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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. XII. Capitul.
ne feine Regularite dadurch zuwege bringen, die
ungleichen Winckel und Ecken, damit das Gemach
sein Quadrat bekomme, verhängen, so kan man
auch die Gemächer damit etwas kleiner machen,
und einige von den zu vielen Fenstern verhängen.
Sie halten einige Kälte auf, und in den großen
Städten, wo die Zimmer theuer sind, kan man da-
mit etwas mehr Raum gewinnen, besondere Ab-
theilungen machen, und einige Meublen von
Schräncken, Tischen, u. s. w. derer man in dem
Gemach zum Aufputz nicht nöthig hat, dahinter
verwahren. Hingegen ist auch diese Beschwer-
lichkeit bey ihnen wieder anzutreffen, daß sie wegen
des Feuers gefährlich, indem es gar leicht gesche-
hen kan, daß einer mit einem Licht oder Wachs-
stock hinein fährt, und ein Gebäude hiedurch in
Brand steckt.

§. 29. Es werden nicht allein die ordentlichen
Wohnungs-Zimmer in vornehmen Häusern aus-
tapezirt, sondern auch die Küchstübgen. Hierbey
erinnere mich, daß Anno 1702. Pabst Clemens
XI.
den Gemahlinnen der Ambassadeurs verbo-
then, in den Küchen keine Tapezerien sich mehr zu
bedienen. Der Autor des I. Stücks der Europäi-
schen Fama macht hiebey p. 9. folgende Anmer-
ckung: Wo dergleichen theatralische Decora-
tion
en bey dem GOttesdienst vorgiengen, da wäre
das Hertz insgemein mit Thorheit und Eitelkeit
tapezirt, und wäre daher zu wünschen, daß man bey
allen Religionen sich den Apostolischen Ernst Jh-

rer

II. Theil. XII. Capitul.
ne feine Regularité dadurch zuwege bringen, die
ungleichen Winckel und Ecken, damit das Gemach
ſein Quadrat bekomme, verhaͤngen, ſo kan man
auch die Gemaͤcher damit etwas kleiner machen,
und einige von den zu vielen Fenſtern verhaͤngen.
Sie halten einige Kaͤlte auf, und in den großen
Staͤdten, wo die Zimmer theuer ſind, kan man da-
mit etwas mehr Raum gewinnen, beſondere Ab-
theilungen machen, und einige Meublen von
Schraͤncken, Tiſchen, u. ſ. w. derer man in dem
Gemach zum Aufputz nicht noͤthig hat, dahinter
verwahren. Hingegen iſt auch dieſe Beſchwer-
lichkeit bey ihnen wieder anzutreffen, daß ſie wegen
des Feuers gefaͤhrlich, indem es gar leicht geſche-
hen kan, daß einer mit einem Licht oder Wachs-
ſtock hinein faͤhrt, und ein Gebaͤude hiedurch in
Brand ſteckt.

§. 29. Es werden nicht allein die ordentlichen
Wohnungs-Zimmer in vornehmen Haͤuſern aus-
tapezirt, ſondern auch die Kuͤchſtuͤbgen. Hierbey
erinnere mich, daß Anno 1702. Pabſt Clemens
XI.
den Gemahlinnen der Ambaſſadeurs verbo-
then, in den Kuͤchen keine Tapezerien ſich mehr zu
bedienen. Der Autor des I. Stuͤcks der Europaͤi-
ſchen Fama macht hiebey p. 9. folgende Anmer-
ckung: Wo dergleichen theatraliſche Decora-
tion
en bey dem GOttesdienſt vorgiengen, da waͤre
das Hertz insgemein mit Thorheit und Eitelkeit
tapezirt, und waͤre daher zu wuͤnſchen, daß man bey
allen Religionen ſich den Apoſtoliſchen Ernſt Jh-

rer
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[536/0556] II. Theil. XII. Capitul. ne feine Regularité dadurch zuwege bringen, die ungleichen Winckel und Ecken, damit das Gemach ſein Quadrat bekomme, verhaͤngen, ſo kan man auch die Gemaͤcher damit etwas kleiner machen, und einige von den zu vielen Fenſtern verhaͤngen. Sie halten einige Kaͤlte auf, und in den großen Staͤdten, wo die Zimmer theuer ſind, kan man da- mit etwas mehr Raum gewinnen, beſondere Ab- theilungen machen, und einige Meublen von Schraͤncken, Tiſchen, u. ſ. w. derer man in dem Gemach zum Aufputz nicht noͤthig hat, dahinter verwahren. Hingegen iſt auch dieſe Beſchwer- lichkeit bey ihnen wieder anzutreffen, daß ſie wegen des Feuers gefaͤhrlich, indem es gar leicht geſche- hen kan, daß einer mit einem Licht oder Wachs- ſtock hinein faͤhrt, und ein Gebaͤude hiedurch in Brand ſteckt. §. 29. Es werden nicht allein die ordentlichen Wohnungs-Zimmer in vornehmen Haͤuſern aus- tapezirt, ſondern auch die Kuͤchſtuͤbgen. Hierbey erinnere mich, daß Anno 1702. Pabſt Clemens XI. den Gemahlinnen der Ambaſſadeurs verbo- then, in den Kuͤchen keine Tapezerien ſich mehr zu bedienen. Der Autor des I. Stuͤcks der Europaͤi- ſchen Fama macht hiebey p. 9. folgende Anmer- ckung: Wo dergleichen theatraliſche Decora- tionen bey dem GOttesdienſt vorgiengen, da waͤre das Hertz insgemein mit Thorheit und Eitelkeit tapezirt, und waͤre daher zu wuͤnſchen, daß man bey allen Religionen ſich den Apoſtoliſchen Ernſt Jh- rer

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/556>, abgerufen am 28.03.2024.