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Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.

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7. Die Ausbildung der Ranken-Bordüre.
7. Die Ausbildung der Ranken-Bordüre (des Ranken-Frieses).

Die älteste, seit der egyptischen Thutmessidenzeit nachweisbare
Art der Verbindung von vegetabilischen Ziermotiven -- der Bogen-
fries
-- ist auch in der griechischen Kunst fortdauernd in Gebrauch
geblieben. Es ist sozusagen eine der ewigen Formen, zu denen die
dekorative Kunst immer wieder wird zurückkehren müssen. Fig. 89
zeigt eine sogen. kyrenische Schale, in deren Mitte von Henkel zu Henkel
sich ein Bogenfries zieht. Die nach egyptischer Weise alternirenden
Einzelmotive sind birnförmige Blüthen mit dreispältiger Krone, und
einfache Knospen. Das Schema erinnert in seiner Gesammterscheinung

[Abbildung] Fig. 89.

Kyrenische Schale.

an die egyptischen (und überhaupt altorientalischen) Beispiele; im
Einzelnen sind aber mehrfache Abweichungen erkenntlich. Die dicken
Stengel der altorientalischen Vorbilder (Fig. 22, 33), die sich auch noch
auf rhodischen Vasen (Fig. 73) finden, haben feinen elastisch geschwun-
genen Rankenlinien Platz gemacht, was wir wohl unbedenklich auf
Rechnung griechischen Dekorationsgeistes setzen dürfen. Die Heftel
kannten zwar auch schon die Vorbilder, und die raumfüllenden Punkte
in den Bogenfeldern sind nur analog den an gleicher Stelle und zu
gleichem Zwecke verwendeten Rosetten in der egyptischen Kunst
(Fig. 22, in welcher Reproduktion aber die Rosetten und anderes Füllsel
der Deutlichkeit des Grundschemas zuliebe weggelassen wurde) auf-
zufassen. Wesentliche Veränderungen bemerken wir aber auch an den
vegetabilischen Einzelformen, insbesondere an den Blüthen.


7. Die Ausbildung der Ranken-Bordüre.
7. Die Ausbildung der Ranken-Bordüre (des Ranken-Frieses).

Die älteste, seit der egyptischen Thutmessidenzeit nachweisbare
Art der Verbindung von vegetabilischen Ziermotiven — der Bogen-
fries
— ist auch in der griechischen Kunst fortdauernd in Gebrauch
geblieben. Es ist sozusagen eine der ewigen Formen, zu denen die
dekorative Kunst immer wieder wird zurückkehren müssen. Fig. 89
zeigt eine sogen. kyrenische Schale, in deren Mitte von Henkel zu Henkel
sich ein Bogenfries zieht. Die nach egyptischer Weise alternirenden
Einzelmotive sind birnförmige Blüthen mit dreispältiger Krone, und
einfache Knospen. Das Schema erinnert in seiner Gesammterscheinung

[Abbildung] Fig. 89.

Kyrenische Schale.

an die egyptischen (und überhaupt altorientalischen) Beispiele; im
Einzelnen sind aber mehrfache Abweichungen erkenntlich. Die dicken
Stengel der altorientalischen Vorbilder (Fig. 22, 33), die sich auch noch
auf rhodischen Vasen (Fig. 73) finden, haben feinen elastisch geschwun-
genen Rankenlinien Platz gemacht, was wir wohl unbedenklich auf
Rechnung griechischen Dekorationsgeistes setzen dürfen. Die Heftel
kannten zwar auch schon die Vorbilder, und die raumfüllenden Punkte
in den Bogenfeldern sind nur analog den an gleicher Stelle und zu
gleichem Zwecke verwendeten Rosetten in der egyptischen Kunst
(Fig. 22, in welcher Reproduktion aber die Rosetten und anderes Füllsel
der Deutlichkeit des Grundschemas zuliebe weggelassen wurde) auf-
zufassen. Wesentliche Veränderungen bemerken wir aber auch an den
vegetabilischen Einzelformen, insbesondere an den Blüthen.


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[191/0217] 7. Die Ausbildung der Ranken-Bordüre. 7. Die Ausbildung der Ranken-Bordüre (des Ranken-Frieses). Die älteste, seit der egyptischen Thutmessidenzeit nachweisbare Art der Verbindung von vegetabilischen Ziermotiven — der Bogen- fries — ist auch in der griechischen Kunst fortdauernd in Gebrauch geblieben. Es ist sozusagen eine der ewigen Formen, zu denen die dekorative Kunst immer wieder wird zurückkehren müssen. Fig. 89 zeigt eine sogen. kyrenische Schale, in deren Mitte von Henkel zu Henkel sich ein Bogenfries zieht. Die nach egyptischer Weise alternirenden Einzelmotive sind birnförmige Blüthen mit dreispältiger Krone, und einfache Knospen. Das Schema erinnert in seiner Gesammterscheinung [Abbildung Fig. 89. Kyrenische Schale.] an die egyptischen (und überhaupt altorientalischen) Beispiele; im Einzelnen sind aber mehrfache Abweichungen erkenntlich. Die dicken Stengel der altorientalischen Vorbilder (Fig. 22, 33), die sich auch noch auf rhodischen Vasen (Fig. 73) finden, haben feinen elastisch geschwun- genen Rankenlinien Platz gemacht, was wir wohl unbedenklich auf Rechnung griechischen Dekorationsgeistes setzen dürfen. Die Heftel kannten zwar auch schon die Vorbilder, und die raumfüllenden Punkte in den Bogenfeldern sind nur analog den an gleicher Stelle und zu gleichem Zwecke verwendeten Rosetten in der egyptischen Kunst (Fig. 22, in welcher Reproduktion aber die Rosetten und anderes Füllsel der Deutlichkeit des Grundschemas zuliebe weggelassen wurde) auf- zufassen. Wesentliche Veränderungen bemerken wir aber auch an den vegetabilischen Einzelformen, insbesondere an den Blüthen.

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Zitationshilfe: Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riegl_stilfragen_1893/217>, abgerufen am 28.03.2024.