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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

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Der vier und sechzigste Brief
von
Hrn. Lovelace an Fräulein Clarissa Harlowe
Mit der Aufschrift:
An Frau Lovelacen.

Mein liebster Engel.

Jch kann nicht Worte finden, es auszudrücken,
wie empfindlich ich gekränket bin, daß mein
Bothe, ohne eine Zeile von Jhnen, wieder zurück
gekommen ist.

Der Donnerstag ist so nahe, daß ich alle vier
Stunden, bis ich eine erwünschte Antwort habe,
einen Boten nach den andern, wovon einer dem
andern begegnen soll, abschicken werde, bis der
heilige Abend zu dem Tage einfällt: damit ich
erfahre, ob ich es wagen möge, vor Jhnen zu er-
scheinen, mit der Hoffnung, meine Wünsche an
dem Tage erfüllet zu sehen.

Jhre Liebe, gnädige Fräulein, erwarte ich
nicht, und verlange sie auch nicht: ich werde sie
nicht verlangen, bis meine künftige Aufführung
Jhnen Grund zu denken giebet, daß ich sie ver-
diene. Alles, was ich mich itzo zu wünschen un-
terstehe, ist dieß einzige, daß ich es in meiner Ge-

walt




Der vier und ſechzigſte Brief
von
Hrn. Lovelace an Fraͤulein Clariſſa Harlowe
Mit der Aufſchrift:
An Frau Lovelacen.

Mein liebſter Engel.

Jch kann nicht Worte finden, es auszudruͤcken,
wie empfindlich ich gekraͤnket bin, daß mein
Bothe, ohne eine Zeile von Jhnen, wieder zuruͤck
gekommen iſt.

Der Donnerſtag iſt ſo nahe, daß ich alle vier
Stunden, bis ich eine erwuͤnſchte Antwort habe,
einen Boten nach den andern, wovon einer dem
andern begegnen ſoll, abſchicken werde, bis der
heilige Abend zu dem Tage einfaͤllt: damit ich
erfahre, ob ich es wagen moͤge, vor Jhnen zu er-
ſcheinen, mit der Hoffnung, meine Wuͤnſche an
dem Tage erfuͤllet zu ſehen.

Jhre Liebe, gnaͤdige Fraͤulein, erwarte ich
nicht, und verlange ſie auch nicht: ich werde ſie
nicht verlangen, bis meine kuͤnftige Auffuͤhrung
Jhnen Grund zu denken giebet, daß ich ſie ver-
diene. Alles, was ich mich itzo zu wuͤnſchen un-
terſtehe, iſt dieß einzige, daß ich es in meiner Ge-

walt
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[829/0835] Der vier und ſechzigſte Brief von Hrn. Lovelace an Fraͤulein Clariſſa Harlowe Mit der Aufſchrift: An Frau Lovelacen. M. Hall, Sonntags Abends, den 25ten Jun. Mein liebſter Engel. Jch kann nicht Worte finden, es auszudruͤcken, wie empfindlich ich gekraͤnket bin, daß mein Bothe, ohne eine Zeile von Jhnen, wieder zuruͤck gekommen iſt. Der Donnerſtag iſt ſo nahe, daß ich alle vier Stunden, bis ich eine erwuͤnſchte Antwort habe, einen Boten nach den andern, wovon einer dem andern begegnen ſoll, abſchicken werde, bis der heilige Abend zu dem Tage einfaͤllt: damit ich erfahre, ob ich es wagen moͤge, vor Jhnen zu er- ſcheinen, mit der Hoffnung, meine Wuͤnſche an dem Tage erfuͤllet zu ſehen. Jhre Liebe, gnaͤdige Fraͤulein, erwarte ich nicht, und verlange ſie auch nicht: ich werde ſie nicht verlangen, bis meine kuͤnftige Auffuͤhrung Jhnen Grund zu denken giebet, daß ich ſie ver- diene. Alles, was ich mich itzo zu wuͤnſchen un- terſtehe, iſt dieß einzige, daß ich es in meiner Ge- walt

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 829. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/835>, abgerufen am 25.04.2024.