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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

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Die Geschichte
in meine Hände gekommen seyn möchten, oder
einen Brief von mir an Sie, den ich etwan
noch vorher möchte geschrieben haben. Genies-
sen sie nur eines beständigen Glücks. Dieses
wünschet

Jhre
Cl. Harlowe.

Jhre vier Brieffe sind mir zu Händen ge-
kommen: allein ich bin in solcher Unruhe, daß
ich sie jetzt nicht beantworten kan.



Der neunte Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein
Howe.

Jch habe einen unertäglichen Brief von mei-
ner Schwester bekommen. Jch glaube,
sie wollte sich deswegen an mir rächen, daß ich
mich durch ihre Aufführung auf meiner Stube
habe überwinden lassen, ihr schimpflich zu begeg-
nen. Jhr Betragen wird gantz unbegreiflich,
wenn man es nicht aus Eifersucht und aus ver-
schmäheter Liebe herleiten will.

An

Die Geſchichte
in meine Haͤnde gekommen ſeyn moͤchten, oder
einen Brief von mir an Sie, den ich etwan
noch vorher moͤchte geſchrieben haben. Genieſ-
ſen ſie nur eines beſtaͤndigen Gluͤcks. Dieſes
wuͤnſchet

Jhre
Cl. Harlowe.

Jhre vier Brieffe ſind mir zu Haͤnden ge-
kommen: allein ich bin in ſolcher Unruhe, daß
ich ſie jetzt nicht beantworten kan.



Der neunte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.

Jch habe einen unertaͤglichen Brief von mei-
ner Schweſter bekommen. Jch glaube,
ſie wollte ſich deswegen an mir raͤchen, daß ich
mich durch ihre Auffuͤhrung auf meiner Stube
habe uͤberwinden laſſen, ihr ſchimpflich zu begeg-
nen. Jhr Betragen wird gantz unbegreiflich,
wenn man es nicht aus Eiferſucht und aus ver-
ſchmaͤheter Liebe herleiten will.

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[74/0080] Die Geſchichte in meine Haͤnde gekommen ſeyn moͤchten, oder einen Brief von mir an Sie, den ich etwan noch vorher moͤchte geſchrieben haben. Genieſ- ſen ſie nur eines beſtaͤndigen Gluͤcks. Dieſes wuͤnſchet Jhre Cl. Harlowe. Jhre vier Brieffe ſind mir zu Haͤnden ge- kommen: allein ich bin in ſolcher Unruhe, daß ich ſie jetzt nicht beantworten kan. Der neunte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe. Freytag Abends den 24. Maͤrz. Jch habe einen unertaͤglichen Brief von mei- ner Schweſter bekommen. Jch glaube, ſie wollte ſich deswegen an mir raͤchen, daß ich mich durch ihre Auffuͤhrung auf meiner Stube habe uͤberwinden laſſen, ihr ſchimpflich zu begeg- nen. Jhr Betragen wird gantz unbegreiflich, wenn man es nicht aus Eiferſucht und aus ver- ſchmaͤheter Liebe herleiten will. An

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/80>, abgerufen am 20.04.2024.