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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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nes Schicksals so beständig betrachten, daß ich
dadurch, weil doch die ganze Natur und jedes
Ding eine helle und eine dunkle Seite hat,
für unfähig gehalten würde, mich an einer
Hofnung zu vergnügen. Und dies nicht allein
meinetwegen, sondern auch Jhrentwillen, da
Sie an allem, was mich trift, so grosmüthig
Antheil nehmen.

Lassen Sie sich also erzählen, mein Kind,
daß ich in Betracht meiner Umstände vier und
zwanzig Stunden ziemlich vergnügt zugebracht
habe.

Sie erzählet darauf u. s. w.

Th. IV. S. 157. L. 12. nach den Worten:
in London antreffen sollte, lies
statt des Schlusses dieses Briefes:

Selbst Dorcas, sagt sie, misfält mir we-
niger, als zuvor, und ich muß Mitleiden mit
ihr haben, daß sie in der Erziehung versäumt
ist, da sie selbst so sehr Ursache hat, es zu
bedauren. Sonst würde es nicht viel zu be-
deuten haben. Denn Leute von niedrigem
Stande, und ohne Gelehrsamkeit dienen dem
gemeinen Wesen am meisten; (solche machen
nemlich die arbeitsamsten Mitglieder derselben
aus) und es ist nur gar zu gewöhnlich, daß
eine gelehrte Erziehung Leute über die Pflicht
andern zu dienen erhebet, wodurch doch die
Geschäfte dieser Welt ausgerichtet werden müs-
sen. Jch zweifle nicht, wenn wir die ganze

Welt



nes Schickſals ſo beſtaͤndig betrachten, daß ich
dadurch, weil doch die ganze Natur und jedes
Ding eine helle und eine dunkle Seite hat,
fuͤr unfaͤhig gehalten wuͤrde, mich an einer
Hofnung zu vergnuͤgen. Und dies nicht allein
meinetwegen, ſondern auch Jhrentwillen, da
Sie an allem, was mich trift, ſo grosmuͤthig
Antheil nehmen.

Laſſen Sie ſich alſo erzaͤhlen, mein Kind,
daß ich in Betracht meiner Umſtaͤnde vier und
zwanzig Stunden ziemlich vergnuͤgt zugebracht
habe.

Sie erzaͤhlet darauf u. ſ. w.

Th. IV. S. 157. L. 12. nach den Worten:
in London antreffen ſollte, lies
ſtatt des Schluſſes dieſes Briefes:

Selbſt Dorcas, ſagt ſie, misfaͤlt mir we-
niger, als zuvor, und ich muß Mitleiden mit
ihr haben, daß ſie in der Erziehung verſaͤumt
iſt, da ſie ſelbſt ſo ſehr Urſache hat, es zu
bedauren. Sonſt wuͤrde es nicht viel zu be-
deuten haben. Denn Leute von niedrigem
Stande, und ohne Gelehrſamkeit dienen dem
gemeinen Weſen am meiſten; (ſolche machen
nemlich die arbeitſamſten Mitglieder derſelben
aus) und es iſt nur gar zu gewoͤhnlich, daß
eine gelehrte Erziehung Leute uͤber die Pflicht
andern zu dienen erhebet, wodurch doch die
Geſchaͤfte dieſer Welt ausgerichtet werden muͤſ-
ſen. Jch zweifle nicht, wenn wir die ganze

Welt
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[152/0160] nes Schickſals ſo beſtaͤndig betrachten, daß ich dadurch, weil doch die ganze Natur und jedes Ding eine helle und eine dunkle Seite hat, fuͤr unfaͤhig gehalten wuͤrde, mich an einer Hofnung zu vergnuͤgen. Und dies nicht allein meinetwegen, ſondern auch Jhrentwillen, da Sie an allem, was mich trift, ſo grosmuͤthig Antheil nehmen. Laſſen Sie ſich alſo erzaͤhlen, mein Kind, daß ich in Betracht meiner Umſtaͤnde vier und zwanzig Stunden ziemlich vergnuͤgt zugebracht habe. Sie erzaͤhlet darauf u. ſ. w. Th. IV. S. 157. L. 12. nach den Worten: in London antreffen ſollte, lies ſtatt des Schluſſes dieſes Briefes: Selbſt Dorcas, ſagt ſie, misfaͤlt mir we- niger, als zuvor, und ich muß Mitleiden mit ihr haben, daß ſie in der Erziehung verſaͤumt iſt, da ſie ſelbſt ſo ſehr Urſache hat, es zu bedauren. Sonſt wuͤrde es nicht viel zu be- deuten haben. Denn Leute von niedrigem Stande, und ohne Gelehrſamkeit dienen dem gemeinen Weſen am meiſten; (ſolche machen nemlich die arbeitſamſten Mitglieder derſelben aus) und es iſt nur gar zu gewoͤhnlich, daß eine gelehrte Erziehung Leute uͤber die Pflicht andern zu dienen erhebet, wodurch doch die Geſchaͤfte dieſer Welt ausgerichtet werden muͤſ- ſen. Jch zweifle nicht, wenn wir die ganze Welt

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/160>, abgerufen am 28.03.2024.