Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

unrichtig gemacht würde. Zu diesem Ende
ließ ich einen eisernen Drath machen, welcher
in die Oefnung der Röhre genau paßte, und
damit verstopfte ich jederzeit die Röhre, ehe
ich sie aus dem Feuer nahm, und ließ auch
denselben so lang darinne, biß die Abkühlung
im Wasser geschehen war. Hierauf zog ich
erst unter dem Wasser diesen Drath heraus,
damit das Wasser herein gehen, und den
von Luft entledigten Raum anfüllen konnte.

Anmerkung.

Da die Luft, welche die Röhre, so lange
sie glüend war, gänzlich erfüllte, nach
der Abkühlung nur noch den vierdten Theil
einnahm; so folget hieraus unstreitig, daß
wenn die Luft in einem verschlossenen Raum
biß auf den Grad des glüenden Eisens erhitzet
wird, ihre Elasticitaet vier mahl so groß seyn
werde, als vorher, und daß dieselbe also mit
der natürlichen Luft nicht eher im Gleichge-
wichte seyn könne, als biß sie sich in einen
4 mahl grösseren Raum ausgebreitet. Ob
nun gleich dieses bey der natürlichen Luft sei-
ne vollige Richtigkeit haben mag, so hat man
doch noch grosse Ursache zu zweifeln, ob eine
etliche hundert mahl dichtere Luft, dergleichen
im Pulver eingeschlossen ist, gleichfalls eine
4 mahl grössere Elasticitaet bekomme, wenn

dieselbe

unrichtig gemacht wuͤrde. Zu dieſem Ende
ließ ich einen eiſernen Drath machen, welcher
in die Oefnung der Roͤhre genau paßte, und
damit verſtopfte ich jederzeit die Roͤhre, ehe
ich ſie aus dem Feuer nahm, und ließ auch
denſelben ſo lang darinne, biß die Abkuͤhlung
im Waſſer geſchehen war. Hierauf zog ich
erſt unter dem Waſſer dieſen Drath heraus,
damit das Waſſer herein gehen, und den
von Luft entledigten Raum anfuͤllen konnte.

Anmerkung.

Da die Luft, welche die Roͤhre, ſo lange
ſie gluͤend war, gaͤnzlich erfuͤllte, nach
der Abkuͤhlung nur noch den vierdten Theil
einnahm; ſo folget hieraus unſtreitig, daß
wenn die Luft in einem verſchloſſenen Raum
biß auf den Grad des gluͤenden Eiſens erhitzet
wird, ihre Elaſticitæt vier mahl ſo groß ſeyn
werde, als vorher, und daß dieſelbe alſo mit
der natuͤrlichen Luft nicht eher im Gleichge-
wichte ſeyn koͤnne, als biß ſie ſich in einen
4 mahl groͤſſeren Raum ausgebreitet. Ob
nun gleich dieſes bey der natuͤrlichen Luft ſei-
ne vollige Richtigkeit haben mag, ſo hat man
doch noch groſſe Urſache zu zweifeln, ob eine
etliche hundert mahl dichtere Luft, dergleichen
im Pulver eingeſchloſſen iſt, gleichfalls eine
4 mahl groͤſſere Elaſticitæt bekomme, wenn

dieſelbe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0118" n="98"/>
unrichtig gemacht wu&#x0364;rde. Zu die&#x017F;em Ende<lb/>
ließ ich einen ei&#x017F;ernen Drath machen, welcher<lb/>
in die Oefnung der Ro&#x0364;hre genau paßte, und<lb/>
damit ver&#x017F;topfte ich jederzeit die Ro&#x0364;hre, ehe<lb/>
ich &#x017F;ie aus dem Feuer nahm, und ließ auch<lb/>
den&#x017F;elben &#x017F;o lang darinne, biß die Abku&#x0364;hlung<lb/>
im Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;chehen war. Hierauf zog ich<lb/>
er&#x017F;t unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;en Drath heraus,<lb/>
damit das Wa&#x017F;&#x017F;er herein gehen, und den<lb/>
von Luft entledigten Raum anfu&#x0364;llen konnte.</p><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Anmerkung.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>a die Luft, welche die Ro&#x0364;hre, &#x017F;o lange<lb/>
&#x017F;ie glu&#x0364;end war, ga&#x0364;nzlich erfu&#x0364;llte, nach<lb/>
der Abku&#x0364;hlung nur noch den vierdten Theil<lb/>
einnahm; &#x017F;o folget hieraus un&#x017F;treitig, daß<lb/>
wenn die Luft in einem ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Raum<lb/>
biß auf den <hi rendition="#aq">Grad</hi> des glu&#x0364;enden Ei&#x017F;ens erhitzet<lb/>
wird, ihre <hi rendition="#aq">Ela&#x017F;ticitæt</hi> vier mahl &#x017F;o groß &#x017F;eyn<lb/>
werde, als vorher, und daß die&#x017F;elbe al&#x017F;o mit<lb/>
der natu&#x0364;rlichen Luft nicht eher im Gleichge-<lb/>
wichte &#x017F;eyn ko&#x0364;nne, als biß &#x017F;ie &#x017F;ich in einen<lb/>
4 mahl gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren Raum ausgebreitet. Ob<lb/>
nun gleich die&#x017F;es bey der natu&#x0364;rlichen Luft &#x017F;ei-<lb/>
ne vollige Richtigkeit haben mag, &#x017F;o hat man<lb/>
doch noch gro&#x017F;&#x017F;e Ur&#x017F;ache zu zweifeln, ob eine<lb/>
etliche hundert mahl dichtere Luft, dergleichen<lb/>
im Pulver einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, gleichfalls eine<lb/>
4 mahl gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Ela&#x017F;ticitæt</hi> bekomme, wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;elbe</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0118] unrichtig gemacht wuͤrde. Zu dieſem Ende ließ ich einen eiſernen Drath machen, welcher in die Oefnung der Roͤhre genau paßte, und damit verſtopfte ich jederzeit die Roͤhre, ehe ich ſie aus dem Feuer nahm, und ließ auch denſelben ſo lang darinne, biß die Abkuͤhlung im Waſſer geſchehen war. Hierauf zog ich erſt unter dem Waſſer dieſen Drath heraus, damit das Waſſer herein gehen, und den von Luft entledigten Raum anfuͤllen konnte. Anmerkung. Da die Luft, welche die Roͤhre, ſo lange ſie gluͤend war, gaͤnzlich erfuͤllte, nach der Abkuͤhlung nur noch den vierdten Theil einnahm; ſo folget hieraus unſtreitig, daß wenn die Luft in einem verſchloſſenen Raum biß auf den Grad des gluͤenden Eiſens erhitzet wird, ihre Elaſticitæt vier mahl ſo groß ſeyn werde, als vorher, und daß dieſelbe alſo mit der natuͤrlichen Luft nicht eher im Gleichge- wichte ſeyn koͤnne, als biß ſie ſich in einen 4 mahl groͤſſeren Raum ausgebreitet. Ob nun gleich dieſes bey der natuͤrlichen Luft ſei- ne vollige Richtigkeit haben mag, ſo hat man doch noch groſſe Urſache zu zweifeln, ob eine etliche hundert mahl dichtere Luft, dergleichen im Pulver eingeſchloſſen iſt, gleichfalls eine 4 mahl groͤſſere Elaſticitæt bekomme, wenn dieſelbe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/118
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/118>, abgerufen am 18.04.2024.