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Hilarius [i. e. Reuter, Christian]: L'Honnéte Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plißine [...] Nebenst Harleqvins Hochzeit- und Kind-Betterin-Schmause. Plißine, [1695].

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Die Mutter saß am Fenster und schlug sich mit
der Hand auff den Leib und sagte? Wer das
Fleisch nicht haben will der ist nicht werth daß
ihn die Raben fressen sollen. Ob sie nun da-
durch zuverstehen geben wolte/ daß sie wieder
Lust zu heyrathen hätte/ oder ob es ihre alltages
Weise nur so war. Endlich fieng Jungfer Char-
lottgen an wer ich wäre/ so gab ich mich vor einen
Secretarium an einen bewusten Hoffe aus.
Worauff sie anfieng: das Hoff-Frauenzimmer
hat immer curiöse Sachen/ wie man kan schöne
werden/ ich weiß der Herr Secretarius wird von
dergleichen was wissen/ er schreibe mir doch ein
Recept auff. Ich sagte wenn sie Feder u. Dinte
bey der Hand haben/ so will ich ihm schon was
auffschreiben daß sie vortreffliche klare Haut be-
kommen sollen. Sie war geschwinde mit Feder
und Dinte parat/ da schrieb ich ihr nun was auff/
ich bin gut dafür/ wenn sie es gebrauchet/ so wird
sie in 4. Wochen keinen Menschen ähnlich sehen.
Wenn ich doch Mons. Fidelen könte ansichtig
werden/ ich müste ihn doch solches erzehlen.
Scena II.
Fidele/ und Cleander.
Fidel.
Die Mutter ſaß am Fenſter und ſchlug ſich mit
der Hand auff den Leib und ſagte? Wer das
Fleiſch nicht haben will der iſt nicht werth daß
ihn die Raben freſſen ſollen. Ob ſie nun da-
durch zuverſtehen geben wolte/ daß ſie wieder
Luſt zu heyrathen haͤtte/ oder ob es ihre alltages
Weiſe nur ſo war. Endlich fieng Jungfer Char-
lottgen an wer ich waͤre/ ſo gab ich mich vor einen
Secretarium an einen bewuſten Hoffe aus.
Worauff ſie anfieng: das Hoff-Frauenzimmer
hat immer curiöſe Sachen/ wie man kan ſchoͤne
werden/ ich weiß der Herr Secretarius wird von
dergleichen was wiſſen/ er ſchreibe mir doch ein
Recept auff. Ich ſagte wenn ſie Feder u. Dinte
bey der Hand haben/ ſo will ich ihm ſchon was
auffſchreiben daß ſie vortreffliche klare Haut be-
kommen ſollen. Sie war geſchwinde mit Feder
und Dinte parat/ da ſchrieb ich ihr nun was auff/
ich bin gut dafuͤr/ wenn ſie es gebrauchet/ ſo wird
ſie in 4. Wochen keinen Menſchen aͤhnlich ſehen.
Wenn ich doch Monſ. Fidelen koͤnte anſichtig
werden/ ich muͤſte ihn doch ſolches erzehlen.
Scena II.
Fidele/ und Cleander.
Fidel.
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[40/0052] Die Mutter ſaß am Fenſter und ſchlug ſich mit der Hand auff den Leib und ſagte? Wer das Fleiſch nicht haben will der iſt nicht werth daß ihn die Raben freſſen ſollen. Ob ſie nun da- durch zuverſtehen geben wolte/ daß ſie wieder Luſt zu heyrathen haͤtte/ oder ob es ihre alltages Weiſe nur ſo war. Endlich fieng Jungfer Char- lottgen an wer ich waͤre/ ſo gab ich mich vor einen Secretarium an einen bewuſten Hoffe aus. Worauff ſie anfieng: das Hoff-Frauenzimmer hat immer curiöſe Sachen/ wie man kan ſchoͤne werden/ ich weiß der Herr Secretarius wird von dergleichen was wiſſen/ er ſchreibe mir doch ein Recept auff. Ich ſagte wenn ſie Feder u. Dinte bey der Hand haben/ ſo will ich ihm ſchon was auffſchreiben daß ſie vortreffliche klare Haut be- kommen ſollen. Sie war geſchwinde mit Feder und Dinte parat/ da ſchrieb ich ihr nun was auff/ ich bin gut dafuͤr/ wenn ſie es gebrauchet/ ſo wird ſie in 4. Wochen keinen Menſchen aͤhnlich ſehen. Wenn ich doch Monſ. Fidelen koͤnte anſichtig werden/ ich muͤſte ihn doch ſolches erzehlen. Scena II. Fidele/ und Cleander. Fidel.

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Zitationshilfe: Hilarius [i. e. Reuter, Christian]: L'Honnéte Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plißine [...] Nebenst Harleqvins Hochzeit- und Kind-Betterin-Schmause. Plißine, [1695]. , S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_femme_1695/52>, abgerufen am 29.03.2024.