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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. XIX. Capitul.
prosa oder in Reimen, und hat man von dergleichen
gantze Volumina angefüllt.

Das XIX. Capitul.
Von den Hof- und Land-
Trauern.

§. 1.

Es ist unter den grossen Herren, ob sie schon
einander mit naher Anverwandtschafft
eben nicht zugethan, gar gewöhnlich daß
sie einander die Trauer-Fälle, die sich in
ihren Hoch-Fürstlichen Häusern zutragen, notifi-
ci
ren. Doch geschiehet dieses eben nicht an alle
ohne Unterschied, sondern an diejenigen, die an Di-
gnit
äten nicht allzu weit von ihnen entfernet, mit de-
nen sie bekandt sind, vor die sie eine besondere Liebe
und Hochachtung hegen, mit denen sie in einiger
Verbindung stehen, und mit denen sie auch sonst
in einiger Correspondence sind.

§. 2. So bald die Notifications-Schreiben
einlauffen, ergehet alsobald die Antwort wieder
darauf. Sind sie nah mit ihnen verwandt, oder
haben einen besondern Egard und grosse Ergeben-
heit vor sie, so schicken sie ein eigenhändiges Ant-
wort-Schreiben an sie ab. Es ist auch unter den
Evangelischen Fürsten gar gewöhnlich, daß sie den
andern die gehaltenen Leich-Predigten zuschicken.

Diese

I. Theil. XIX. Capitul.
proſa oder in Reimen, und hat man von dergleichen
gantze Volumina angefuͤllt.

Das XIX. Capitul.
Von den Hof- und Land-
Trauern.

§. 1.

Es iſt unter den groſſen Herren, ob ſie ſchon
einander mit naher Anverwandtſchafft
eben nicht zugethan, gar gewoͤhnlich daß
ſie einander die Trauer-Faͤlle, die ſich in
ihren Hoch-Fuͤrſtlichen Haͤuſern zutragen, notifi-
ci
ren. Doch geſchiehet dieſes eben nicht an alle
ohne Unterſchied, ſondern an diejenigen, die an Di-
gnit
aͤten nicht allzu weit von ihnen entfernet, mit de-
nen ſie bekandt ſind, vor die ſie eine beſondere Liebe
und Hochachtung hegen, mit denen ſie in einiger
Verbindung ſtehen, und mit denen ſie auch ſonſt
in einiger Correſpondence ſind.

§. 2. So bald die Notifications-Schreiben
einlauffen, ergehet alſobald die Antwort wieder
darauf. Sind ſie nah mit ihnen verwandt, oder
haben einen beſondern Egard und groſſe Ergeben-
heit vor ſie, ſo ſchicken ſie ein eigenhaͤndiges Ant-
wort-Schreiben an ſie ab. Es iſt auch unter den
Evangeliſchen Fuͤrſten gar gewoͤhnlich, daß ſie den
andern die gehaltenen Leich-Predigten zuſchicken.

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[328/0352] I. Theil. XIX. Capitul. proſa oder in Reimen, und hat man von dergleichen gantze Volumina angefuͤllt. Das XIX. Capitul. Von den Hof- und Land- Trauern. §. 1. Es iſt unter den groſſen Herren, ob ſie ſchon einander mit naher Anverwandtſchafft eben nicht zugethan, gar gewoͤhnlich daß ſie einander die Trauer-Faͤlle, die ſich in ihren Hoch-Fuͤrſtlichen Haͤuſern zutragen, notifi- ciren. Doch geſchiehet dieſes eben nicht an alle ohne Unterſchied, ſondern an diejenigen, die an Di- gnitaͤten nicht allzu weit von ihnen entfernet, mit de- nen ſie bekandt ſind, vor die ſie eine beſondere Liebe und Hochachtung hegen, mit denen ſie in einiger Verbindung ſtehen, und mit denen ſie auch ſonſt in einiger Correſpondence ſind. §. 2. So bald die Notifications-Schreiben einlauffen, ergehet alſobald die Antwort wieder darauf. Sind ſie nah mit ihnen verwandt, oder haben einen beſondern Egard und groſſe Ergeben- heit vor ſie, ſo ſchicken ſie ein eigenhaͤndiges Ant- wort-Schreiben an ſie ab. Es iſt auch unter den Evangeliſchen Fuͤrſten gar gewoͤhnlich, daß ſie den andern die gehaltenen Leich-Predigten zuſchicken. Dieſe

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/352>, abgerufen am 29.03.2024.