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Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798.

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weit furchtbarern Seite. Wer mannigfaltige und
belehrende Beispiele hievon lesen will, findet sie
in Büsch Mathematik zum Nutzen und Vergnügen.
Er bringt mit leichter Mühe ungeheure Lasten zum
Weichen, welche dem bloßen Ansehn und Urtheil
zu Folge, mehr als hinlänglich diesem Feinde zu
widerstehn scheinen.

§. 22.
Seitendruck des Wassers gegen senkrecht stehende
Flächen.

Um die Gewalt des so gefährlichen Seiten-
drucks zu erforschen, kann man folgende Betrach-
tungen anstellen. Die Erfahrung zeigt, daß sich
Wasser in Gefäßen, oder wie man es sonst auf-
fassen oder aufhalten will, allezeit von selbst in
eine horizontale Lage auf seiner Oberfläche stellt.
Vorausgesetzt, daß es sich nur oberwärts frei
überlassen, und nicht ganz dicht eingezwängt ist.
Stellt man sich bei Figur 6 ein mit Wasser gefüll-
tes Gefäß vor, so wird jede seiner Seitenwände,
welche man nur will, wenn sie weggenommen wird,
das Wasser frei herausschießen lassen. Hieraus
ergiebt sich, daß das Wasser allerwärts hin ei-
nen Seitendruck ausübt. Gesetzt nun, man nähme
eine Seite des Gefäßes, z. E. a b g d, und theilte
sie in unendlich viel und sehr nahe an ein ander
liegende parallele Streifen ein, so würde das ober-
ste dieser Streifen gar keinen Druck erleiden. Das
nächst folgende unter dem obersten, litte schon et-

was.

weit furchtbarern Seite. Wer mannigfaltige und
belehrende Beiſpiele hievon leſen will, findet ſie
in Buͤſch Mathematik zum Nutzen und Vergnuͤgen.
Er bringt mit leichter Muͤhe ungeheure Laſten zum
Weichen, welche dem bloßen Anſehn und Urtheil
zu Folge, mehr als hinlaͤnglich dieſem Feinde zu
widerſtehn ſcheinen.

§. 22.
Seitendruck des Waſſers gegen ſenkrecht ſtehende
Flaͤchen.

Um die Gewalt des ſo gefaͤhrlichen Seiten-
drucks zu erforſchen, kann man folgende Betrach-
tungen anſtellen. Die Erfahrung zeigt, daß ſich
Waſſer in Gefaͤßen, oder wie man es ſonſt auf-
faſſen oder aufhalten will, allezeit von ſelbſt in
eine horizontale Lage auf ſeiner Oberflaͤche ſtellt.
Vorausgeſetzt, daß es ſich nur oberwaͤrts frei
uͤberlaſſen, und nicht ganz dicht eingezwaͤngt iſt.
Stellt man ſich bei Figur 6 ein mit Waſſer gefuͤll-
tes Gefaͤß vor, ſo wird jede ſeiner Seitenwaͤnde,
welche man nur will, wenn ſie weggenommen wird,
das Waſſer frei herausſchießen laſſen. Hieraus
ergiebt ſich, daß das Waſſer allerwaͤrts hin ei-
nen Seitendruck ausuͤbt. Geſetzt nun, man naͤhme
eine Seite des Gefaͤßes, z. E. a b g d, und theilte
ſie in unendlich viel und ſehr nahe an ein ander
liegende parallele Streifen ein, ſo wuͤrde das ober-
ſte dieſer Streifen gar keinen Druck erleiden. Das
naͤchſt folgende unter dem oberſten, litte ſchon et-

was.
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[39/0049] weit furchtbarern Seite. Wer mannigfaltige und belehrende Beiſpiele hievon leſen will, findet ſie in Buͤſch Mathematik zum Nutzen und Vergnuͤgen. Er bringt mit leichter Muͤhe ungeheure Laſten zum Weichen, welche dem bloßen Anſehn und Urtheil zu Folge, mehr als hinlaͤnglich dieſem Feinde zu widerſtehn ſcheinen. §. 22. Seitendruck des Waſſers gegen ſenkrecht ſtehende Flaͤchen. Um die Gewalt des ſo gefaͤhrlichen Seiten- drucks zu erforſchen, kann man folgende Betrach- tungen anſtellen. Die Erfahrung zeigt, daß ſich Waſſer in Gefaͤßen, oder wie man es ſonſt auf- faſſen oder aufhalten will, allezeit von ſelbſt in eine horizontale Lage auf ſeiner Oberflaͤche ſtellt. Vorausgeſetzt, daß es ſich nur oberwaͤrts frei uͤberlaſſen, und nicht ganz dicht eingezwaͤngt iſt. Stellt man ſich bei Figur 6 ein mit Waſſer gefuͤll- tes Gefaͤß vor, ſo wird jede ſeiner Seitenwaͤnde, welche man nur will, wenn ſie weggenommen wird, das Waſſer frei herausſchießen laſſen. Hieraus ergiebt ſich, daß das Waſſer allerwaͤrts hin ei- nen Seitendruck ausuͤbt. Geſetzt nun, man naͤhme eine Seite des Gefaͤßes, z. E. a b g d, und theilte ſie in unendlich viel und ſehr nahe an ein ander liegende parallele Streifen ein, ſo wuͤrde das ober- ſte dieſer Streifen gar keinen Druck erleiden. Das naͤchſt folgende unter dem oberſten, litte ſchon et- was.

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Zitationshilfe: Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/49>, abgerufen am 24.04.2024.