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Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798.

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§. 49.

Nach §. 13. sind bei den Teichen, nächst den
Dämmen, die Wasserabzüge diejenigen Stük-
ke, die einen besondern Fleiß, Genauigkeit, und
überhaupt Aufmerksamkeit verdienen. Sie geben
eines der vorzüglichsten Mittel ab, Dämme gegen
große Wasserfluthen hinlänglich und bequem zu
sichern, wofern diese übrigens nur eine genugsame
innere Stärke, und sattsame Dicke besitzen. Denn
weder Dicke noch die beste Bearbeitung der Däm-
me ist vor sich allein im Stande, sie gegen eine
solche Wassermenge zu schützen, die über den
Damm selbst hinweglaufen, und bei der großen
Geschicklichkeit des Wassers, sich in die feinsten Risse
und Oeffnungen ein udrängen, in kurzem sich förm-
lich einwaschen, und den Damm stückweise mit
fortführen würde. Wie viel das Wasser durch
sein Einwaschen vermag, kann man fast an jedem
Wehre sehen, wo es fast alle 10 Jahre große Repa-
raturen giebt. Ohne Abzüge würde aber auch
ein Teich einen weit eingeschränktern Nutzen haben,
als wenn er mit solchen versehen ist. Wie schwer
würde es z. E. fallen, ihn nur rein auszufischen?
Die Wasser würden also beinahe ungebraucht da
stehen müssen, ob sie gleich mit vielen Kosten und
Beschwerden gesammlet wären.

Die Wasser-Abzüge bei den Teichen zerfallen
hauptsächlich in zweierlei Arten. Erstlich in solche,
vermittelst deren man den wirklichen Wasservor-

rath
§. 49.

Nach §. 13. ſind bei den Teichen, naͤchſt den
Daͤmmen, die Waſſerabzuͤge diejenigen Stuͤk-
ke, die einen beſondern Fleiß, Genauigkeit, und
uͤberhaupt Aufmerkſamkeit verdienen. Sie geben
eines der vorzuͤglichſten Mittel ab, Daͤmme gegen
große Waſſerfluthen hinlaͤnglich und bequem zu
ſichern, wofern dieſe uͤbrigens nur eine genugſame
innere Staͤrke, und ſattſame Dicke beſitzen. Denn
weder Dicke noch die beſte Bearbeitung der Daͤm-
me iſt vor ſich allein im Stande, ſie gegen eine
ſolche Waſſermenge zu ſchuͤtzen, die uͤber den
Damm ſelbſt hinweglaufen, und bei der großen
Geſchicklichkeit des Waſſers, ſich in die feinſten Riſſe
und Oeffnungen ein udraͤngen, in kurzem ſich foͤrm-
lich einwaſchen, und den Damm ſtuͤckweiſe mit
fortfuͤhren wuͤrde. Wie viel das Waſſer durch
ſein Einwaſchen vermag, kann man faſt an jedem
Wehre ſehen, wo es faſt alle 10 Jahre große Repa-
raturen giebt. Ohne Abzuͤge wuͤrde aber auch
ein Teich einen weit eingeſchraͤnktern Nutzen haben,
als wenn er mit ſolchen verſehen iſt. Wie ſchwer
wuͤrde es z. E. fallen, ihn nur rein auszufiſchen?
Die Waſſer wuͤrden alſo beinahe ungebraucht da
ſtehen muͤſſen, ob ſie gleich mit vielen Koſten und
Beſchwerden geſammlet waͤren.

Die Waſſer-Abzuͤge bei den Teichen zerfallen
hauptſaͤchlich in zweierlei Arten. Erſtlich in ſolche,
vermittelſt deren man den wirklichen Waſſervor-

rath
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[94/0104] §. 49. Nach §. 13. ſind bei den Teichen, naͤchſt den Daͤmmen, die Waſſerabzuͤge diejenigen Stuͤk- ke, die einen beſondern Fleiß, Genauigkeit, und uͤberhaupt Aufmerkſamkeit verdienen. Sie geben eines der vorzuͤglichſten Mittel ab, Daͤmme gegen große Waſſerfluthen hinlaͤnglich und bequem zu ſichern, wofern dieſe uͤbrigens nur eine genugſame innere Staͤrke, und ſattſame Dicke beſitzen. Denn weder Dicke noch die beſte Bearbeitung der Daͤm- me iſt vor ſich allein im Stande, ſie gegen eine ſolche Waſſermenge zu ſchuͤtzen, die uͤber den Damm ſelbſt hinweglaufen, und bei der großen Geſchicklichkeit des Waſſers, ſich in die feinſten Riſſe und Oeffnungen ein udraͤngen, in kurzem ſich foͤrm- lich einwaſchen, und den Damm ſtuͤckweiſe mit fortfuͤhren wuͤrde. Wie viel das Waſſer durch ſein Einwaſchen vermag, kann man faſt an jedem Wehre ſehen, wo es faſt alle 10 Jahre große Repa- raturen giebt. Ohne Abzuͤge wuͤrde aber auch ein Teich einen weit eingeſchraͤnktern Nutzen haben, als wenn er mit ſolchen verſehen iſt. Wie ſchwer wuͤrde es z. E. fallen, ihn nur rein auszufiſchen? Die Waſſer wuͤrden alſo beinahe ungebraucht da ſtehen muͤſſen, ob ſie gleich mit vielen Koſten und Beſchwerden geſammlet waͤren. Die Waſſer-Abzuͤge bei den Teichen zerfallen hauptſaͤchlich in zweierlei Arten. Erſtlich in ſolche, vermittelſt deren man den wirklichen Waſſervor- rath

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Zitationshilfe: Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/104>, abgerufen am 25.04.2024.