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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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E) "Kelebe" in Bologna, beschrieben B. d. I. 1872 p. 110
ungenau.
Eine Gruppe aus dieser Komposition kehrt wieder auf
F) Amphora in Wien1),
abgeb. Arch. Zeit. 1854 Taf. LXVI 1,
bespr. von O. Jahn a. a. O. S. 230 f.

Endlich gehört in diesen Zusammenhang:
G) Kleine Kylix aus Corneto im Berliner Museum No. 1610,
abgeb. Arch. Zeit. 1854 Taf. LXVI,
bespr. von O. Jahn a. a. O. S. 233.

Der am längsten bekannte Berliner Stamnos (B) mag in der
Besprechung vorangestellt werden. Dem auf einem reich ge-
schmückten Sessel sitzenden Aigisthos ([ - 8 Zeichen fehlen]) stösst der
völlig gerüstete Orestes ([ - 8 Zeichen fehlen]) das Schwert in die Brust.
Umsonst sucht der Getroffene den rechten Arm seines Gegners
zu umfassen und das linke Bein desselben mit seinem rechten
Fuss wegzudrängen. Hinter Orestes eilt in reich geschmücktem
Doppelgewande und Haube Klytaimnestra herbei, das Doppelbeil
über dem Haupte mit beiden Händen erhebend, um den Geliebten,
wenn nicht zu retten, so doch zu rächen ([ - 12 Zeichen fehlen]),
während hinter Aigisthos Elektra ([ - 7 Zeichen fehlen]) erscheint, die Linke
mit der bekannten Geberde des Entsetzens an den Hinterkopf
legend und die Rechte gegen Orestes hin ausstreckend. Das
Befremdliche und, man darf wohl sagen, Peinliche dieser Dar-
stellung liegt darin, dass wir nicht sehen, wie Orestes dem
drohenden Todesstreich entgehen kann. Wohl hat O. Jahn richtig
darauf aufmerksam gemacht, dass Elektra den Orestes durch Zu-
ruf warnt, allein das Beil ist ihm zu nahe, als dass er sich, wenn
er auch noch jetzt die Gefahr bemerkt, davor schützen könnte;
und so muss jeder unbefangene und nicht durch eine bestimmte
Sagenversion voreingenommene Beschauer allerdings den Eindruck

1) Dass diese Vase mit der bei Millin peint. de vases II 24 (darnach
Gall. Myth. 170, 614) abgebildeten, damals in Hope's, früher in Hamiltons
Besitz befindlichen und ferner mit der von Hirt in Catania im Museo Biscari
gesehenen (Berl. Kunstblatt 1829 p. 70) identisch ist, scheint mir unabweislich;
vgl. O. Jahn a. a. O. Anm. 11.
E) „Kelebe“ in Bologna, beschrieben B. d. I. 1872 p. 110
ungenau.
Eine Gruppe aus dieser Komposition kehrt wieder auf
F) Amphora in Wien1),
abgeb. Arch. Zeit. 1854 Taf. LXVI 1,
bespr. von O. Jahn a. a. O. S. 230 f.

Endlich gehört in diesen Zusammenhang:
G) Kleine Kylix aus Corneto im Berliner Museum No. 1610,
abgeb. Arch. Zeit. 1854 Taf. LXVI,
bespr. von O. Jahn a. a. O. S. 233.

Der am längsten bekannte Berliner Stamnos (B) mag in der
Besprechung vorangestellt werden. Dem auf einem reich ge-
schmückten Sessel sitzenden Aigisthos ([ – 8 Zeichen fehlen]) stöſst der
völlig gerüstete Orestes ([ – 8 Zeichen fehlen]) das Schwert in die Brust.
Umsonst sucht der Getroffene den rechten Arm seines Gegners
zu umfassen und das linke Bein desselben mit seinem rechten
Fuſs wegzudrängen. Hinter Orestes eilt in reich geschmücktem
Doppelgewande und Haube Klytaimnestra herbei, das Doppelbeil
über dem Haupte mit beiden Händen erhebend, um den Geliebten,
wenn nicht zu retten, so doch zu rächen ([ – 12 Zeichen fehlen]),
während hinter Aigisthos Elektra ([ – 7 Zeichen fehlen]) erscheint, die Linke
mit der bekannten Geberde des Entsetzens an den Hinterkopf
legend und die Rechte gegen Orestes hin ausstreckend. Das
Befremdliche und, man darf wohl sagen, Peinliche dieser Dar-
stellung liegt darin, daſs wir nicht sehen, wie Orestes dem
drohenden Todesstreich entgehen kann. Wohl hat O. Jahn richtig
darauf aufmerksam gemacht, daſs Elektra den Orestes durch Zu-
ruf warnt, allein das Beil ist ihm zu nahe, als daſs er sich, wenn
er auch noch jetzt die Gefahr bemerkt, davor schützen könnte;
und so muſs jeder unbefangene und nicht durch eine bestimmte
Sagenversion voreingenommene Beschauer allerdings den Eindruck

1) Daſs diese Vase mit der bei Millin peint. de vases II 24 (darnach
Gall. Myth. 170, 614) abgebildeten, damals in Hope’s, früher in Hamiltons
Besitz befindlichen und ferner mit der von Hirt in Catania im Museo Biscari
gesehenen (Berl. Kunstblatt 1829 p. 70) identisch ist, scheint mir unabweislich;
vgl. O. Jahn a. a. O. Anm. 11.
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[150/0164] E) „Kelebe“ in Bologna, beschrieben B. d. I. 1872 p. 110 ungenau. Eine Gruppe aus dieser Komposition kehrt wieder auf F) Amphora in Wien 1), abgeb. Arch. Zeit. 1854 Taf. LXVI 1, bespr. von O. Jahn a. a. O. S. 230 f. Endlich gehört in diesen Zusammenhang: G) Kleine Kylix aus Corneto im Berliner Museum No. 1610, abgeb. Arch. Zeit. 1854 Taf. LXVI, bespr. von O. Jahn a. a. O. S. 233. Der am längsten bekannte Berliner Stamnos (B) mag in der Besprechung vorangestellt werden. Dem auf einem reich ge- schmückten Sessel sitzenden Aigisthos (________) stöſst der völlig gerüstete Orestes (________) das Schwert in die Brust. Umsonst sucht der Getroffene den rechten Arm seines Gegners zu umfassen und das linke Bein desselben mit seinem rechten Fuſs wegzudrängen. Hinter Orestes eilt in reich geschmücktem Doppelgewande und Haube Klytaimnestra herbei, das Doppelbeil über dem Haupte mit beiden Händen erhebend, um den Geliebten, wenn nicht zu retten, so doch zu rächen (____________), während hinter Aigisthos Elektra (_______) erscheint, die Linke mit der bekannten Geberde des Entsetzens an den Hinterkopf legend und die Rechte gegen Orestes hin ausstreckend. Das Befremdliche und, man darf wohl sagen, Peinliche dieser Dar- stellung liegt darin, daſs wir nicht sehen, wie Orestes dem drohenden Todesstreich entgehen kann. Wohl hat O. Jahn richtig darauf aufmerksam gemacht, daſs Elektra den Orestes durch Zu- ruf warnt, allein das Beil ist ihm zu nahe, als daſs er sich, wenn er auch noch jetzt die Gefahr bemerkt, davor schützen könnte; und so muſs jeder unbefangene und nicht durch eine bestimmte Sagenversion voreingenommene Beschauer allerdings den Eindruck 1) Daſs diese Vase mit der bei Millin peint. de vases II 24 (darnach Gall. Myth. 170, 614) abgebildeten, damals in Hope’s, früher in Hamiltons Besitz befindlichen und ferner mit der von Hirt in Catania im Museo Biscari gesehenen (Berl. Kunstblatt 1829 p. 70) identisch ist, scheint mir unabweislich; vgl. O. Jahn a. a. O. Anm. 11.

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/164>, abgerufen am 28.03.2024.