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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. XIII. Capitul.
halten denn Conferentien mit den Gegenseitigen
Ministris, und bemühen sich, einen guten Vergleich
zum Vortheil ihrer Herrschafft zu treffen. Da es
bißweilen unmöglich ist, in den Tractaten, die bey-
derseits Hoch-Fürstliche Theile mit einander schlies-
sen, alle Fälle vorher zu sehen, manche Puncte,
auch in den Pactis, nicht mit aller Deutlichkeit, wie
es wohl seyn könte und solte, iederzeit exprimiret
werden, so geschicht es nicht selten, daß, über die
Haupt-Vergleiche, hernach noch gewisse Neben-
Recesse, oder, nach Verfliessung einiger Zeit, be-
sondere Dilucidations- und Erläuterungs-Recesse
aufgerichtet werden.

§. 23. Können die Demeleen auf keinerley fried-
liche Weise beygelegt werden, so provociren die
Fürsten in Teutschland, denen dieses zukommt, auf
das Recht der Fürstlichen Austräge, oder sie im-
plori
ren das allerhöchste Kayserliche Ober-Rich-
terliche Amt, nachdem sie vorher alle gelinde Mit-
tel und Wege ergriffen, alsdenn werden die strei-
tigen Rechte entweder in dem Reichs-Cammer-
Gerichte zu Wetzlar, oder in dem Kayserlichen
Reichs-Hof-Raths-Collegio zu Wien in Discus-
sion
gezogen, und nach erfolgtem allerhöchstem
Ausspruch einem ieden zu seinem Recht geholffen,
und nach Jnhalt der Reichs-Gesetze den benach-
barten Reichs- und Creyß-Fürsten die Commis-
sion
und Execution bißweilen aufgetragen.

Das

I. Theil. XIII. Capitul.
halten denn Conferentien mit den Gegenſeitigen
Miniſtris, und bemuͤhen ſich, einen guten Vergleich
zum Vortheil ihrer Herrſchafft zu treffen. Da es
bißweilen unmoͤglich iſt, in den Tractaten, die bey-
derſeits Hoch-Fuͤrſtliche Theile mit einander ſchlieſ-
ſen, alle Faͤlle vorher zu ſehen, manche Puncte,
auch in den Pactis, nicht mit aller Deutlichkeit, wie
es wohl ſeyn koͤnte und ſolte, iederzeit exprimiret
werden, ſo geſchicht es nicht ſelten, daß, uͤber die
Haupt-Vergleiche, hernach noch gewiſſe Neben-
Receſſe, oder, nach Verflieſſung einiger Zeit, be-
ſondere Dilucidations- und Erlaͤuterungs-Receſſe
aufgerichtet werden.

§. 23. Koͤnnen die Demeleen auf keinerley fried-
liche Weiſe beygelegt werden, ſo provociren die
Fuͤrſten in Teutſchland, denen dieſes zukommt, auf
das Recht der Fuͤrſtlichen Austraͤge, oder ſie im-
plori
ren das allerhoͤchſte Kayſerliche Ober-Rich-
terliche Amt, nachdem ſie vorher alle gelinde Mit-
tel und Wege ergriffen, alsdenn werden die ſtrei-
tigen Rechte entweder in dem Reichs-Cammer-
Gerichte zu Wetzlar, oder in dem Kayſerlichen
Reichs-Hof-Raths-Collegio zu Wien in Diſcus-
ſion
gezogen, und nach erfolgtem allerhoͤchſtem
Ausſpruch einem ieden zu ſeinem Recht geholffen,
und nach Jnhalt der Reichs-Geſetze den benach-
barten Reichs- und Creyß-Fuͤrſten die Commis-
ſion
und Execution bißweilen aufgetragen.

Das
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[228/0252] I. Theil. XIII. Capitul. halten denn Conferentien mit den Gegenſeitigen Miniſtris, und bemuͤhen ſich, einen guten Vergleich zum Vortheil ihrer Herrſchafft zu treffen. Da es bißweilen unmoͤglich iſt, in den Tractaten, die bey- derſeits Hoch-Fuͤrſtliche Theile mit einander ſchlieſ- ſen, alle Faͤlle vorher zu ſehen, manche Puncte, auch in den Pactis, nicht mit aller Deutlichkeit, wie es wohl ſeyn koͤnte und ſolte, iederzeit exprimiret werden, ſo geſchicht es nicht ſelten, daß, uͤber die Haupt-Vergleiche, hernach noch gewiſſe Neben- Receſſe, oder, nach Verflieſſung einiger Zeit, be- ſondere Dilucidations- und Erlaͤuterungs-Receſſe aufgerichtet werden. §. 23. Koͤnnen die Demeleen auf keinerley fried- liche Weiſe beygelegt werden, ſo provociren die Fuͤrſten in Teutſchland, denen dieſes zukommt, auf das Recht der Fuͤrſtlichen Austraͤge, oder ſie im- ploriren das allerhoͤchſte Kayſerliche Ober-Rich- terliche Amt, nachdem ſie vorher alle gelinde Mit- tel und Wege ergriffen, alsdenn werden die ſtrei- tigen Rechte entweder in dem Reichs-Cammer- Gerichte zu Wetzlar, oder in dem Kayſerlichen Reichs-Hof-Raths-Collegio zu Wien in Diſcus- ſion gezogen, und nach erfolgtem allerhoͤchſtem Ausſpruch einem ieden zu ſeinem Recht geholffen, und nach Jnhalt der Reichs-Geſetze den benach- barten Reichs- und Creyß-Fuͤrſten die Commis- ſion und Execution bißweilen aufgetragen. Das

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/252>, abgerufen am 29.03.2024.