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Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.

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5. Altböotisches. Frühattisches.
im Arch. Jahrb. 1888 S. 325 ff. beschrieben hat; ja es wird sich zeigen,
dass wenigstens an einem Beispiele dieser Vasenklasse sich sogar ein
weiterer höchst bedeutsamer Schritt nach Vorwärts feststellen lässt.
Der Eindruck den der Bearbeiter von diesen Vasen anscheinend be-
kommen hat, der Eindruck einer in lokaler Isolirtheit befangenen
Kunstübung, mag vielleicht richtig sein. Dies schliesst aber nicht aus,
dass neben der von Böhlau in den Vordergrund gestellten geometrischen
Dekoration auch eine nicht zu unterschätzende pflanzliche sich vorfindet,
[Abbildung] Fig. 80.

Altböotische Schale.

deren "lebendigen vegetabilischen" Charakter übrigens auch Böhlau88)
wenigstens in Bezug auf die Palmette anerkannt hat. Das Lotus-
Blüthen- und Knospen-Band bei Böhlau, Fig. 14 S. 338, das derselbe
schwer verständlicher Weise mit einem Wellenband nach mykenischer
Art verwechselt hat, will ich nur beiläufig erwähnen, ebenso die selb-
ständigen, nach mykenischer Weise an geschweiften Stengeln sitzenden
Blumen: Lotusprofile mit drei Spitzblättern und bereits ganz griechisch
gebildete Palmetten89). Das Wichtigste für unsere Untersuchung ist das

88) A. a. O. 359.
89) A. a. O. Fig. 10.

5. Altböotisches. Frühattisches.
im Arch. Jahrb. 1888 S. 325 ff. beschrieben hat; ja es wird sich zeigen,
dass wenigstens an einem Beispiele dieser Vasenklasse sich sogar ein
weiterer höchst bedeutsamer Schritt nach Vorwärts feststellen lässt.
Der Eindruck den der Bearbeiter von diesen Vasen anscheinend be-
kommen hat, der Eindruck einer in lokaler Isolirtheit befangenen
Kunstübung, mag vielleicht richtig sein. Dies schliesst aber nicht aus,
dass neben der von Böhlau in den Vordergrund gestellten geometrischen
Dekoration auch eine nicht zu unterschätzende pflanzliche sich vorfindet,
[Abbildung] Fig. 80.

Altböotische Schale.

deren „lebendigen vegetabilischen“ Charakter übrigens auch Böhlau88)
wenigstens in Bezug auf die Palmette anerkannt hat. Das Lotus-
Blüthen- und Knospen-Band bei Böhlau, Fig. 14 S. 338, das derselbe
schwer verständlicher Weise mit einem Wellenband nach mykenischer
Art verwechselt hat, will ich nur beiläufig erwähnen, ebenso die selb-
ständigen, nach mykenischer Weise an geschweiften Stengeln sitzenden
Blumen: Lotusprofile mit drei Spitzblättern und bereits ganz griechisch
gebildete Palmetten89). Das Wichtigste für unsere Untersuchung ist das

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89) A. a. O. Fig. 10.
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[173/0199] 5. Altböotisches. Frühattisches. im Arch. Jahrb. 1888 S. 325 ff. beschrieben hat; ja es wird sich zeigen, dass wenigstens an einem Beispiele dieser Vasenklasse sich sogar ein weiterer höchst bedeutsamer Schritt nach Vorwärts feststellen lässt. Der Eindruck den der Bearbeiter von diesen Vasen anscheinend be- kommen hat, der Eindruck einer in lokaler Isolirtheit befangenen Kunstübung, mag vielleicht richtig sein. Dies schliesst aber nicht aus, dass neben der von Böhlau in den Vordergrund gestellten geometrischen Dekoration auch eine nicht zu unterschätzende pflanzliche sich vorfindet, [Abbildung Fig. 80. Altböotische Schale.] deren „lebendigen vegetabilischen“ Charakter übrigens auch Böhlau 88) wenigstens in Bezug auf die Palmette anerkannt hat. Das Lotus- Blüthen- und Knospen-Band bei Böhlau, Fig. 14 S. 338, das derselbe schwer verständlicher Weise mit einem Wellenband nach mykenischer Art verwechselt hat, will ich nur beiläufig erwähnen, ebenso die selb- ständigen, nach mykenischer Weise an geschweiften Stengeln sitzenden Blumen: Lotusprofile mit drei Spitzblättern und bereits ganz griechisch gebildete Palmetten 89). Das Wichtigste für unsere Untersuchung ist das 88) A. a. O. 359. 89) A. a. O. Fig. 10.

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Zitationshilfe: Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riegl_stilfragen_1893/199>, abgerufen am 23.04.2024.