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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. X. Capitul.
Matrosen sind alsdann auf das prächtigste geklei-
det, auf dem Haupt-Schiff steckt eine vortreffliche
Standarte, und an dessen Vordertheil lassen sich
Trompeter hören. Andere von den Grossen des
Landes kommen ebenfalls entgegen, lagern sich um
das Leib-Schiff, und ruffen vielmahls mit dem am
Ufer stehenden Volck ein höchst erfreuliches Vivat,
Vivat
aus.

Das X. Capitul.
Von den Fürstlichen Vermäh-
lungen.

§. 1.

Es geschicht nicht selten, daß diejenigen, so
sonst Länder und Unterthanen zu beherr-
schen pflegen, bey ihren Vermählungen
ihren eigenen Willen beherrschen, und
sich mit einem Ehegatten verbinden müssen, nicht,
wie sie ihn sonst nach dem natürlichen und freyen
Zuge ihres Hertzens erwehlen würden, sondern, wie
sie nach ihren besondern Staats-Absichten hierzu
genöthiget werden.

§. 2. Bißweilen suchen sie sich nach ihrer eige-
nen Willkühr eine Gemahlin aus, ohne iemand
darum zu befragen, bißweilen aber erwehlen sie die-
jenigen, die ihre Hoch-Fürstliche Eltern ihnen vor-
schlagen, oder pflegen doch dieserhalben des Bey-
raths mit ihren Hoch-Fürstlichen Anverwandten

Es

I. Theil. X. Capitul.
Matroſen ſind alsdann auf das praͤchtigſte geklei-
det, auf dem Haupt-Schiff ſteckt eine vortreffliche
Standarte, und an deſſen Vordertheil laſſen ſich
Trompeter hoͤren. Andere von den Groſſen des
Landes kommen ebenfalls entgegen, lagern ſich um
das Leib-Schiff, und ruffen vielmahls mit dem am
Ufer ſtehenden Volck ein hoͤchſt erfreuliches Vivat,
Vivat
aus.

Das X. Capitul.
Von den Fuͤrſtlichen Vermaͤh-
lungen.

§. 1.

Es geſchicht nicht ſelten, daß diejenigen, ſo
ſonſt Laͤnder und Unterthanen zu beherr-
ſchen pflegen, bey ihren Vermaͤhlungen
ihren eigenen Willen beherrſchen, und
ſich mit einem Ehegatten verbinden muͤſſen, nicht,
wie ſie ihn ſonſt nach dem natuͤrlichen und freyen
Zuge ihres Hertzens erwehlen wuͤrden, ſondern, wie
ſie nach ihren beſondern Staats-Abſichten hierzu
genoͤthiget werden.

§. 2. Bißweilen ſuchen ſie ſich nach ihrer eige-
nen Willkuͤhr eine Gemahlin aus, ohne iemand
darum zu befragen, bißweilen aber erwehlen ſie die-
jenigen, die ihre Hoch-Fuͤrſtliche Eltern ihnen vor-
ſchlagen, oder pflegen doch dieſerhalben des Bey-
raths mit ihren Hoch-Fuͤrſtlichen Anverwandten

Es
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[132/0156] I. Theil. X. Capitul. Matroſen ſind alsdann auf das praͤchtigſte geklei- det, auf dem Haupt-Schiff ſteckt eine vortreffliche Standarte, und an deſſen Vordertheil laſſen ſich Trompeter hoͤren. Andere von den Groſſen des Landes kommen ebenfalls entgegen, lagern ſich um das Leib-Schiff, und ruffen vielmahls mit dem am Ufer ſtehenden Volck ein hoͤchſt erfreuliches Vivat, Vivat aus. Das X. Capitul. Von den Fuͤrſtlichen Vermaͤh- lungen. §. 1. Es geſchicht nicht ſelten, daß diejenigen, ſo ſonſt Laͤnder und Unterthanen zu beherr- ſchen pflegen, bey ihren Vermaͤhlungen ihren eigenen Willen beherrſchen, und ſich mit einem Ehegatten verbinden muͤſſen, nicht, wie ſie ihn ſonſt nach dem natuͤrlichen und freyen Zuge ihres Hertzens erwehlen wuͤrden, ſondern, wie ſie nach ihren beſondern Staats-Abſichten hierzu genoͤthiget werden. §. 2. Bißweilen ſuchen ſie ſich nach ihrer eige- nen Willkuͤhr eine Gemahlin aus, ohne iemand darum zu befragen, bißweilen aber erwehlen ſie die- jenigen, die ihre Hoch-Fuͤrſtliche Eltern ihnen vor- ſchlagen, oder pflegen doch dieſerhalben des Bey- raths mit ihren Hoch-Fuͤrſtlichen Anverwandten Es

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/156>, abgerufen am 29.03.2024.