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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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welche abzuhalten oder magisch heranzuziehen, die Zauberer
und Geisterbanner verhiessen. Der Glaube kam ihnen ent-
gegen; doch ist nicht denkbar, dass sie bei Durchführung ihrer
Verheissungen Betrug und Frevel fernhalten konnten.

7.

Wir kennen die mantische und kathartische Bewegung
und was sich aus ihr entwickelte kaum anders als im Zustand

bilder an Hausthüren, auf Gräbern, epi triodois befestigt, kommen -- wie
in später Superstition so oft -- schon vor) der manteis und teratoskopoi,
ihren katadeseis, epagogai, epodai und sonstigen magganeiai war, sieht
man namentlich aus Plato Leg. XI 933 A--E. (Plato selbst weist die
Möglichkeit solcher Zauberwirkungen nicht ab; er konnte sie, bei seiner
Dämonentheorie, allenfalls gelten lassen. S. Symp. 203 A). epagogai
sind Geister- und Götterbannungen (s. Ruhnk. Tim. lex. p. 115. Gleich-
bedeutend epipompai: s. oben p. 249, 1. epipempein oft in diesem Sinne in
hymn. Orph.). katadeseis, katadesmoi sind die "Bindungen", durch
die der Geisterbanner die Unsichtbaren magisch zwingt, seinen Willen zu
thun. katadein, katadesmeuein bleibt der technische Ausdruck für diesen
Zwang in den Zauberbüchern bis in späteste Zeit. katadeseis, katades-
moi (Pap. Paris. 336) in ihrer Art sind die Devotionen oder Defixionen
(s. Gothofred. ad Cod. Theodos. 9, 16, 3 extr.), die man, auf Metall-
täfelchen geschrieben, in Mengen in Gräbern gefunden hat. Stets bedarf
es eines Zwanges; denn die Geister kommen ungern. Der Zauberer ist
(durch Kraft seiner Sprüche und Ceremonien) ihr Herr; er übt über sie
jene anagke (o epanagkos oft in den Zauberbüchern), peithanagke, von der
namentlich, angeregt durch Pythagoras von Rhodos, Porphyrius redet,
bei Euseb. praep. ev. 5, 8 (peithein nennt es gemildert Plato); das äusserste
sind die biastikai apeilai, von denen Jamblich. de myst. 6, 5 spricht.
(to deina praxeis kan theles kan me theles: Refrain in dem Zauberhymnus
des Pariser Zauberbuches Z. 2242 ff.). Als völlige Wetterzauberer er-
scheinen die manteis und kathartai bei Hippocr. morb. sacr. p. 591: sie
wollen (nach alter Kunst thessalischer Zauberfrauen) den Mond herab-
ziehen können, die Sonne verschwinden lassen, Regen oder Dürre herbei-
führen u. s. w. Ein genos der anemokoitai in Korinth konnte tous anemous
koimizein (Hesych. Suid. s. anemok. Vgl. Welcker, Kl. Schr. 3, 63). Gleiches
wie jene Katharten von sich rühmte spätere Sage von Abaris, Epi-
menides, Pythagoras u. s. w.: Porphyr. v. Pyth. 28. 29 (Jamblich. 135 f.);
Empedokles verheisst es seinem eigenen Schüler (464 ff. Mull. vgl. Welcker,
Kl. Schr. 3, 60 f.). -- Dies Proben zauberhaften Treibens aus frühen
Zeiten. Die überfliessende Fülle solches Unwesens in späteren Perioden
soll hier nicht weiter berührt werden, als zur Erläuterung älterer Berichte
dienlich ist.

welche abzuhalten oder magisch heranzuziehen, die Zauberer
und Geisterbanner verhiessen. Der Glaube kam ihnen ent-
gegen; doch ist nicht denkbar, dass sie bei Durchführung ihrer
Verheissungen Betrug und Frevel fernhalten konnten.

7.

Wir kennen die mantische und kathartische Bewegung
und was sich aus ihr entwickelte kaum anders als im Zustand

bilder an Hausthüren, auf Gräbern, ἐπὶ τριόδοις befestigt, kommen — wie
in später Superstition so oft — schon vor) der μάντεις und τερατοσκόποι,
ihren καταδέσεις, ἐπαγωγαί, ὲπῳδαί und sonstigen μαγγανεῖαι war, sieht
man namentlich aus Plato Leg. XI 933 A—E. (Plato selbst weist die
Möglichkeit solcher Zauberwirkungen nicht ab; er konnte sie, bei seiner
Dämonentheorie, allenfalls gelten lassen. S. Symp. 203 A). ἐπαγωγαί
sind Geister- und Götterbannungen (s. Ruhnk. Tim. lex. p. 115. Gleich-
bedeutend ἐπιπομπαί: s. oben p. 249, 1. ἐπιπέμπειν oft in diesem Sinne in
hymn. Orph.). καταδέσεις, κατάδεσμοι sind die „Bindungen“, durch
die der Geisterbanner die Unsichtbaren magisch zwingt, seinen Willen zu
thun. καταδεῖν, καταδεσμεύειν bleibt der technische Ausdruck für diesen
Zwang in den Zauberbüchern bis in späteste Zeit. καταδέσεις, κατάδεσ-
μοι (Pap. Paris. 336) in ihrer Art sind die Devotionen oder Defixionen
(s. Gothofred. ad Cod. Theodos. 9, 16, 3 extr.), die man, auf Metall-
täfelchen geschrieben, in Mengen in Gräbern gefunden hat. Stets bedarf
es eines Zwanges; denn die Geister kommen ungern. Der Zauberer ist
(durch Kraft seiner Sprüche und Ceremonien) ihr Herr; er übt über sie
jene ἀνάγκη (ὁ ἐπάναγκος oft in den Zauberbüchern), πειϑανάγκη, von der
namentlich, angeregt durch Pythagoras von Rhodos, Porphyrius redet,
bei Euseb. praep. ev. 5, 8 (πείϑειν nennt es gemildert Plato); das äusserste
sind die βιαστικαὶ ἀπειλαί, von denen Jamblich. de myst. 6, 5 spricht.
(τὸ δεῖνα πράξεις κἂν ϑέλῃς κἂν μὴ ϑέλῃς: Refrain in dem Zauberhymnus
des Pariser Zauberbuches Z. 2242 ff.). Als völlige Wetterzauberer er-
scheinen die μάντεις und καϑαρταί bei Hippocr. morb. sacr. p. 591: sie
wollen (nach alter Kunst thessalischer Zauberfrauen) den Mond herab-
ziehen können, die Sonne verschwinden lassen, Regen oder Dürre herbei-
führen u. s. w. Ein γένος der ἀνεμοκοῖται in Korinth konnte τοὺς ἀνέμους
κοιμίζειν (Hesych. Suid. s. ἀνεμοκ. Vgl. Welcker, Kl. Schr. 3, 63). Gleiches
wie jene Katharten von sich rühmte spätere Sage von Abaris, Epi-
menides, Pythagoras u. s. w.: Porphyr. v. Pyth. 28. 29 (Jamblich. 135 f.);
Empedokles verheisst es seinem eigenen Schüler (464 ff. Mull. vgl. Welcker,
Kl. Schr. 3, 60 f.). — Dies Proben zauberhaften Treibens aus frühen
Zeiten. Die überfliessende Fülle solches Unwesens in späteren Perioden
soll hier nicht weiter berührt werden, als zur Erläuterung älterer Berichte
dienlich ist.
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[379/0395] welche abzuhalten oder magisch heranzuziehen, die Zauberer und Geisterbanner verhiessen. Der Glaube kam ihnen ent- gegen; doch ist nicht denkbar, dass sie bei Durchführung ihrer Verheissungen Betrug und Frevel fernhalten konnten. 7. Wir kennen die mantische und kathartische Bewegung und was sich aus ihr entwickelte kaum anders als im Zustand 3) 3) bilder an Hausthüren, auf Gräbern, ἐπὶ τριόδοις befestigt, kommen — wie in später Superstition so oft — schon vor) der μάντεις und τερατοσκόποι, ihren καταδέσεις, ἐπαγωγαί, ὲπῳδαί und sonstigen μαγγανεῖαι war, sieht man namentlich aus Plato Leg. XI 933 A—E. (Plato selbst weist die Möglichkeit solcher Zauberwirkungen nicht ab; er konnte sie, bei seiner Dämonentheorie, allenfalls gelten lassen. S. Symp. 203 A). ἐπαγωγαί sind Geister- und Götterbannungen (s. Ruhnk. Tim. lex. p. 115. Gleich- bedeutend ἐπιπομπαί: s. oben p. 249, 1. ἐπιπέμπειν oft in diesem Sinne in hymn. Orph.). καταδέσεις, κατάδεσμοι sind die „Bindungen“, durch die der Geisterbanner die Unsichtbaren magisch zwingt, seinen Willen zu thun. καταδεῖν, καταδεσμεύειν bleibt der technische Ausdruck für diesen Zwang in den Zauberbüchern bis in späteste Zeit. καταδέσεις, κατάδεσ- μοι (Pap. Paris. 336) in ihrer Art sind die Devotionen oder Defixionen (s. Gothofred. ad Cod. Theodos. 9, 16, 3 extr.), die man, auf Metall- täfelchen geschrieben, in Mengen in Gräbern gefunden hat. Stets bedarf es eines Zwanges; denn die Geister kommen ungern. Der Zauberer ist (durch Kraft seiner Sprüche und Ceremonien) ihr Herr; er übt über sie jene ἀνάγκη (ὁ ἐπάναγκος oft in den Zauberbüchern), πειϑανάγκη, von der namentlich, angeregt durch Pythagoras von Rhodos, Porphyrius redet, bei Euseb. praep. ev. 5, 8 (πείϑειν nennt es gemildert Plato); das äusserste sind die βιαστικαὶ ἀπειλαί, von denen Jamblich. de myst. 6, 5 spricht. (τὸ δεῖνα πράξεις κἂν ϑέλῃς κἂν μὴ ϑέλῃς: Refrain in dem Zauberhymnus des Pariser Zauberbuches Z. 2242 ff.). Als völlige Wetterzauberer er- scheinen die μάντεις und καϑαρταί bei Hippocr. morb. sacr. p. 591: sie wollen (nach alter Kunst thessalischer Zauberfrauen) den Mond herab- ziehen können, die Sonne verschwinden lassen, Regen oder Dürre herbei- führen u. s. w. Ein γένος der ἀνεμοκοῖται in Korinth konnte τοὺς ἀνέμους κοιμίζειν (Hesych. Suid. s. ἀνεμοκ. Vgl. Welcker, Kl. Schr. 3, 63). Gleiches wie jene Katharten von sich rühmte spätere Sage von Abaris, Epi- menides, Pythagoras u. s. w.: Porphyr. v. Pyth. 28. 29 (Jamblich. 135 f.); Empedokles verheisst es seinem eigenen Schüler (464 ff. Mull. vgl. Welcker, Kl. Schr. 3, 60 f.). — Dies Proben zauberhaften Treibens aus frühen Zeiten. Die überfliessende Fülle solches Unwesens in späteren Perioden soll hier nicht weiter berührt werden, als zur Erläuterung älterer Berichte dienlich ist.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/395>, abgerufen am 25.04.2024.