel gebackens waͤ- re. Leon. Er ſoll aber ſehr viel zu thun haben. Courag. Ich will doch fuͤr die lange Weile hin gehen fuͤr den Wein keller/ und ihn laſſen heraus kommen/ da will ich bald hoͤren/ was er am Schilde fuͤhret. (gehet ab.) Leon.

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Zitationshilfe: [Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700/65>, abgerufen am 29.03.2024.