Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



bierstein guter Grundsätze. Aber was liegt denn
in dem wunderlichen Worte, oder Dinge, das
man Ehrlichkeit nennet, daß auch ich so gar, da
mir dadurch in meinem gegenwärtigen Absichten
kein Dienst geschehen mag, mich nicht entbrechen
kann, selbst die zufälligen Wirkungen davon an
Tomlinson für liebenswürdig zu halten, ob sie
gleich in einer Sache, die das Frauenzimmer
betrifft,
bewiesen werden? Woher kommt es,
daß ich mir nicht wehren kann, eben deswegen ei-
ne bessere Meynung von ihm zu hegen, weil er zu
solchen Regungen aufgeleget ist?



Der sieben und zwanzigste Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.

Dieser Streit zwischen dem Capitain und mir
war kaum vorbey: als die drey Frauenzim-
mer, unter welchen Jungfer Rawlins aufführte,
herein kamen. Sie hoffeten, es würde uns nicht
ungelegen seyn. Sie wären sehr begierig, sagte
die Jungfer, zu wissen, ob wir Hoffnung hätten,
unsere Zwistigkeiten beyzulegen.

O ja, ich habe die Hoffnung. Sie wissen
selbst, liebe Frauenzimmer, daß das schöne Ge-
schlecht in diesen Fällen ihre gewöhnlichen Regeln
des äußerlichen Wohlstandes beobachten muß.

Wir
F f 2



bierſtein guter Grundſaͤtze. Aber was liegt denn
in dem wunderlichen Worte, oder Dinge, das
man Ehrlichkeit nennet, daß auch ich ſo gar, da
mir dadurch in meinem gegenwaͤrtigen Abſichten
kein Dienſt geſchehen mag, mich nicht entbrechen
kann, ſelbſt die zufaͤlligen Wirkungen davon an
Tomlinſon fuͤr liebenswuͤrdig zu halten, ob ſie
gleich in einer Sache, die das Frauenzimmer
betrifft,
bewieſen werden? Woher kommt es,
daß ich mir nicht wehren kann, eben deswegen ei-
ne beſſere Meynung von ihm zu hegen, weil er zu
ſolchen Regungen aufgeleget iſt?



Der ſieben und zwanzigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.

Dieſer Streit zwiſchen dem Capitain und mir
war kaum vorbey: als die drey Frauenzim-
mer, unter welchen Jungfer Rawlins auffuͤhrte,
herein kamen. Sie hoffeten, es wuͤrde uns nicht
ungelegen ſeyn. Sie waͤren ſehr begierig, ſagte
die Jungfer, zu wiſſen, ob wir Hoffnung haͤtten,
unſere Zwiſtigkeiten beyzulegen.

O ja, ich habe die Hoffnung. Sie wiſſen
ſelbſt, liebe Frauenzimmer, daß das ſchoͤne Ge-
ſchlecht in dieſen Faͤllen ihre gewoͤhnlichen Regeln
des aͤußerlichen Wohlſtandes beobachten muß.

Wir
F f 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0457" n="451"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
bier&#x017F;tein guter Grund&#x017F;a&#x0364;tze. Aber was liegt denn<lb/>
in dem wunderlichen Worte, oder Dinge, das<lb/>
man <hi rendition="#fr">Ehrlichkeit</hi> nennet, daß auch ich &#x017F;o gar, da<lb/>
mir dadurch in meinem gegenwa&#x0364;rtigen Ab&#x017F;ichten<lb/>
kein Dien&#x017F;t ge&#x017F;chehen mag, mich nicht entbrechen<lb/>
kann, &#x017F;elb&#x017F;t die zufa&#x0364;lligen Wirkungen davon an<lb/>
Tomlin&#x017F;on fu&#x0364;r liebenswu&#x0364;rdig zu halten, ob &#x017F;ie<lb/>
gleich in einer <hi rendition="#fr">Sache, die das Frauenzimmer<lb/>
betrifft,</hi> bewie&#x017F;en werden? Woher kommt es,<lb/>
daß ich mir nicht wehren kann, eben deswegen ei-<lb/>
ne be&#x017F;&#x017F;ere Meynung von ihm zu hegen, weil er zu<lb/>
&#x017F;olchen Regungen aufgeleget i&#x017F;t?</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der &#x017F;ieben und zwanzig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.</hi></head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie&#x017F;er Streit zwi&#x017F;chen dem Capitain und mir<lb/>
war kaum vorbey: als die drey Frauenzim-<lb/>
mer, unter welchen Jungfer Rawlins auffu&#x0364;hrte,<lb/>
herein kamen. Sie hoffeten, es wu&#x0364;rde uns nicht<lb/>
ungelegen &#x017F;eyn. Sie wa&#x0364;ren &#x017F;ehr begierig, &#x017F;agte<lb/>
die Jungfer, zu wi&#x017F;&#x017F;en, ob wir Hoffnung ha&#x0364;tten,<lb/>
un&#x017F;ere Zwi&#x017F;tigkeiten beyzulegen.</p><lb/>
          <p>O ja, ich habe die Hoffnung. Sie wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, liebe Frauenzimmer, daß das &#x017F;cho&#x0364;ne Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht in die&#x017F;en Fa&#x0364;llen ihre gewo&#x0364;hnlichen Regeln<lb/>
des a&#x0364;ußerlichen Wohl&#x017F;tandes beobachten muß.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Wir</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[451/0457] bierſtein guter Grundſaͤtze. Aber was liegt denn in dem wunderlichen Worte, oder Dinge, das man Ehrlichkeit nennet, daß auch ich ſo gar, da mir dadurch in meinem gegenwaͤrtigen Abſichten kein Dienſt geſchehen mag, mich nicht entbrechen kann, ſelbſt die zufaͤlligen Wirkungen davon an Tomlinſon fuͤr liebenswuͤrdig zu halten, ob ſie gleich in einer Sache, die das Frauenzimmer betrifft, bewieſen werden? Woher kommt es, daß ich mir nicht wehren kann, eben deswegen ei- ne beſſere Meynung von ihm zu hegen, weil er zu ſolchen Regungen aufgeleget iſt? Der ſieben und zwanzigſte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford. Dieſer Streit zwiſchen dem Capitain und mir war kaum vorbey: als die drey Frauenzim- mer, unter welchen Jungfer Rawlins auffuͤhrte, herein kamen. Sie hoffeten, es wuͤrde uns nicht ungelegen ſeyn. Sie waͤren ſehr begierig, ſagte die Jungfer, zu wiſſen, ob wir Hoffnung haͤtten, unſere Zwiſtigkeiten beyzulegen. O ja, ich habe die Hoffnung. Sie wiſſen ſelbſt, liebe Frauenzimmer, daß das ſchoͤne Ge- ſchlecht in dieſen Faͤllen ihre gewoͤhnlichen Regeln des aͤußerlichen Wohlſtandes beobachten muß. Wir F f 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/457
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/457>, abgerufen am 18.04.2024.