Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

und widerspenstig, und da bekömmt ein Aufseher
recht eigentlich seine Noth mit ihnen; besonders
wenn sie demselben im Praktischen überlegen sind,
und er sie nöthigenfalls nicht gleich selbst zu Rechte
weisen, und ihnen entschlossen die Spitze bieten
kann.

§. 76.

Die trägern Personen fleißiger zu machen,
giebt es mehrere Mittel. Am besten ist es, wenn
man in ihnen Ehrgeiz anzuspornen, und sie da-
durch thätiger zu machen sucht. Zu dem Ende
verspreche man ihnen verhältnißmäßige kleine Prä-
mien; und haben sie ihre Arbeit gut gethan, so
gebe man alsdann ihnen auch das Versprochene,
sonst ist alles verlohren. Denn wenn solche Leute
zu ihrer Faulheit noch Mißtrauen gesellen, so wer-
den sie tückisch, und man kann nichts mehr mit
ihnen anfangen, und muß sie fortjagen. Will
man keine Prämien geben, (die man nach und
nach in ein höheres Lohn abändern kann) so stecke
man die Faulen gleich anfangs mit unter die besten,
treuesten Arbeiter, und gebe letztern, insgeheim
oder öffentlich, etwas Unteraufsicht über jene.
Wenn nun Jeder rasch weg arbeitet, so müssen
die Trägern auch mit fort, und sich mehr anstren-
gen, wofern sie nur noch einigermaßen Ehrgefühl
haben.

Mangelt ihnen dieß aber gänzlich, so ist das
Rathsamste, ihnen einen eignen Unteraufseher zu

geben,

und widerſpenſtig, und da bekoͤmmt ein Aufſeher
recht eigentlich ſeine Noth mit ihnen; beſonders
wenn ſie demſelben im Praktiſchen uͤberlegen ſind,
und er ſie noͤthigenfalls nicht gleich ſelbſt zu Rechte
weiſen, und ihnen entſchloſſen die Spitze bieten
kann.

§. 76.

Die traͤgern Perſonen fleißiger zu machen,
giebt es mehrere Mittel. Am beſten iſt es, wenn
man in ihnen Ehrgeiz anzuſpornen, und ſie da-
durch thaͤtiger zu machen ſucht. Zu dem Ende
verſpreche man ihnen verhaͤltnißmaͤßige kleine Praͤ-
mien; und haben ſie ihre Arbeit gut gethan, ſo
gebe man alsdann ihnen auch das Verſprochene,
ſonſt iſt alles verlohren. Denn wenn ſolche Leute
zu ihrer Faulheit noch Mißtrauen geſellen, ſo wer-
den ſie tuͤckiſch, und man kann nichts mehr mit
ihnen anfangen, und muß ſie fortjagen. Will
man keine Praͤmien geben, (die man nach und
nach in ein hoͤheres Lohn abaͤndern kann) ſo ſtecke
man die Faulen gleich anfangs mit unter die beſten,
treueſten Arbeiter, und gebe letztern, insgeheim
oder oͤffentlich, etwas Unteraufſicht uͤber jene.
Wenn nun Jeder raſch weg arbeitet, ſo muͤſſen
die Traͤgern auch mit fort, und ſich mehr anſtren-
gen, wofern ſie nur noch einigermaßen Ehrgefuͤhl
haben.

Mangelt ihnen dieß aber gaͤnzlich, ſo iſt das
Rathſamſte, ihnen einen eignen Unteraufſeher zu

geben,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0170" n="160"/>
und wider&#x017F;pen&#x017F;tig, und da beko&#x0364;mmt ein Auf&#x017F;eher<lb/>
recht eigentlich &#x017F;eine Noth mit ihnen; be&#x017F;onders<lb/>
wenn &#x017F;ie dem&#x017F;elben im Prakti&#x017F;chen u&#x0364;berlegen &#x017F;ind,<lb/>
und er &#x017F;ie no&#x0364;thigenfalls nicht gleich &#x017F;elb&#x017F;t zu Rechte<lb/>
wei&#x017F;en, und ihnen ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en die Spitze bieten<lb/>
kann.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 76.</head><lb/>
              <p>Die tra&#x0364;gern Per&#x017F;onen fleißiger zu machen,<lb/>
giebt es mehrere Mittel. Am be&#x017F;ten i&#x017F;t es, wenn<lb/>
man in ihnen Ehrgeiz anzu&#x017F;pornen, und &#x017F;ie da-<lb/>
durch tha&#x0364;tiger zu machen &#x017F;ucht. Zu dem Ende<lb/>
ver&#x017F;preche man ihnen verha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßige kleine Pra&#x0364;-<lb/>
mien; und haben &#x017F;ie ihre Arbeit gut gethan, &#x017F;o<lb/>
gebe man alsdann ihnen auch das Ver&#x017F;prochene,<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t i&#x017F;t alles verlohren. Denn wenn &#x017F;olche Leute<lb/>
zu ihrer Faulheit noch Mißtrauen ge&#x017F;ellen, &#x017F;o wer-<lb/>
den &#x017F;ie tu&#x0364;cki&#x017F;ch, und man kann nichts mehr mit<lb/>
ihnen anfangen, und muß &#x017F;ie fortjagen. Will<lb/>
man keine Pra&#x0364;mien geben, (die man nach und<lb/>
nach in ein ho&#x0364;heres Lohn aba&#x0364;ndern kann) &#x017F;o &#x017F;tecke<lb/>
man die Faulen gleich anfangs mit unter die be&#x017F;ten,<lb/>
treue&#x017F;ten Arbeiter, und gebe letztern, insgeheim<lb/>
oder o&#x0364;ffentlich, etwas Unterauf&#x017F;icht u&#x0364;ber jene.<lb/>
Wenn nun Jeder ra&#x017F;ch weg arbeitet, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
die Tra&#x0364;gern auch mit fort, und &#x017F;ich mehr an&#x017F;tren-<lb/>
gen, wofern &#x017F;ie nur noch einigermaßen Ehrgefu&#x0364;hl<lb/>
haben.</p><lb/>
              <p>Mangelt ihnen dieß aber ga&#x0364;nzlich, &#x017F;o i&#x017F;t das<lb/>
Rath&#x017F;am&#x017F;te, ihnen einen eignen Unterauf&#x017F;eher zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">geben,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0170] und widerſpenſtig, und da bekoͤmmt ein Aufſeher recht eigentlich ſeine Noth mit ihnen; beſonders wenn ſie demſelben im Praktiſchen uͤberlegen ſind, und er ſie noͤthigenfalls nicht gleich ſelbſt zu Rechte weiſen, und ihnen entſchloſſen die Spitze bieten kann. §. 76. Die traͤgern Perſonen fleißiger zu machen, giebt es mehrere Mittel. Am beſten iſt es, wenn man in ihnen Ehrgeiz anzuſpornen, und ſie da- durch thaͤtiger zu machen ſucht. Zu dem Ende verſpreche man ihnen verhaͤltnißmaͤßige kleine Praͤ- mien; und haben ſie ihre Arbeit gut gethan, ſo gebe man alsdann ihnen auch das Verſprochene, ſonſt iſt alles verlohren. Denn wenn ſolche Leute zu ihrer Faulheit noch Mißtrauen geſellen, ſo wer- den ſie tuͤckiſch, und man kann nichts mehr mit ihnen anfangen, und muß ſie fortjagen. Will man keine Praͤmien geben, (die man nach und nach in ein hoͤheres Lohn abaͤndern kann) ſo ſtecke man die Faulen gleich anfangs mit unter die beſten, treueſten Arbeiter, und gebe letztern, insgeheim oder oͤffentlich, etwas Unteraufſicht uͤber jene. Wenn nun Jeder raſch weg arbeitet, ſo muͤſſen die Traͤgern auch mit fort, und ſich mehr anſtren- gen, wofern ſie nur noch einigermaßen Ehrgefuͤhl haben. Mangelt ihnen dieß aber gaͤnzlich, ſo iſt das Rathſamſte, ihnen einen eignen Unteraufſeher zu geben,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/170
Zitationshilfe: Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/170>, abgerufen am 19.04.2024.